Der Jüngstre Tag
der Archangel den Kindern in einem gewissen Abstand folgte.
»Wir dürfen sie nicht mit an Bord des Schiffes nehmen«, sagte Allison schnell.
Mark starrte in die Ferne. »Wir stecken sie heute Nacht in die Betten in den Schlafzimmern oben in unseren Häusern und stellen eine Wache auf die Treppe, falls die Hunde uns folgen.«
»Wir können sie nicht ewig unter Quarantäne halten«, warf Fergus ein.
»Sollen wir sie überhaupt unter Quarantäne stellen? Wir wissen doch gar nicht, ob wir einen Erreger in uns tragen«, fügte Penny hinzu. »Vielleicht sind Sophia und Lily an einer Lebensmittelvergiftung gestorben. Wie sollen wir das jemals rausfinden?«
Mark dachte angestrengt nach. Wodurch war die Krankheit ausgelöst worden? War der Erreger noch auf der Archangel? Vielleicht im Essen oder im Wasser an Bord der Jacht, oder hatte Allison mit ihrer Theorie des asymptomatischen Typhus-Trägers recht? Falls ja, gab es dann nur einen Träger oder mehrere? Wenn die Krankheit noch immer ansteckend war und die Kinder sie bekämen, würden sie sich dann wie sie alle erholen oder würden sie wie die Aborigine-Frauen sterben?
Schließlich gewann Marks Logik die Oberhand.
»Ich glaube, wir müssen eines der Kinder auswählen und es nacheinander mit jedem von uns in Kontakt bringen, um herauszufinden, ob einer von uns ein Überträger ist.«
»Mit anderen Worten, du willst eines der Kinder als Versuchskaninchen benutzen«, klagte Allison ihn an.
»Hat jemand eine bessere Idee?«
Da Mark keine Antwort erhielt, fuhr er fort. »Lily und Sophia wurden drei Tage, nachdem sie an Bord der Archangel gekommen waren, krank. Wir selbst wurden ebenfalls drei Tage nach unserer Abfahrt von Kapstadt krank. Wir rechnen vier Tage pro Person. Wir bilden eine Basisgruppe an Land, zu der ich und ein Kind gehören, und alle vier Tage kommt ein Crewmitglied der Archangel dazu. Um ganz sicher zu sein, gehen wir anschließend in umgekehrter Reihenfolge vor und holen die restlichen Kinder aus Gulf Harbour eines nach dem anderen zur Basisgruppe dazu.«
»Was passiert, wenn du ein neues Crewmitglied zur Basisgruppe hinzufügst und das Kind wird krank?«, fragte Steven.
»Und stirbt vielleicht?«, fügte Allison hinzu.
Darauf hatte Mark keine Antwort. »Mit diesem Problem setzen wir uns auseinander, wenn und falls es sich stellt.«
Die Gruppe verfiel in bedrücktes Schweigen. Die furchtbare Situation war für alle kaum zu ertragen.
»Und wie wählen wir das Versuchskaninchen aus?«, fragte Allison, als sie sich dem Harbour Village Drive näherten.
»Das habe ich bereits«, erwiderte Mark leise.
»Wer ist es?«
Ehe Mark antworten konnte, stießen die Kinder vor ihnen Freudenschreie aus. Sie ließen die Mistgabeln fallen und liefen durch den Eingang ihres ehemaligen Zuhauses, wo Misty auf sie wartete.
22
Mark und die anderen standen vor dem Haus. Sie schauten durch das große Loch der ehemaligen Verandatüren und beobachteten die Kinder, die in wahre Verzückung gerieten, als sie die Katze begrüßten.
Schließlich gab Nicole die Katze an Holly und lief in die Küche. »Wo ist Onkel Christopher?«
»Wir haben ihn oben auf dem Hügel begraben«, erklärte Steven ihr.
»Wir müssen das Grab noch ganz auffüllen«, sagte Fergus.
»Nimm ein Gewehr mit«, riet Mark ihm.
»Keine Sorge. Ohne Gewehr gehe ich hier nirgendwohin«, erwiderte Fergus. Er warf das Gewehr über die Schulter und ging davon.
Die Kinder wandten ihre Aufmerksamkeit von Misty ab und dem Picknickkorb zu, den die Crew der Archangel mit an Land gebracht hatte.
»Hört mir zu«, sagte Allison, die in sicherer Entfernung stand. »Ich sage euch ganz genau, was ihr essen und trinken dürft. In eure Bäuche passt jetzt nicht sehr viel rein, und ihr wollt ja nicht krank werden.«
Doch ihre Bitte stieß auf taube Ohren. Die Kinder waren vollkommen ausgehungert. Erst als sie alles aufgegessen und sich dann alle übergeben hatten, bat Mark Zach noch einmal, ihnen zu erzählen, was passiert war.
Zach erinnerte sich an die langweilige Unterrichtsstunde vor ein paar Wochen, als Christopher ihnen plötzlich mit panischer Stimme befohlen hatte, sich auf dem Hügel hinter dem Hafen in Sicherheit zu bringen. Misty und Snowy folgten ihnen, doch auf halber Strecke schlich die Katze in Richtung einer Baumgruppe davon.
Von schrecklicher Angst erfüllt beobachteten sie, wie eine riesige Welle den Wellenbrecher überflutete, den Hafen verwüstete und donnernd durch die Häuser dahinter
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