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Der Jüngstre Tag

Der Jüngstre Tag

Titel: Der Jüngstre Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Green
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unterwegs? Wer waren die Frauen? Warum hatten sie überlebt? War es möglich, dass sie mit ihm verwandt waren? Es war eher unwahrscheinlich. Sie sahen definitiv wie Aborigines aus.
    Offenbar waren sie nicht aus ihren Häusern geflohen. Vielleicht war es auch übertrieben, ein paar Tage zu warten. Mark beschloss, mit ein paar Leuten ans Ufer zu rudern, wenn sie sich bis morgen Mittag nicht genähert hatten.
    Als er diese Entscheidung getroffen hatte, machte er es sich auf seinem Platz bequem und genoss den Frieden und die Stille der Nacht, das leichte Schaukeln des Schiffes und das glitzernde Mondlicht in der Takelage. Es wäre schön gewesen, wenn Allison zu ihm gekommen wäre, um die Nacht mit ihm zu genießen.
    Als Marks Wache zu Ende ging, hörte er Stimmen unter Deck. Vielleicht war Allison aufgewacht und kam ins Cockpit, um nun doch noch ein wenig Zeit mit ihm zu verbringen? Doch es war Robert, der die Kajütenleiter heraufstieg.
    »Eine schöne Nacht«, sagte Mark, als der Junge das Cockpit betrat.
    »Fahren wir morgen an Land?«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Ich werde zuerst mit Steven die Lage erkunden. Wenn es zu gefährlich ist, legen wir ab und gehen woanders an Land.«
    Robert stellte sich auf die Badeplattform, pinkelte und schaute hinüber zum Strand. Er blieb eine ganze Weile dort stehen, ehe er wieder an Deck stieg und die Kajütenleiter hinuntereilte.
    »Halt die Augen offen«, befahl Mark Fergus, als er ihm um vier Uhr morgens die Wache übergab. Jessica begleitete Fergus, und das Paar hielt wie immer Händchen. Mark beneidete sie.
    Fergus nahm das Fernglas in die Hand, richtete es aufs Ufer und sah die glimmende Glut. »Rechnest du noch immer mit Ärger?«
    »Man weiß nie. Jedenfalls müsst ihr wachsam bleiben. Ich möchte nicht, dass ihr einschlaft.«
    »Keine Sorge. Ich halte ihn schon wach«, versicherte Jessica Mark, als dieser das Cockpit verließ.
    Es schien ewig zu dauern, bis sie sicher waren, dass Mark in seiner Koje lag. Sie warfen noch einen letzten Blick auf den Strand, und dann gingen sie beide barfuß auf Zehenspitzen zum Vordeck.
    Die Wache von zwölf bis vier, für die Mark sich selbst eingeteilt hatte, war, was schlafen betraf, die schwierigste von allen. Man schlief ein paar Stunden vor Mitternacht, übernahm die Wache, und nach der Wachablösung hatte man große Probleme, vor Tagesanbruch wieder einzuschlafen.
    Heute Nacht hatte Mark noch größere Schwierigkeiten als sonst. Seit über einem Jahr war es seine erste Nacht auf einem Schiff vor Anker. Das Knirschen der Takelage und die Geräusche, wenn das Schiff mit gesetzten Segeln durchs Wasser fuhr, wurden durch weniger vertraute Geräusche ersetzt: das Knarren der Ankerkette in der Ankerklüse, unbekanntes Knacken und Ächzen im Schiffsrumpf. Er hörte auch Geräusche auf dem Vordeck. Vermutlich prüften Fergus und Jessica den Anker. Mark hörte nicht, dass sie ins Cockpit zurückkehrten, und nahm an, dass sie den Strand vom Bug aus beobachteten. Und allmählich döste er ein.
    Plötzlich wachte er auf. Jemand ging durch die Kabine. Er wartete auf das verräterische Quietschen der Toilettentür, doch stattdessen hörte er das deutliche Knarren der zweiten Stufe der Kajütenleiter. Wahrscheinlich ging einer der Männer nach oben, um seine Blase zu entleeren. Robert konnte es nicht sein, denn er war schon während Marks Wache an Deck gekommen, um zu pinkeln. Luke schlief immer die ganze Nacht durch. Fergus war an Deck. Es musste Steven sein. Mark döste wieder ein.
    Er hatte sonderbare Träume. Er sah Tante Margaret, wie sie verzweifelt versuchte, in ihrem Rollstuhl vor Damian wegzurollen. Dann sah er nackte schwarze Frauen, die an einem Feuer saßen, und hörte Stimmen singen: »Robert ist weg. Robert ist weg.«
    Doch das war kein Traum. Mark schrak aus dem Schlaf hoch. Es war Allison.
    »Robert ist weg«, sagte sie.
    »Was soll das heißen, er ist weg?«
    Allison lief davon, ohne seine Frage zu beantworten. Mark blieb nichts anderes übrig, als in aller Eile Shorts und T-Shirt anzuziehen und ihr an Deck zu folgen.
    Alle anderen warteten schon auf ihn. Sie wussten, wie wütend ihn die Neuigkeit machen würde. Nachdem klar war, dass Robert verschwunden war, dauerte es fünf Minuten, bis sie Allison überreden konnten, in die Kabine zu gehen und Mark zu informieren.
    Dieser blinzelte in das helle Sonnenlicht. »Wie spät ist es?«, fragte er.
    »Halb elf«, sagte Steven, der hastig die Sicherungsleinen löste, um das

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