Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Jünger

Der Jünger

Titel: Der Jünger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
Vom Netzwerk:
es?”, fragte Rick, als Ben über die Kreuzung schoss.
    “Das weiß ich genauso wenig wie du, aber ich hoffe es. Dieser Typ ist wahnsinnig.”
    “Ja, das sind die Schlimmsten, oder? Du weißt nie, was sie als Nächstes machen. Sie flippen einfach ohne Grund aus.”
    Ben dachte daran, dass der Mann January ausspioniert hatte, und versuchte, seine Besorgnis zu verdrängen. Sie war ein schlaues Köpfchen. Sie würde schon wachsam sein.
    “Wie weit noch?”, wollte Rick wissen.
    “Zwanzig Häuserblocks, vielleicht noch mehr”, murmelte Ben.
    “Die Streife wird vor uns da sein. Wahrscheinlich haben die ihn geschnappt, bevor wir ankommen.”
    “Himmel, das hoffe ich.” Ben trat abrupt auf die Bremse, um nicht in den alten Cadillac vor ihnen zu fahren.
    “Verflucht noch mal!”, rief Rick und schlug mit den Fäusten auf die Armatur. “So eine alte Frau sollte sich nicht mehr ins Auto setzen. Sieh dir das an! Die wird einen Auffahrunfall verursachen oder womöglich noch einen umnieten.”
    “Mag sein, aber ich will nicht derjenige sein, der für ihren oder unseren Tod verantwortlich ist, also beruhige dich. Ich tue, was ich kann.”
    “Ich weiß, ich weiß … Aber stell dir vor, was für eine Presse wir kriegen würden, wenn wir den Kerl von der Straße holen. Der Bürgermeister wird es zu schätzen wissen. Scofields Familie wäre erleichtert und unser Captain nicht weniger. Himmel, das könnte uns eine Beförderung einbringen!”
    Ben dachte wieder an January. “Ich will keine Beförderung. Mich interessiert nur, dass dem Burschen endlich das Handwerk gelegt wird”, murmelte er.
    Jays Gesicht war tränennass, seine Nase lief. Er spürte das Rinnsal, dachte aber, dass es Blut war, weil er so rasende Schmerzen hatte.
    Die Leute starrten ihn an. Er sah das Entsetzen und den Ekel in ihren Gesichtern. Er hörte sich reden, konnte aber selbst nicht verstehen, was er sagte.
    Sein Taxi parkte nur einen halben Block entfernt, aber als er darauf zugehen wollte, torkelte er stattdessen auf ein Paar zu, das gerade aus einem Imbiss kam. Als sie ihn sahen, griff der Mann seine Partnerin am Arm und zog sie aus dem Weg. Jay wollte sich umdrehen, aber sein linkes Bein gehorchte ihm nicht. Er stand mitten auf dem Bürgersteig, ohne die Kontrolle über seinen Körper zu besitzen, als zwei Jugendliche auf ihn zugeschossen kamen wie zwei Raketen.
    Er sah, wie sich die Angriffslust in ihren Gesichtern spiegelte, und versuchte zu fliehen. Doch es war zwecklos. Er stolperte zweimal und wäre beinahe gestürzt, wenn er sich nicht an einer Wand hätte abstützen können. Ein starker Windzug blies ihm durch den Bart, und für einen Augenblick stieg ihm sein eigener Gestank in die Nase. Die Jungen liefen ihm hinterher, lachten ihn aus, zeigten auf ihn und hielten sich demonstrativ die Nase zu. Sie schienen noch nicht einmal alt genug zu sein, um Auto zu fahren.
    “He, Franco … Sieh dir diesen Jesusfreak an. Der hat ja einen längeren Bart als der Nikolaus. Was hältst du davon, wenn wir ihm einen Haarschnitt und eine Rasur verpassen?”
    “Vergiss es, Juanito, der stinkt viel zu sehr. Was der braucht, ist ein Bad.”
    “Ja … Du hast recht. Ein Bad. Er braucht dringend ein Bad.”
    Juanito begann, einen Rap um Jay herumzutanzen, zeigte mit dem Finger auf ihn und rief im Takt:
    “Stinkstiefel, Stinkstiefel …
    Steht auf der Straße rum
,
    Nasen und Mägen aller Leute dreh'n sich um
,
    wasch den Kopf
,
    wasch die Füße
,
    deinen stinkenden Arsch, du Knalltüte!”
    Kraftlos hob Jay den Arm. Er wollte sie anschreien, brachte aber nur ein Krächzen zustande. Das stachelte die beiden nur noch mehr an. Sie lachten und lästerten, sprangen auf ihn zu und wichen ihm wieder aus, während er mit den Armen fuchtelte.
    Eine ältere, gut gekleidete Frau kam aus demselben Imbiss wie das Paar vorher. Sie ging auf ihren Wagen zu, als sie bemerkte, was dort vor sich ging.
    “Ihr da! Jungs! Lasst den Mann in Ruhe! Hört ihr nicht? Macht, dass ihr wegkommt, bevor ich die Polizei rufe!”
    Sie zeigten ihr den erhobenen Mittelfinger, rannten aber in die andere Richtung davon. Jay stand gegen die Mauer gelehnt da und zitterte so stark, dass er kaum atmen konnte.
    “Ist alles in Ordnung?”, fragte die Frau.
    Jay wollte lostaumeln, da wurde ihm klar, dass es sich um eine ältere Frau handelte, die ihm zu Hilfe gekommen war. Der Schmerz in seinem Kopf begann langsam wieder nachzulassen, und er war inzwischen wieder klar genug, um ein paar Worte

Weitere Kostenlose Bücher