Der Jüngstre Tag
und sich zu Penny vorbeugte, um sie zu trösten. »Dein Vater war immer der Überzeugung, dass unser Überleben von der Größe und Vielfalt des Genpools abhängt. Adam, Luke und Robert sind nicht mehr bei uns, und jetzt habt ihr auch noch den Rest eurer Familie verloren.«
»Vielleicht auch nicht«, sagte Steven schnell. »Wir können auf jeden Fall nach Brisbane segeln und die Daltons holen.«
»Vorausgesetzt, sie leben noch.« Steven starrte sie an. »Ich habe gehört, was Lily und Sophia deinem Vater über Corky erzählt haben«, fuhr sie fort. »Hörte sich an, als wäre er ein richtiger Scheißkerl.«
»Es ist eine Katastrophe, eine richtige Katastrophe«, sagte Penny schluchzend. »Ich will nach Hause.«
Steven war völlig zerrüttet. Er war hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch seines Vaters und dem seiner Freundin. »Wir müssen erst einmal abwarten und sehen, was passiert«, war alles, was ihm im Augenblick als Antwort einfiel.
Als Steven, Penny und Allison das Ufer erreichten, waren Fergus, Jessica und die beiden Kinder ins Haus zurückgekehrt und halfen Mark, aus Trümmern eine improvisierte Bahre zu bauen. Als sie ankamen, fielen Mark Pennys verweinte Augen auf, doch er sagte nichts.
Fergus und Steven legten den Schlafsack auf die Bahre, und die kleine Gruppe machte sich auf den Weg zum Gipfel des Hügels. Mark, Jessica und Penny waren mit den drei geladenen Gewehren bewaffnet, und Allison trug einen verbogenen Spaten, den Mark zwischen den Trümmern gefunden hatte.
Alle schwiegen und hingen ihren Gedanken nach. Obwohl die Kinder nicht wussten, wen sie beerdigten, schienen sie die Trauer zu spüren. Auf dem Gipfel des Hügels mit Blick auf die Bucht und die Insel wechselten Steven und Fergus sich beim Graben ab. Das Kläffen der Hunde hörten sie, doch sehen konnten sie sie nicht. Sie mussten ein ganzes Stück entfernt sein.
»Das Grab muss tief genug sein«, sagte Mark. »Ich will nicht, dass die Hunde ihn ausgraben.«
Als Mark die Grube endlich tief genug fand, nickte er Steven zu, der sich schwitzend und erschöpft aus dem Grab hievte. Allison schlug das Gebetbuch auf, das sie von der Archangel mitgebracht hatte, und betete für ihre Familie in England, ehe sie mit der Trauerandacht begann. Steven räusperte sich, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, und flüsterte den Namen »Jane«. Daraufhin fügte Allison behutsam Gebete für die Sicherheit der Chatfields in Neuseeland mit ein. Schließlich verstummte sie und nickte Steven und Fergus zu, die den Schlafsack anhoben und ihn vorsichtig in das Grab senkten. Steven hoffte sehr, dass Allison sich beeilen und die Andacht schnell beenden würde. Die Hunde kamen immer näher, und er wollte während der Beisetzung keine Schüsse abfeuern.
Nachdem Allison geendet hatte, nahm Fergus den Spaten und schaufelte Erde in das Grab. Auch er wollte so schnell wie möglich wieder auf die Archangel zurückkehren, wo sie in Sicherheit waren. Als er hastig Erde in das Grab warf, bemerkte er eine Bewegung auf dem gegenüberliegenden Hügel. Er konnte kaum glauben, was er sah. »Seht mal, da drüben!«, schrie Fergus. Er ließ den Spaten fallen und griff sich schnell ein Gewehr.
Alle wirbelten herum. Auf dem Gipfel des gegenüberliegenden Hügels stand eine Gruppe kleiner Gestalten, die von einem Rudel zähnefletschender Hunde umringt war.
21
»Es sind die Kinder«, schrie Mark. Er nahm sich ebenfalls eines der Gewehre und rannte in halsbrecherischem Tempo den Hügel hinunter. Die anderen folgten ihm auf den Fersen. Fergus blieb stehen und feuerte über die Köpfe der anderen auf die Hunde, doch er verfehlte sie. Er ließ das Gewehr sinken und rannte weiter.
Es dauerte eine Ewigkeit, bis Mark sich weit genug genähert hatte, um einen sicheren Schuss auf die Hunde abzufeuern. Auch er schoss daneben. Fergus, Steven und Allison rannten an ihm vorbei, schwenkten wild mit den Armen und schrien aus vollem Halse, um die Hunde abzulenken. Mark lief zu Penny und Jessica, die ihnen mit Tommy und Lee folgten, und drückte Penny das Gewehr in die Hand.
»Bleib mit den Jungen hier, bis wir die Hunde verscheucht haben«, befahl er ihr. Dann drehte er sich wieder um und rannte hinter den anderen her.
Schließlich hatten sie sich so weit genähert, dass sie Zach, Nicole, Holly und Zoë sehen konnten. Sie standen im Kreis und versuchten mit ihren Mistgabeln, sich die zähnefletschenden Hunde vom Leib zu halten. In der Mitte des Kreises kauerten Audrey und
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