Der Jüngstre Tag
Gina.
Zweihundert Meter von den Kindern entfernt knieten sich Fergus und Steven auf die Erde und gaben vorsichtig mehrere Schüsse ab. Drei Hunde brachen zusammen, und einer jaulte kläglich. Mark und Allison holten die anderen ein, und die vier liefen schreiend und winkend weiter. Endlich gaben die restlichen Hunde auf und liefen zögernd davon.
Zach und Nicole ließen die Mistgabeln fallen und rannten auf ihren Großvater zu.
»Sie dürfen nicht in deine Nähe kommen!«, schrie Allison. »Denk daran, was mit Sophia und Lily passiert ist.«
Mark drehte sich um und lief vor seinen traurigen, verwirrten Enkelkindern davon. »Es tut mir so leid, es tut mir so leid«, rief er tränenüberströmt.
Nicole änderte die Richtung und lief auf Steven zu, der Allisons Warnung ebenfalls gehört hatte. Er drehte sich um, lief weg und schrie: »Kommt nicht in meine Nähe!« Vollkommen verstört liefen die Kinder zurück zu ihren Cousins und ließen sich schluchzend ins Gras fallen.
Allison ging auf die Kinder zu und setzte sich ein paar Meter von ihnen entfernt ins Gras. Sie bat Mark, Steven und Fergus, zu ihr zu kommen, und als Penny und Jessica mit Lee und Tommy bei ihnen ankamen, setzten sie sich dazu. Der Anblick anderer Kinder schien Zach und Nicole zu beruhigen.
Mark wünschte sich verzweifelt, seine Enkelkinder an sich zu drücken, doch diesen Wunsch konnte er sich nicht erfüllen. Er staunte, wie sehr sie seit seiner Abreise vor achtzehn Monaten gewachsen waren. Zach und Nicole hatten die Gene ihres Vaters geerbt. Sie waren nun fast zwölf und zehn und für ihr Alter verhältnismäßig groß. Die zweijährige Audrey, die vor ihrer Abreise noch ein kleines Baby war, sah mit ihren roten Haaren wie ein kleiner Wildfang aus. Die Kinder seiner Nichte Sarah, die neunjährige Holly und die siebenjährige Zoë, hatten ebenfalls die charakteristischen Züge der Chatfields, aber ihre dunklere Haut wies eindeutig auf die Maori-Vorfahren ihres Vaters hin. Sie waren für ihr Alter recht klein. Die abgemagerten Kinder sahen alle erbärmlich aus. Ihre Kleidung war zerrissen und dreckig, ihr Haar lang und verfilzt. Besonders um die fünfjährige Tochter Gina seiner Nichte Katie machte Mark sich Sorgen. Sie sah krank aus, und Mark fragte sich, was das für Narben auf ihren Beinen waren.
»Zach, Nicole, es ist so schön, euch zu sehen«, sagte Mark in sanftem Ton. »Es tut mir leid, dass ich gerade vor euch weggelaufen bin, aber an Bord der Archangel war eine Krankheit ausgebrochen. Jetzt müssen wir zuerst sicherstellen, dass keine Gefahr mehr besteht, bevor wir euch berühren. Habt ihr das verstanden?«
Zach nickte. Behutsam stellte Mark den Kindern von Gulf Harbour ihre englischen Verwandten vor.
»Mama ist tot«, sagte Nicole.
Holly versuchte, die Tränen zurückzuhalten. »Meine Mama auch«, sagte sie schluchzend.
»Meine auch«, fügte Gina hinzu.
Alle Kinder begannen zu weinen, und Mark wünschte sich verzweifelt, sie trösten zu können.
Die Hunde hatten sich wieder versammelt und standen kläffend auf dem Gipfel des Hügels. Steven und Fergus prüften ihre Gewehre, und die Kinder rückten näher zusammen.
»Jetzt kann euch nichts mehr passieren«, versicherte Mark ihnen. »Erzähl mir mal, was passiert ist, Zach.«
Als Zach den Mund öffnete, um ihm zu antworten, mischte Allison sich ein.
»Habt ihr Hunger?«
»Wir haben seit Tagen nichts gegessen«, erwiderte Gina.
»Doch, ich habe euch Austern gegeben«, verteidigte Zach sich.
»Ich hasse Austern.«
»Sie können den Proviant essen, den wir mit an Land gebracht haben«, sagte Allison zu Mark. »Wir sollten mit ihnen ins Haus gehen.«
Mark wollte unbedingt erfahren, was passiert war, aber Allison hatte natürlich recht. Er stand auf. »Okay, wir gehen runter zum Harbour Village Drive. Dort können wir reden. Ich möchte, dass ihr Kinder uns gemeinsam vorausgeht. Wir folgen euch und sorgen dafür, dass die Hunde euch nichts tun.«
Die Kinder, die noch immer ihre Mistgabeln umklammert hielten, standen auf.
»Die braucht ihr nicht mehr. Wir passen auf euch auf«, sagte Steven freundlich.
Die Kinder hoben den Blick zu den Hunden auf dem Hügel. Gina nahm Audreys Hand, und gemeinsam setzten sie sich in Bewegung. Zach und Nicole führten die Gruppe an, und Holly und Zoë bildeten das Schlusslicht. Sie gingen jeweils zu zweit nebeneinander und umklammerten ihre Waffen. Wie erfahrene Kämpfer.
»Und was machen wir jetzt?«, fragte Steven Mark, während die Crew
Weitere Kostenlose Bücher