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Der Jukebox-Mann

Der Jukebox-Mann

Titel: Der Jukebox-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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seine Hände zu Fäusten ballten. Die Tasche hatte er abgesetzt. Sie hatten es gesehen.
    »Ach, wirklich nicht? Willst du frech werden, du verdammter Klinkenputzer?«
    Der Bulle auf der anderen Seite des Autos schlug plötzlich aufs Blech, und das Geräusch hallte weit in den stillen Abend. Johnny schaute wieder zum Fenster hinauf und sah, dass Elisabeth sich herausbeugte.
    »WAS IST LOS?«, rief sie.
    Der Bulle drehte sich zu Johnny um.
    »Jetzt hast du die Nachbarn geweckt«, sagte er. »Das ist eine Störung der öffentlichen Ordnung.«
    »Außerdem hast du dich der Erregung öffentlichen Ärgernisses schuldig gemacht«, sagte der Kollege. »Und der Verunglimpfung eines Beamten.«
    »Was ist los, Johnny?«, rief Elisabeth etwas leiser. »Was macht ihr da?«
    Die Bullen drehten sich wieder um.
    »Kennen Sie den hier?«, rief der Bulle, der Johnny am nächsten stand.
    »Ja … was ist denn?«, antwortete sie. »Er ist … ein Freund der Familie.«
    »Aha«, sagte der Bulle auf der anderen Autoseite und wandte sich wieder Johnny zu und sah dann seinen Kollegen mit einer Falte zwischen den Augenbrauen an.
    »Ist das nicht die, die ihren Mann als vermisst gemeldet hat?«
    Der Kollege sah zu Elisabeth hinauf, die am Fenster wartete.
    »Von hier aus kann ich ihr Gesicht nicht erkennen«, sagte er. »Mensch, klar ist die das. Das war ja in dieser Straße.«
    Er sah sich um. »Es ist schon ziemlich lange her.« Er grinste Johnny an. »Der Kerl ist nicht wiedergekommen, soviel ich weiß, aber sie hat ja Ersatz gefunden.«
    »Der sieht aber nicht nach viel aus«, sagte der Kollege, der zwei Schritte von Johnny entfernt stand. »Na, was ist, Halbstarker?« Er nickte zu Elisabeth hinauf. »Kannst du ihr wirklich das bieten, was sie braucht?«
    Johnny spürte ein Sausen in den Ohren, als würde ihm schwindlig werden, aber es war ein anderes Schwindelgefühl als jenes, wenn sein Körper nach Alkohol schrie. Er versuchte den Blick auf die Haustür auf der anderen Straßenseite zu heften. Sein Rücken war schweißbedeckt und in seinen Armmuskeln zuckte es.
    »Kann ich jetzt gehen?«, fragte er.
    »Verstehe, ihr habt es eilig. Vielleicht hat die da oben am Fenster schon kein Höschen mehr an?«
    Johnny bückte sich nach der Tasche und setzte sich in Bewegung.
    Wenn der Kerl einen einzigen Schritt auf mich zu macht, dann schlag ich ihm in die Fresse, ich schwöre es.
    Keiner der beiden Polizisten rührte sich. Der eine guckte den anderen an. Johnny war hinter dem Plymouth. Elisabeth hatte gesehen, dass er auf dem Weg ins Haus war. Ihre Gestalt war vom Fenster verschwunden.
    »Na, dann mal ran an die Buletten«, hörte er hinter sich.
    »Viel Glück, du Ersatzmann.«
    »Komm, jetzt müssen wir los und nach dem vermissten Kerl suchen!«
    »Das ist unser Job.«
    »Falls wir ihn finden, rufen wir vorher an, damit du rechtzeitig verschwinden kannst.«
    Er hörte Gelächter, Türen wurden zugeschlagen, der Motor heulte auf. Das Auto startete mit quietschenden Reifen und einer der Polizisten hielt seine Hand zum Gruß aus dem Fenster, als sie bei der Kreuzung abbogen. Johnny spürte, wie ihm der Schweiß zwischen den Schulterblättern herunterlief. Seine Handgelenke schmerzten. Er sah Elisabeth in der Tür.
     
    »Die haben mich angeguckt, als wäre es meine Schuld«, sagte Elisabeth. »Als ich ihn als vermisst gemeldet habe. Als ob ich ihn vergrault hätte.«
    Sie hatte eine Kerze auf dem Küchentisch angezündet. Das Fenster zur Straße und der Laterne auf der anderen Seite war geöffnet. Sonst war es dunkel um sie herum. Überall war es still. Lennart schlief hinter der geschlossenen Tür in seinem Zimmer.
    Was ist zwischen ihnen passiert?, dachte er. Was hat Bertil gesagt? Dass ich Elisabeth fragen soll, warum er abgehauen ist.
    »Die sind ein Scheißdreck«, sagte er.
    »Mir kam es vor, als würde ich den einen kennen. Den Älteren, der draußen auf der Straße stand.«
    »Mhm.«
    »Die haben sich nicht ein einziges Mal bei mir gemeldet«, sagte sie. »Nichts. Kein Wort davon, wie … es geht oder so.« Sie strich mit der Hand über die Kerzenflamme. »Oder wie … es uns geht.«
    »Das ist denen doch scheißegal«, sagte Johnny.
    »Ja … aber vielleicht gehört das auch nicht zu ihrem Job.«
    Johnny nahm einen Schluck Bier. Es schmeckte wie bitteres Wasser. Dort unten konnte er den Duett sehen. Ein paar Autos fuhren vorbei, aber zu Fuß war niemand mehr unterwegs. Für Altweibersommer war es noch zu früh, aber es fühlte sich wie

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