Der Jukebox-Mann
Jugendlichen waren auf dem Jahrmarkt oder trieben sich auf dem Markt herum, wo die Hausierer und Rosstäuscher den nächsten Tag vorbereiteten.
Die Fenster im zweiten Stock waren erleuchtet. Johnny meinte Elisabeths Silhouette im mittleren Fenster wahrgenommen zu haben. Der Abend war plötzlich warm geworden, als ob der Sommer es sich anders überlegt hätte und auf halbem Weg wieder umgekehrt wäre und sich im dichten Dunkel wieder herabsenkte. Elisabeths Fenster waren zum Abend geöffnet. Johnnys Duett war an seinem üblichen Platz unter der Eiche geparkt. Lennart gähnte.
»Du bist müde vom Zusammenstoßen«, sagte Johnny und zerstrubbelte die weichen Haare des Jungen.
Lennart gähnte wieder.
»Morgen ist Markttag«, sagte er.
Sie standen neben dem Duett und wollten die Straße überqueren. Lennart sah zum Auto und dann Johnny an.
»Du gehst doch auch hin, Johnny?«
»Das hatte ich eigentlich vor.«
»Dann kannst du bei mir schlafen.«
»Ich bin nicht sicher, ob es deiner Mutter recht ist.«
»Du bist mein Kumpel«, sagte Lennart. »Du kannst in meinem Zimmer schlafen.«
Elisabeth hatte die Tür schon geöffnet. Sie umarmte Lennart und lächelte Johnny an.
»I…i…iiich hab Mister Swing getroffen«, sagte Lennart mitten im dritten Gähnen.
»Der scheint dich ja sehr müde gemacht zu haben.«
»Wir haben uns ein bisschen verspätet«, sagte Johnny.
»Das macht nichts«, sagte Elisabeth. »Möchtet ihr etwas zu essen haben?«
»Bloß nicht«, antwortete Johnny.
»Ich hab drei Würstchen und zweimal Zuckerwa… wa…waaatte gegessen«, sagte Lennart gähnend.
»Dann ist es jetzt wohl höchste Zeit, ins Bett zu gehen, junger Mann.«
»Johnny kann in meinem Zimmer schlafen«, sagte Lennart.
»Ach ja?«
Sie sah Johnny an.
»Hör mal, Elisabeth …«
»Ich hab’s ihm schon versprochen«, unterbrach Lennart ihn.
»Dann müssten wir ja erst eine Matratze reinschleppen«, sagte Elisabeth. »Es ist besser, wenn er auf dem Sofa im Wohnzimmer schläft.«
»Hör mal, Elisabeth, ich wollte ni…«
»Es ist doch unnötig, dass du bei Moréns übernachtest«, sagte sie lächelnd. »Wenn Lennart einen Freund mit nach Hause bringt, werde ich mich doch nicht quer legen.«
»Ich habe eine Tasche im Auto«, sagte er.
»Dann hol sie schon!«, sagte Lennart und gähnte übertrieben.
»Hör jetzt auf«, sagte Elisabeth. »Dir kann der Mund stehen bleiben.«
Er hob die Stofftasche mit seinen Sachen zum Wechseln aus dem Wagen. In der schwachen Innenbeleuchtung des Autos sah der Rücksitz wie ein Müllplatz aus.
Jetzt muss ich es sagen. Er schlug die Autotür unnötig hart hinter sich zu. Sie wird sauer sein, dass ich es ihr den ganzen Tag nicht gesagt habe. Zu Recht sauer.
Das ist ja fast wie Lügen.
Von der Kreuzung näherte sich lautes Motorengeräusch, und er sah den Streifenwagen in die Straße einbiegen und auf der rechten Fahrbahn vorbeifahren. Die beiden Bullen in dem Valiant studierten ihn, als versuchten sie seine Gedanken zu lesen.
Dreißig Meter weiter hielt das Polizeiauto und fuhr mit roten Augen rückwärts. Johnny hatte die Straße noch nicht überquert. Der Bulle, der ihm am nächsten saß, beugte sich durch das heruntergedrehte Fenster.
»Und Sie sind?«
»Ich bin auf dem Weg in die Wohnung.« Johnny zeigte zu den erleuchteten Fenstern hinauf.
»Danach hab ich nicht gefragt.« Der Bulle hatte die Tür des Autos geöffnet. »Wohnen Sie hier?«
»Ich kenne ihn«, hörte Johnny den anderen Polizisten aus dem Autoinnern sagen. »Das ist Bergman mit den Jukeboxen.«
»Ach, Mensch. Der ist das.«
»Den hab ich einige Male wegen Trunkenheit eingebuchtet.« Johnny sah auf der anderen Seite des Autos ein Gesicht auftauchen. Es war älter als das des Kollegen. Und noch hässlicher. Es nickt zu Johnnys Auto. »Er kurvt dauernd in diesem blöden Duett rum.« Die kleinen Augen im Bullengesicht versuchten Johnny mit dem Blick einzufangen. »Wie geht’s, Bergman? Sind Sie nüchtern? Erkennen Sie mich?«
»Nein.«
»Sind Sie nicht nüchtern?«
»Ich erkenne Sie nicht.«
»Verstehe. Würde mir wohl auch so gehen, in dem Zustand, in dem Sie sich damals befunden haben.« Er grinste und der andere Bulle grinste auch. Er drehte sich zu den Fenstern um. »Sind Sie dort eingezogen?«
»Nicht direkt.«
»Nicht direkt? Was soll das heißen? Wollen Sie dort einbrechen?«
Sie grinsten wieder.
»Ich will jemanden besuchen.«
»Wen?«
»Das geht Sie nichts an.«
Johnny spürte, wie sich
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