Der Jüngstre Tag
fragte Fergus, als das Dingi endlich längsseits kam.
Mark schüttelte den Kopf.
»Wir haben Onkel Christophers Leichnam gefunden«, sagte Steven. »Aber sonst niemanden.«
»Vielleicht sind sie woandershin gezogen«, meinte Jessica, als Mark und Steven an Bord kletterten.
»Vielleicht«, erwiderte Steven, doch niemandem entging sein hoffnungsloser Ton.
Allison nahm Mark in den Arm. »Es tut mir so leid.«
Mark nickte nur kurz. Er war furchtbar erschöpft.
»Können wir jetzt an Land gehen?«, fragte Tommy.
»Ja, wir wollen an Land gehen!«, rief Lee und begann aufgeregt herumzuhüpfen.
»Es ist schon spät«, sagte Steven. »Wir gehen morgen früh an Land und beerdigen Onkel Christopher.«
»Und was machen wir dann?«, fragte Penny.
»Dann suchen wir weiter«, sagte Mark schnell.
»Und wenn wir niemanden finden?«
»Dann suchen wir trotzdem weiter.«
»Und wir bauen alles wieder auf«, fügte Steven hinzu.
»Aber wenn wir keine Überlebenden finden, wäre es doch das Vernünftigste, nach Haver zurückzukehren, oder?«
»Lasst uns essen«, stieß Penny hastig hervor. »Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um so weit in die Zukunft zu planen.«
Sobald es hell wurde, ruderten Fergus, Mark und Steven ans Ufer.
»Gib uns eine Stunde, ehe du die anderen an Land bringst«, bat Steven Fergus, als er sie neben den Häusern am Kanal absetzte. »Es ist nicht nötig, dass sie den Leichnam sehen.«
Steven und Mark gingen in Richtung ihrer ehemaligen Häuser, als Fergus die lange Strecke zurück zur Archangel ruderte.
»Du könntest doch die Gegend absuchen, Dad. Inzwischen treffe ich Vorbereitungen für Christophers Beerdigung«, schlug Steven vor.
Mark nickte. Seit dem kurzen Gespräch mit Allison am Abend zuvor hatte er kaum ein Wort gesprochen. Er wollte seine Suche unbedingt fortsetzen, obwohl er tief im Inneren wusste, dass es zwecklos war. Und er fürchtete sich vor der Aufgabe, seinen Bruder zu beerdigen.
»Viel Glück«, sagte Steven, als sein Vater davonging.
Ohne Steven an seiner Seite spürte Mark die Trostlosigkeit und das Ausmaß der Zerstörung noch deutlicher; die Einsamkeit war noch schwerer zu ertragen. Er lief durch das Trümmerfeld und hoffte, Spuren seiner Familie zu finden, doch gleichzeitig fürchtete er sich vor dem, was er finden könnte. Mark dachte auch darüber nach, ob sie in Gulf Harbour bleiben oder in eine andere Gegend von Auckland ziehen sollten. Nach Haver zurückzukehren war für ihn keine Option.
Er durchsuchte die wenigen Gebäude, die noch an der Ostseite des Kanals standen. Nichts deutete darauf hin, dass seine Familie überlebt haben könnte. Dann lief er an der Westseite des Kanals und am Rand der Bucht entlang zu dem Gewirr aus Masten und zerschellten Rümpfen, die der Tsunami auf die Landzunge zwischen Kotanui Island und dem Ufer geschwemmt hatte. Als er über die Wracks kletterte, sah er die Namen der Schiffe, die er einst gut gekannt hatte – darunter Chokawalla, Ikaria und Cockspur . Von seinem eigenen Boot, der zwölf Meter langen Motorjacht Raconteur , gab es keine Spur. Vielleicht war das ein gutes Zeichen, und sie waren dem Tsunami auf dem Schiff entkommen. Doch der Trümmerberg war so gewaltig, dass das Wrack des Schiffes auch darunter begraben liegen konnte.
Als Mark zum Kanal zurückkehrte und den Hügel zur Farm hinaufstieg, hörte er Hunde kläffen. Er hob den Blick und sah ein Rudel großer Hunde, die den Hügel hinaufrannten und ein einsames Schaf jagten. Sie schnappten es, noch ehe es den Gipfel erreichte. Das Kläffen wurde noch lauter, als sie das arme Tier mit einer Aggressivität in Stücke rissen, die Mark erstaunte. Jetzt dämmerte ihm, warum seine Familie die Plattform auf dem Golfplatz gebaut hatte und warum das Gewehr und die Munition in der Hütte lagen. Plötzlich wurde er sich bewusst, wie schutzlos er war, und er drehte sich um und lief schnell auf die Häuser zu.
»Ich habe dich nicht so schnell zurückerwartet«, sagte Steven, als Mark das Haus betrat. Steven war froh, dass er es zumindest geschafft hatte, den halb verwesten Leichnam seines Bruders in einen Schlafsack zu stecken, den er in einem der Schlafzimmer gefunden hatte.
»Oben auf dem Golfplatz treibt sich ein Rudel Hunde herum«, sagte Mark.
»Ich wusste gar nicht, dass du Angst vor Hunden hast.«
»Vor diesen Hunden hätte jeder Angst«, erwiderte Mark grimmig. »Wir müssen sie ausrotten. Darum hat Christopher wohl auch die Plattform auf dem Golfplatz gebaut. Sie
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