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Der Jüngstre Tag

Der Jüngstre Tag

Titel: Der Jüngstre Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Green
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Erreichte beendet, begann er mit seinen Zukunftsplänen. Steven fühlte sich bei den Worten seines Vaters überhaupt nicht wohl in seiner Haut. Bei vielen dieser Projekte war die Gemeinschaft auf seine Kenntnisse und sein handwerkliches Geschick angewiesen. Es ging um Pläne für ein Kraftwerk, den Bau einer Windmühle, den Ausbau des Wasser- und Abwassersystems, die Errichtung von Werkstätten und das Aufstellen von Anlagen zur Verarbeitung und zum Einkochen von Lebensmitteln. Die Arbeiten würden Monate dauern. Er war erleichtert, als sein Vater schließlich sagte: »Da wir gerade über die anstehenden Arbeiten sprechen – wir sollten uns sputen. Heute liegen noch drei Stunden Arbeit vor uns.«
    Die an den Tischen versammelten Familienmitglieder murrten wohlwollend, ehe die Gruppe einschließlich der Kinder aufstand und sich in Bewegung setzte.
    Als Mark und Allison aufstanden, um ihnen zu folgen, stieß Penny Steven in die Rippen. »Sag es ihm jetzt«, flüsterte sie.
    »Dad, bevor du gehst, muss ich noch mit dir sprechen.«
    Mark blieb abrupt stehen. Stevens Ton verhieß, dass es um eine ernste Sache ging.
    Steven legte einen Arm um Penny, die Lee an der Hand hielt. Luke rückte näher an sie heran, als wünschte er sich insgeheim, zu ihrer Familie zu gehören.
    Es war nicht möglich, seinem Vater die Nachricht schonend beizubringen. »Penny und ich haben beschlossen, mit Lee nach England zurückzukehren.«
    Mark konnte seine Wut nicht verbergen. »Warum um Himmels willen?«
    »Hier gibt es für uns keine Zukunft.«
    »In Haver gibt es für euch auch keine Zukunft. Sie werden Lee dort nicht haben wollen, wenn sie erfahren, dass er den Typhus-Erreger trägt.«
    »Wenn wir in Isolation leben müssen, möchten wir in England leben. Penny möchte sich davon überzeugen, dass es ihrer Mutter gut geht. Und ich möchte bei Penny sein. Das bedeutet, dass ich sie begleiten muss.«
    »Was willst du da? Ein Leben in Sklaverei führen? Das ist das Beste, worauf du hoffen kannst, wenn Nigel dich zu fassen kriegt. Er hat dich zum Tode verurteilt, oder hast du das schon vergessen?«
    »Ich bin nicht blöd!«, schrie Steven seinen Vater an. »Die Situation in Haver ist mittlerweile vielleicht eine andere. Vielleicht flattern der Union Jack und das Georgskreuz über dem West Gate.«
    »Vielleicht fliegen auch Schweine über den Lawn Court«, entgegnete Mark aufgebracht. »Und was willst du tun, wenn du dort ankommst und Paul die Flaggen nicht gehisst hat?«
    »Wir platzen da nicht einfach hinein, sondern benutzen unseren gesunden Menschenverstand. Zuerst errichten wir ein paar Meilen entfernt ein Lager, schleichen uns in den Park und reden mit den Arbeitern auf der Farm und in den Gärten.«
    »Ich sehe keinen Sinn darin, dass ihr nach England gehen wollt. Du wirst nichts erreichen. Lee ist ein Träger.«
    »Ich will meine Mutter wiedersehen«, schrie Penny. »Ich möchte, dass sie Lee wiedersieht, wenn auch nur aus der Entfernung. Und ich möchte ihr mein Baby zeigen.«
    Mark sah sie an. Na klar: Sie war schwanger. Warum war ihm das nicht aufgefallen? »Herzlichen Glückwunsch … euch beiden«, knurrte er. Er hätte Luftsprünge machen müssen. Noch ein Enkelkind – ein Zuwachs für die Gemeinschaft. Doch er fühlte sich betrogen. Penny wollte ihm nicht nur Steven wegnehmen, sondern sie hatte auch vor, der Gemeinschaft die Gene zu stehlen, die sie so dringend brauchte.
    Und als Mark schon glaubte, es könnte nicht schlimmer kommen, meldete Luke sich zu Wort.
    »Ich möchte auch zurück.«
    »Das geht nicht.«
    »Das ist Lukes Entscheidung«, sagte Allison leise.
    »Ist es nicht. Er wird hier gebraucht.«
    Allison wurde wütend. »Was ist aus der Demokratie geworden? Du bist ein schlimmerer Diktator als Nigel!«, schrie sie Mark im Weggehen an.
    Mark fühlte sich genötigt, Allisons rhetorische Frage zu beantworten. »Manchmal ist Demokratie ein Luxus, den wir uns nicht leisten können.«
    »Ich will zurück. Demokratie hin oder her«, sagte Luke trotzig.
    »Das geht nicht.«
    »Du kannst mich hier nicht festhalten. Wenn es sein muss, suche ich mir ein Schiff und segle allein nach England.«
    Mark war zu wütend, um darauf zu antworten. Steven wollte seinem Vater ein Friedensangebot machen. »Dad, ich lasse dich und die anderen nicht im Stich. Ich helfe euch, alle wichtigen Bauprojekte zu realisieren, ehe ich aufbreche.« Mark sagte noch immer nichts. Steven, der über den Verlauf des Gesprächs furchtbar unglücklich war,

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