Der Jüngstre Tag
Dingi ins Wasser zu lassen.
»Was? Wie lange ist er schon weg?«
»Das wissen wir nicht«, erwiderte Fergus schüchtern.
»Was soll das heißen, ihr wisst es nicht?«
»Wir dachten, er würde in seiner Koje liegen. Niemand hat nachgesehen. Er muss in der Nacht an Land gegangen sein.«
»Während eurer Wache.« Mark drückte einen Finger auf Fergus’ Brust.
»Wir wissen nicht, wann er abgehauen ist. Es könnte auch während deiner Wache gewesen sein.«
»Unsinn! Während Stevens Wache kann es auch nicht gewesen sein. Robert ist um halb vier an Deck gekommen, um zu pinkeln.«
»Während unserer Wache ist er nicht hochgekommen. Wir waren die ganze Zeit im Cockpit.«
»Und wir waren die ganze Zeit wach«, fügte Jessica hinzu, um Fergus zu unterstützen.
»Ihr wart nicht die ganze Zeit im Cockpit. Ich habe euch auf dem Vordeck gehört.«
»Was spielt es für eine Rolle, wann er abgehauen ist?«, fragte Steven. »Wir sollten an Land rudern und ihn zurückholen. Wir müssen auf jeden Fall an Land und Kontakt zu den Leuten aufnehmen. Sie haben bisher nichts unternommen, um zu uns zu kommen.«
Mark nahm das Fernglas und betrachtete den Strand. Drei Frauen saßen neben zwei Booten und reparierten Netze. Ein paar kleine Kinder spielten in ihrer Nähe. Von Robert war weit und breit nichts zu sehen.
»Okay«, sagte Mark und nickte Steven zu. »Dann nichts wie los.«
»Ich komme mit«, sagte Luke.
»Auf gar keinen Fall.«
»Er ist mein Bruder.«
»Ich finde, er sollte mitkommen«, mischte Steven sich ein. »Wir brauchen noch einen Ruderer.«
»Aber benimm dich«, warnte Mark Luke, der bereits in das Dingi gestiegen war.
»Ich komme auch mit«, sagte Fergus.
»Du bleibst, wo du bist«, fuhr Mark ihn an. »Und mach deinen Job diesmal bitte ordentlich. Halt die Augen auf und pass auf die Archangel und den Rest der Mannschaft auf.«
»Ich komme mit«, sagte Allison schnell, ehe Mark widersprechen konnte. »Am Strand sind nur Frauen. Sie werden entspannter sein, wenn sie eine Frau in dem Dingi sehen.« Mark nickte, und Allison stieg ein.
»Was ist mit den Gewehren?«, fragte Steven, als Mark am Heck ins Dingi kletterte.
»Es ist wohl besser, wenn wir unbewaffnet gehen und zeigen, dass wir ihnen nichts Böses wollen, oder?«, sagte Allison.
Mark nickte und wandte sich an den Rest der Mannschaft. »Ich hoffe, wir sind bald zurück. Dann könnt ihr auch an Land gehen und euch die Beine vertreten.«
»Wir gehen an Land, wir gehen an Land!«, riefen Tommy und Lee, als Steven und Luke vom Heck der Archangel wegruderten.
»Bei einem Ausflug an Land können sie sicher eine Menge lernen«, sagte Steven leise zu dem grinsenden Luke, als sie die Ruder durchs Wasser zogen.
Mark war so wütend auf Robert, dass er nicht darüber lachen konnte. Während Steven und Luke ruderten, saß er auf dem Querbalken und beobachtete das Ufer durch das Fernglas. Als sie sich dem Strand näherten, rannten die Kinder auf die Häuser zu, und die Frauen hörten auf zu arbeiten. Sie nahmen etwas in die Hand, das Mark im ersten Augenblick für Gehstöcke hielt. Dann gingen sie langsam ans Ufer und auf das sich nähernde Dingi zu. »Hört auf zu rudern«, sagte Mark plötzlich. »Sie haben Speere.«
»Köpfe runter!«, schrie Allison. Als sie die Angst in ihrer Stimme hörten, folgten sie augenblicklich dem Befehl. Luke und Steven ließen sich auf den Boden des Boots fallen, und Mark warf sich auf sie. Ein sonderbares Surren näherte sich, und als sie den Blick hoben, sahen sie die verschwommene Form eines Bumerangs, der um das Boot kreiste und zurück zum Ufer flog.
»Was wollt ihr?«, rief eine Männerstimme.
Zögernd schauten Luke, Mark, Steven und Allison über das Dollbord des Dingis. »Ich habe gefragt, was ihr wollt?«, wiederholte die Stimme.
Ein stämmiger, muskulöser Mann stand mit dem Bumerang in der Hand neben einem Baum am Strand. Er war um die vierzig und trug eine khakifarbene Baggy-Shorts. Neben ihm standen acht nackte Frauen, alle mit Speeren bewaffnet. Zwischen den Frauen und dem Mann gab es einen deutlichen Unterschied: Er war weiß.
»Kommt«, sagte Mark zu Luke und Steven. »Wir rudern weiter.«
»Was wollt ihr?«, fragte der Mann noch einmal, als Luke und Steven zu rudern begannen.
»Ihr habt einen von unserer Mannschaft. Wir wollen ihn holen.«
»Ich weiß nicht, wovon du sprichst. Kommt nicht näher, sonst verliert ihr eure Köpfe.« Er hob den Bumerang, als wollte er ihn in ihre Richtung werfen.
»Okay«,
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