Der Jüngstre Tag
besaß.
»Könnt ihr uns etwas zu essen und Wasser geben?«, rief Allison. »Ohne Proviant kommen wir nicht bis nach Neuseeland.«
Die große Frau flüsterte Corky etwas ins Ohr. »Ihr seid zehn Mann an Bord, einschließlich der beiden kleinen Jungs, richtig?«, sagte er.
»Elf – nein, zehn«, bestätigte Mark, der begriff, dass auch Corky ein starkes Fernglas besitzen musste.
»Meine Mädels rudern zu eurem Schiff und bringen euch ein paar Vorräte. Genug bis Neuseeland. Vorausgesetzt, ihr Scheiß-Kiwis esst getrocknetes Känguru- und Dugongfleisch. Sobald ihr das Wasser und die Vorräte habt, lichtet ihr den Anker und haut ab. Ich warne euch. Ich beobachte die Küste. Wenn ihr zurückkommt, schieße ich dem kleinen Scheißkerl eine Kugel in den Kopf. Und wenn einer von euch einen Fuß auf mein Land setzt, geht es ihm genauso.«
Als sie auf den Proviant warteten, stellten Steven und Mark sich aufs Vordeck der Archangel und besprachen die Situation. Sie diskutierten aufgeregt verschiedene Möglichkeiten und erwogen das Für und Wider.
Während sie miteinander sprachen, wurden zwei Boote ins Wasser gelassen und jenseits des Ufers verankert. Corky überwachte, wie zahlreiche Frauen und Kinder Vorräte ans Ufer trugen und sie in eines der beiden Ruderboote luden. Dann sprangen vier Frauen, unter ihnen auch die große Frau, die Corkys rechte Hand und Lieblingsfrau zu sein schien, und ein junges Mädchen in das zweite Ruderboot und ruderten zur Archangel . Das zweite Ruderboot mit den Vorräten zogen sie hinter sich her.
Als die beiden Boote ihr Schiff erreichten, traf Mark eine Entscheidung. Er bat Steven, die Übergabe der Vorräte achtern zu überwachen, und rief Luke zu sich aufs Vordeck.
»Wir müssen deinen Bruder hierlassen«, erklärte er dem Jungen. »Corky, wie er sich nennt, ist ein gefährlicher Mann. Wenn wir versuchen, Robert jetzt zurückzuholen, geraten wir in ernsthafte Schwierigkeiten. Es könnte sein, dass jemand getötet wird. Verstehst du das?« Luke nickte. »Wir werden zurückkehren und ihn holen. Aber wir müssen warten, bis Corky nicht mehr so genau aufpasst.«
»Wann kehren wir zurück?«
»In einem Monat. Vielleicht auch in zwei oder drei Monaten. Es kommt darauf an, welche Situation wir in Gulf Harbour vorfinden.«
Die Aborigine-Frauen und die Mannschaft der Archangel plauderten aufgeregt miteinander, als Proviant und Wasser übergeben wurden. Tommy sprang in das erste Ruderboot, um mit einem kleinen Mädchen zu sprechen und sein Koala-Junges zu streicheln.
»Komm her, Lee«, schrie Mark, als der zweite Junge sich anschickte, über die Rettungsleine zu klettern, um sich seinem Cousin anzuschließen. Enttäuscht ging Lee zu Mark, der sich hinunterkniete und ernst mit ihm sprach. Dann lief Lee wieder über das Deck und sprang in das Ruderboot. Eine der Aborigine-Frauen setzte die kleinen Jungen auf ihren Schoß, drückte sie an ihren nackten Körper und geriet vollkommen in Verzückung.
Mark sprach kurz mit Steven, der Penny bat, aufs Vordeck zu kommen.
»Es tut mir leid, aber wir brauchen mehr Wasser«, sagte Mark, als die Frauen ihnen die letzten Vorräte überreichten.
Fergus wusste, dass die Tanks fast voll mit Regenwasser waren. Er wollte gerade etwas sagen, als er Marks durchdringenden Blick spürte.
»Könnten wir bitte noch mehr Wasser haben?«, fragte Mark.
»In Ordnung«, sagte die große Frau zögernd. »Aber Corky wird das nicht gefallen.«
»Komm zurück aufs Schiff«, rief Jessica Tommy zu. Widerwillig folgte der Junge dem Befehl.
»Darf ich mit an Land fahren und mir die anderen Koalabären ansehen?«, fragte Lee seine Mutter.
Jessica sah Penny ungläubig an, als diese zustimmend nickte. Die Ruderboote legten ab, und Lee war noch immer an Bord.
»Ich kann nicht glauben, dass du Lee einem solchen Risiko aussetzt«, sagte Allison zu Mark, als dieser ihr seinen Plan erklärte. Ihre Empörung richtete sich ebenso gegen Penny und Steven wie gegen Mark.
Leider ging Marks Plan nicht auf. Er hatte Lee das Haus gezeigt, in dem Robert und das junge Mädchen verschwunden waren. Der Junge sollte sofort hingehen und Robert sagen, dass er zur Archangel zurückkehren sollte und er, wenn er wollte, das Mädchen mitbringen könne. Doch der kleine Junge musste dringend pinkeln und lief zuerst zu der Latrine am Strand. Als er die Latrine wieder verließ, entdeckte ihn Corky und jagte ihn zum Ruderboot, ehe er die wichtige Botschaft überbringen konnte. Beunruhigt beobachtete
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