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Der Jüngling

Der Jüngling

Titel: Der Jüngling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovi Dostoevskij
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damit so die Subskription auf die Aktien stattfinden könne. Der Bucklige willigte ein – man kann sich vorstellen, für welchen Preis! Nicht lange darauf (es hatte nur sehr kurze Zeit gedauert) waren alle bankrott, das ganze Unternehmen war geplatzt, die ganze Idee zum Teufel, und die Aktien hatten jeden Wert verloren. Wer hatte dabei gewonnen? Nur der Bucklige, eben weil er keine Aktien genommen hatte, sondern bare Louisdors. Nun, dieser Bucklige bin ich! Ich habe Willenskraft genug gehabt, um nur von Brot zu leben und mir kopekenweise zweiundsiebzig Rubel zusammenzusparen; da wird sie wohl auch ausreichen, um mitten in dem fieberhaften Taumel, der alle ergriffen hat, die Besonnenheit zu bewahren und den sicheren Gewinn dem großen vorzuziehen. Kleinlich bin ich nur in kleinen Dingen, in großen nicht. Zur Selbstbeherrschung im Kleinen hat meine Charakterfestigkeit oft nicht ausgereicht, auch nicht nach dem Entstehen meiner »Idee«, aber wo es sich um Großes handelt, reicht sie immer aus. Wenn mir meine Mutter morgens, bevor ich in den Dienst zum Fürsten ging, kalt gewordenen Kaffee vorsetzte, wurde ich ärgerlich und sagte ihr Grobheiten, und dabei war ich doch derselbe Mensch, der einen ganzen Monat lang nur von Brot und Wasser gelebt hatte.
    Kurz, es wäre unnatürlich, wenn ich nicht Geld verdienen sollte, wenn ich nicht lernen sollte, wie man welches verdient. Und ebenso unnatürlich wäre es, wenn jemand beiununterbrochenem, gleichmäßigem Sparen, bei ununterbrochener Achtsamkeit und nüchterner Denkweise, bei Enthaltsamkeit und kluger Wirtschaft, bei stets wachsender Energie, ich wiederhole es, es wäre unnatürlich, wenn er da nicht Millionär werden sollte. Wodurch sonst hat sich jener Bettler sein Geld erworben als durch seine fanatische Charakterfestigkeit und Energie? Bin ich denn schlechter als der Bettler? Und schließlich, mag ich auch nichts erreichen, mag auch meine Berechnung falsch sein, mag ich auch scheitern und zugrunde gehen – ganz egal, ich unternehme es. Ich unternehme es, weil ich es will. Das hatte ich mir schon in Moskau gesagt.
    Man wird mir sagen, daß hier gar keine »Idee« und absolut nichts Neues vorliege. Aber ich erwidere, und zwar jetzt zum letztenmal, daß hier eine unendlich große Idee und unendlich viel Neues vorliegt.
    Oh, ich habe es ja vorhergeahnt, wie trivial alle Einwendungen sein werden, und wie trivial auch das erscheinen wird, was ich selbst zur Erläuterung meiner »Idee« sage.
    Nun, was habe ich ausgesprochen? Noch nicht den hundertsten Teil dessen, was ich eigentlich zu sagen hätte; ich fühle, daß es kleinlich, plump, oberflächlich herausgekommen ist und sogar noch jugendlicher, als es mein Lebensalter an sich schon mit sich bringt.

III
     
    Es bleiben noch die Antworten auf die Fragen »Warum?« und »Wozu?« und »ist es eine sittlich gute Handlungsweise?« usw. usw.; auf diese Fragen hatte ich zu antworten versprochen.
    Es tut mir leid, daß ich den Leser gleich von vornherein enttäuschen muß, es tut mir leid und freut mich zugleich. Man wisse also, daß in meiner »Idee« absolut nichts von einem Gefühl der »Rache« liegt, nichts Byronsches, keine Flüche, keine Klagen wegen Vaterlosigkeit, keine Tränen über illegitime Geburt, nichts Derartiges, nichts. Kurz, sollten meine Aufzeichnungen einer romantischen Dame in die Hände fallen, so wird sie sogleich ein Gesicht ziehen.Der ganze Zweck meiner »Idee« ist Absonderung von den Menschen.
    »Aber Absonderung kann man erreichen, auch ohne damit zu renommieren, daß man ein Rothschild werden will. Inwiefern muß man dazu ein Rothschild sein?«
    »Insofern, als ich außer der Absonderung auch Macht brauche.«
    Ich schicke voraus: der Leser wird über die Offenherzigkeit meiner Beichte vielleicht einen Schreck bekommen und sich in seiner Harmlosigkeit fragen: ›Wie ist es nur möglich, daß der Verfasser dabei nicht errötet?!‹ Darauf antworte ich: ich schreibe nicht, um gedruckt zu werden; einen Leser werde ich wahrscheinlich erst nach zehn Jahren haben, wenn alles schon dermaßen klargeworden, in die Vergangenheit zurückgewichen und bewiesen sein wird, daß zum Erröten kein Anlaß mehr bestehen wird. Wenn ich mich daher in diesen meinen Aufzeichnungen manchmal an den Leser wende, so ist das lediglich eine Form. Mein Leser ist ein Geschöpf meiner Phantasie.
    Nein, nicht meine illegitime Geburt, mit der ich bei Touchard so viel gehänselt wurde, nicht die traurigen Jahre meiner Kindheit,

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