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Der Jukebox-Mann

Der Jukebox-Mann

Titel: Der Jukebox-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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Altweibersommer an, wie ein milder Herbst, obwohl sie immer noch im letzten Sommermonat waren. Dieser August war anders als sonst. Etwas geschah. In seinem Leben. Im Leben anderer. Es war etwas Entscheidendes. Etwas, vor dem er nicht im Duett davonfahren konnte. Etwas, das er nicht verstand, das vielleicht niemand verstand.
    »Ich hab Bertil getroffen«, sagte er. »Gestern.«
    Sie ließ das Bierglas fallen, das sie gerade zum Mund gehoben hatte.
    »WAS?!«
    Das Glas blieb ganz, als es auf dem Tisch auftraf. Er sah ein dünnes Rinnsal schwachen, bitteren Bieres auf den Boden tropfen.
    »GESTERN?!«
    Sie versuchte ihre Stimme zu dämpfen.
    »Was zum Teufel sagst du da, Johnny?«
    Er erzählte es ihr. Es ging schnell. Er ließ nichts aus, nur das eine.
    »Lieber Himmel«, sagte Elisabeth. »Herr im Himmel.«
    Sie beugte sich über den Tisch, legte die Hände vor die Augen und schaute wieder auf.
    »Das ist ja verrückt«, sagte sie.
    »Nein.«
    »Hast du das den Polizisten da unten erzählt?«
    »Nein, nein.« Er versuchte ihren Blick einzufangen, der zum Fenster hinaus und auf die Straße geflattert war. »Bertil ist ja nicht mehr hier in der Gegend.«
    »Aber er ist vermutlich zur Küste gefahren, oder? Das kann man der Polizei doch mitteilen?«
    Johnny antwortete nicht. Er konnte nicht antworten.
    »Und du wartest mehrere Tage, ehe du es mir erzählst.«
    Sie sah ihn jetzt an. »Das ist wirklich der Gipfel.«
    »Einen Tag«, sagte er.
    »Du hättest es mir sofort erzählen müssen«, sagte sie.
    »Meinst du, ich hätte es nicht versucht?«
    »Nein.«
    Er sah das Bier weiter auf den Fußboden tropfen, stand auf, nahm den Lappen, der über dem Wasserhahn hing, und wischte das Bier vom Tisch und Fußboden auf. Im Raum roch es nach Bier, obwohl es keine besonders starke Sorte war. Er wollte immer weiter und weiter wischen, stundenlang.
    »Du hast hoffentlich nichts zu Lennart gesagt?«, fragte sie in die Luft hinein.
    »Wenn ich das getan hätte, dann wäre er der beste Schauspieler der Welt, Elisabeth.«
    »Nein, das bist du.« Sie schaute zu ihm hinunter.
    Er kauerte immer noch da und wischte den Boden mit kleinen kreisenden Bewegungen. Seine Knie begannen zu schmerzen.
    Er richtete sich auf mit dem Lappen in der Hand.
    »Den kannst du gleich wegwerfen«, sagte sie.
    Er ging zur Spüle und warf den Lappen in den Abfalleimer.
    »Ich bring gleich alles weg.« Er nahm den Plastikeimer, ging durch den Flur ins Treppenhaus und die Treppen hinunter in den Hinterhof, wo unter einem Windschutz zwei Tonnen standen. Er kippte den Eimer aus und der Inhalt verschwand in der Tonne. Hinter den Tonnen raschelte es in der Dunkelheit, einmal. Vielleicht eine Katze, vielleicht eine Ratte, vielleicht ein Bulle.
    Er klappte den Deckel zu und ging zurück über den Hof. Bis hierher reichte das Licht von der anderen Straßenseite nicht. Links war eine weitere Mauer, und das Straßenlicht fiel nur auf den oberen Teil.
    Sie wollten zusammen zum Markt gehen, hatten sie beschlossen. Die Familie. Und ein Freund der Familie. Daraus würde wohl nichts werden. Lennart würde allein hingehen müssen oder mit Elisabeth. Ich fahre nach Hause. Er blieb stehen, als ob ihm in diesem Moment klar wurde, was er jetzt zu tun hatte. Ich fahre nach Hause, jetzt in der Nacht. Es gibt keine andere Wahl.
    Als er die Küche wieder betrat, saß Elisabeth immer noch am Tisch. Er sah, dass sie das Fenster geschlossen hatte.
    »Mir war kalt«, sagte sie.
    »Am besten, ich fahre jetzt«, sagte er.
    »Warum?« Sie schaute auf. Sie sah … erstaunt aus.
    »Warum willst du nach Hause fahren, Johnny?«
    »Aber Elisabeth …«
    »Na, dann hau ab«, sagte sie und drehte sich zum Fenster und der Nacht draußen hinter den Scheiben. »Das ist ja immer eine Lösung für euch.« Sie lachte plötzlich, eine Art bitteres Lachen, das zu dem Biergeruch passte, der immer noch in der Küche hing. »Männer sind verdammt gut darin, einfach abzuhauen, wenn nicht alles so läuft, wie es soll.«
    Sie schaute zu ihm hoch. »Hau doch ab, du Feigling. Das ist nicht das erste Mal.«
    »Was meinst du damit?«
    »Was ich meine? Ich meine, was ich sage. Es ist nicht das erste Mal, dass du das Weite suchst vor etwas … das schwer ist.«
    Er antwortete nicht. Er fühlte sich gelähmt, im Körper, im Kopf. Da war kein Blut mehr.
    »Ich meine nicht den Alkohol«, sagte sie.
    »Was meinst du denn, Elisabeth?«
    Plötzlich schüttelte sie den Kopf.
    »Ich kann nicht mehr«, sagte sie. »Fahr jetzt,

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