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Der Jünger

Der Jünger

Titel: Der Jünger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Sala
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ja?”
    “Sicher.”
    Es war bereits kurz nach drei Uhr nachmittags, als Ben und Rick endlich die Gelegenheit bekamen, Mittag zu essen. Sie hielten an einem kleinen Lokal mit dem Namen Jerrys Java. Der Kaffee hier war grauenhaft, aber die Burger waren gut.
    Rick zeigte auf den Fernseher, der an der Wand hing. “Hey, North, sieh dir das mal an.”
    Ben griff gerade nach dem Salz, als er hochblickte. Der Anblick des Frauengesichts auf dem Bildschirm verschlug ihm fast den Atem.
    Er beobachtete es so eingehend, dass er eine winzige Schweißperle an der rechten Augenbraue entdeckte. Die Kamera liebte diese attraktive Journalistin. Die Perspektive öffnete sich und zeigte erst die zarte, verführerische Linie ihres Halses, dann das rote Jackett mit dem Halstuch, das ihr so gut stand. Ben seufzte und merkte gar nicht, wie der Ketchup von seinem Burger lief und ihm auf die Finger kleckerte.
    Der Sender strahlte mal wieder eines der beliebten Live-Interviews von January DeLena aus. Es war nichts, was er nicht schon ein Dutzend Mal vorher gesehen hätte. Doch das änderte nichts an diesem komischen Gefühl in seinem Bauch. Er wollte sie. Genauso wie damals, als er sie geküsst hatte, und so wie auch jeden Abend, wenn er ins Bett ging. Er konnte diese Begierde nicht verleugnen. Aber mehr war es nicht – nur Begierde. Ein Cop, der etwas auf sich hielt, würde sich nie ernsthaft mit einem dieser Medienpüppchen einlassen. Zu oft hatten Reporter einen Fall vermasselt, indem sie die Informationen zu früh veröffentlichten. Sie konnten einem hart arbeitenden Polizisten mit diesem “Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf, es zu wissen” ganz schön zu schaffen machen. January war da keine Ausnahme. Obwohl er sich fairerweise eingestehen musste, dass sie ihm noch nie eine Ermittlung vermasselt hatte. Trotzdem war und blieb sie immer noch eine Journalistin und damit ein Teil seines Problems.
    Er blickte sich im Lokal um und hoffte, dass ihn niemand dabei beobachtet hatte, wie er geifernd – wie ein liebeskranker Teenager – auf den Bildschirm starrte. Zufrieden, weil alle zu sehr mit ihrem eigenen Essen beschäftigt waren, um von ihm Notiz zu nehmen, biss er noch einmal von seinem Burger ab, bevor er sich einen zweiten Blick erlaubte.
    Verdammt, sie sah heiß aus. Ihre Augen hatten die Farbe von Zartbitterschokolade, und bei diesem Mund konnte ein Mann den Verstand verlieren. Ihre vollen, geschwungenen Lippen regten seine ausgefallensten erotischen Fantasien an.
    Er stöhnte auf.
    Rick sah ihn an. “Alles in Ordnung?”
    “Ja, ich habe mir nur gerade auf die Lippe gebissen”, erklärte Ben. Seine kleine Notlüge war zwar nicht originell, aber immer noch besser als die Wahrheit.
    Rick deutete auf die Pommes frites auf Bens Teller. “Isst du die noch?”
    “Ja”, erwiderte Ben, die Augen weiter starr auf den Fernseher gerichtet.
    Rick zuckte mit den Schultern und winkte der Kellnerin hinter der Theke zu, um ein Stück Kuchen zu bestellen.
    Als Januarys Beitrag beendet war, verlor Ben das Interesse und konzentrierte sich wieder auf sein Essen. Die Nachrichtensendung war aber noch nicht zu Ende. Rick zeigte erneut lachend auf den Bildschirm. “Sieh dir doch bloß diesen Verrückten an.”
    Wieder blickte Ben zum Fernseher. Gezeigt wurde ein Mann in merkwürdiger Aufmachung. Offensichtlich handelte es sich um einen dieser religiösen Fanatiker. Aber warum predigte er auf den Stufen des Finanzamts?
    “Was ist denn mit dem Latschenträger?”, wollte Ben Genaueres wissen.
    “Wer weiß?” Rick winkte der Kellnerin, die gleich darauf mit einer Kanne frischem Kaffee zu ihnen an den Tisch kam. “Hallo, meine Süße, mach mir doch bitte ein bisschen Sahne auf den Kuchen, ja?”
    “Sicher, Sekunde”, versprach sie und lief zurück.
    Ben entdeckte Jerry, den Besitzer des Lokals, und deutete auf den Fernseher. “Jerry, kannst du den Ton mal lauter stellen?”, fragte er.
    Jerry nahm die Fernbedienung, die hinter der Theke lag, und richtete sie auf das Gerät.
    “… schien entschlossen, die Finanzbeamten zu vertreiben”, dröhnte die Nachrichtenstimme.
    “Sieht so aus, als wenn der Typ einen Seelenklempner braucht”, bemerkte Rick.
    “Brauchen wir den nicht alle?”, murmelte Ben und angelte nach seinen Pommes.
    January saß an ihrem Schreibtisch und arbeitete an einem Bericht für die Zehn-Uhr-Nachrichten, als ihr Telefon klingelte. Geistesabwesend nahm sie den Hörer ab. Während sie noch an ihrem Schlusssatz feilte,

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