Der Jüngstre Tag
er davon überzeugt, dass Jane im Tsunami ums Leben gekommen war.
Als sich das Dingi näherte und die beiden Gruppen sich mit großem Hallo begrüßten, begann Mark, sich ernsthaft Sorgen zu machen. Robert fehlte.
»Wo ist Robert?«, fragte Mark ängstlich, als Lee, Luke, Penny und Steven ans Ufer traten, aber Abstand hielten.
Steven warf Luke einen Blick zu. Die Frage trieb ihm die Tränen in die Augen. »Wir sprechen später darüber.«
»Hast du den Koala gesehen?«, rief Tommy Lee zu.
»Habt ihr was zu essen?«, fragte Steven, ehe Lee antworten konnte.
»Keine Sorge. Das Essen ist fertig und wartet auf euch«, erwiderte Mark. »Beim Essen könnt ihr uns alles erzählen.« Mark fiel es schwer zu warten, denn er wollte unbedingt wissen, was mit Robert geschehen war. War der Reiz der Aborigine-Frauen zu groß gewesen? Hatte er sich geweigert, Brisbane zu verlassen? Mark spürte Wut in sich aufsteigen. Wenn es sein musste, würde er selbst nach Australien segeln und den Jungen persönlich da rausholen!
Die beiden Gruppen hielten Abstand, als sie den Hügel hinaufeilten. Das Essen wurde in den Gärten der beiden angrenzenden Grundstücke an zwei Gartentischen serviert. Um das Haus, in dem Steven, Penny und Lee wohnten, war noch immer Absperrband gespannt, was die Tatsache unterstrich, dass sie weiterhin in Isolation leben mussten. Sie aßen getrennt von den anderen auf der anderen Seite des Flatterbandes.
»Jetzt erzählt mal, was passiert ist«, forderte Mark sie auf, als alle mit dem Essen begonnen hatten.
Die Gemeinschaft von Gulf Harbour lauschte aufmerksam. Luke berichtete zuerst von seinen Erlebnissen und beschloss das Brisbane-Sandwich nicht zu erwähnen. Da er aber über einige Begebenheiten schnell hinwegging, vermuteten alle Erwachsenen, dass er seine Jungfräulichkeit verloren hatte. Als Luke über die Ermordung seines Bruders sprach und Mühe hatte, die Tränen zurückzuhalten, übernahm Steven.
»Warum habt ihr so viel Zeit damit verbracht, die Archangel zu überholen?«, fragte Mark, als Steven mit der Geschichte fertig war.
»Die Gelegenheit war zu günstig, um sie uns entgehen zu lassen. So, jetzt haben wir genug erzählt. Jetzt sag du uns mal, wie es hier so läuft.«
Penny warf Steven einen Blick zu. Ihr Gesichtsausdruck spiegelte, wie wütend sie war, weil er seinem Vater den wahren Grund für die Instandsetzung der Jacht verschwieg.
»Zuerst möchte ich einen Toast ausbringen«, sagte Mark. Er stand auf, goss den Erwachsenen an seinem Tisch Wein ein und bedeutete Steven, es an seinem Tisch ebenfalls zu tun.
Steven, der ein schlechtes Gewissen hatte, weil er seinem Vater etwas verheimlichte, fühlte sich noch schlechter, als Mark sein Glas hob und sagte: »Auf Steven, Penny, Luke und Lee. Willkommen zu Hause.«
Alle hoben ihre Gläser. »Auf Steven, Penny, Luke und Lee.«
Als Steven von seinem Wein nippte, sah er, dass Luke den Tränen nahe war. »Würdet ihr bitte aufstehen?«, bat Steven die anderen. »Ich finde, wir sollten in Gedenken an Robert eine Minute schweigen.«
Alle erhoben sich. Luke war nicht der Einzige, der heulte. Diejenigen, die nicht weinten, waren den Tränen nahe. Erst als Luke sich fünf Minuten später wieder gefasst hatte und sich hinsetzte, beendete die Gemeinschaft das Schweigen in Gedenken an Robert.
Steven goss Wein nach und wiederholte seine Frage. »Und wie ist es hier in Gulf Harbour gelaufen?«
Mark berichtete ausführlich über die Fortschritte, die sie in den vergangenen beiden Monaten gemacht hatten. Sein Enthusiasmus steckte die anderen an und vertrieb langsam die gedrückte Stimmung.
Sie hatten viel erreicht. Ihr erster Erfolg war der Kampf gegen die Hunde. Die meisten waren vergiftet worden. Die Gemeinschaft musste noch immer vor vereinzelten Streunern auf der Hut sein, aber da der größte Teil der Meute tot war, konnten sie den Aufbau ihrer Basis vorantreiben. Sie hatten eine Expedition ans Ende der Halbinsel unternommen und Rinder und Schafe gefunden, sodass sie ihren Viehbestand vergrößern konnten. Die Pflanzen in den neu angelegten Gärten auf den Hängen des Marina Hill trugen schon Früchte. Jeden Tag kehrte ein Trupp mit weiteren Setzlingen, Obstbäumen und Weinstöcken von Beutezügen zurück. An den meisten Tagen angelten sie, und die Räucherkammer war fast ständig in Betrieb. Die Muschelbänke in der Okoromai Bay, die der Tsunami weggerissen hatte, erholten sich allmählich.
Kaum hatte Mark den Bericht über das bereits
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