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Der Jukebox-Mann

Der Jukebox-Mann

Titel: Der Jukebox-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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Johnny.«
    Sie stand auf und ging zum Fenster und öffnete es mit einer abrupten Bewegung. Dann holte sie tief Luft und schaute auf die Straße. »Da unten wartet dein treues Auto, Johnny. Dein treuer Kamerad. Trab weiter, Kamerad.«
    Es ist nicht das erste Mal, dass du abhaust.
    Sieht sie es wirklich so?
    Hat sie es so aufgefasst?
    Das war doch schon so lange her. Oder noch gar nicht so lange.
    Er spürte, dass das Blut wieder in seinem Körper zirkulierte, er konnte den Arm heben, das Bein bewegen.
    Elisabeth kehrte ihm immer noch den Rücken zu. Sie war schön, immer noch genauso schön.
    Jetzt sah er Bertil vor sich, die geballten Fäuste. Elisabeth weiß es, hatte Bertil gesagt. Er hatte seine Fäuste geöffnet und geschlossen. Frag sie, wenn du es unbedingt wissen willst.
    »Dann fahr ich also«, sagte Johnny.
    Sie antwortete nicht, vielleicht behielt sie den Duett im Auge, bis er unten ankam.
    »Grüß Lennart«, sagte er und wollte gehen.
    »Johnny!«
    Er drehte sich wieder um.
    »Bleib.« Sie kam auf ihn zu. »Ich brauche jemanden, mit dem ich reden kann. Heute Nacht.«
    »Aber … ich bin doch der Anlass zu allem.«
    »Nein, nein«, sagte sie. »Du kannst nichts dafür.« Jetzt stand sie am Tisch. »Du kannst nichts dafür, dass Bertil dort war. In dem Augenblick.«
    »Ich hätte es dir früher erzählen müssen. Du hattest Recht.« Er bewegte eine Hand. »Ich hätte mehr tun können.«
    Sie antwortete nicht.
    »Ich hätte es eher erzählen müssen«, wiederholte er.
    »Ich versteh ja, dass es … schwer war«, sagte sie.
    »Ich hab’s versucht.«
    »Auch das versteh ich.« Er meinte, ein schwaches Lächeln um ihre Lippen zu entdecken. »Wollen wir noch etwas trinken?«
     
    Sie mussten sich ein wenig ausruhen. Sie holte noch eine Flasche von dem schwachen Bier, und er setzte sich wieder an den Küchentisch. Eine Minute lang sagte keiner von beiden ein Wort. In der Zeit fuhr ein Halbstarkenauto unten auf der Straße in der Stille vorbei, mit doppeltem Auspuff. Ein Fetzen Musik blieb hängen, als das Auto weg war, der traurige Roy Orbison.
    »Lennart scheint nicht direkt traurig zu sein, dass ich meinen Job verliere«, sagte sie.
    »Er hat es mitgehört«, sagte Johnny, »als du mir das erste Mal davon erzählt hast.«
    »Das wusstest du auch?«
    Er antwortete nicht.
    »Hier scheinen alle alles zu wissen, nur ich nicht«, sagte sie.
    »Du hast gesagt, dass Lennart nicht traurig zu sein scheint«, sagte Johnny.
    »Er will hier weg.« Sie schob eine Strähne ihrer dicken braunen Haare hinters Ohr. Er dachte an Ingrid. Ihre Haare waren auch braun unter den schwarzen Locken der Antike.
    »Ich habe mitbekommen, dass seine Schulkameraden nicht nett zu ihm sind.«
    »Hast du mit der Schule gesprochen?«, fragte er. »Dem Direktor? Den Lehrern?«
    »Hilft das was?«
    »Nein.«
    »Vielleicht ist es das Beste, dass ich meinen Job loswerde. Für ihn, für uns beide.«
    »Ich werde versuchen, dir zu helfen«, sagte Johnny.
    »Wie stellst du dir das vor?«
    »Es gibt kein Café, das ich nicht kenne. Ich kann überall fragen, ob sie jemanden brauchen.«
    »Ich möchte nicht mehr in einem Café arbeiten«, sagte sie.
    Er nickte.
    »Möchtest du denn immer noch … in Cafés arbeiten, Johnny?« Sie beugte sich vor. »Du weißt, wie ich das meine.«
    »Ich werde wahrscheinlich auch rausgeschmissen.« Er lächelte.
    Sie sah wieder aus dem Fenster, als würde ihr Blick von magnetischen Feldern der Nacht angezogen.
    »Ich möchte etwas anderes sehen«, sagte sie. »Etwas ganz anderes. Bevor es zu spät ist.« Sie hob die Schultern.
    »Aber vermutlich ist es schon zu spät.«
    »Elisabeth?«
    Sie richtete den Blick auf ihn.
    »Ja?«
    »Darf ich dich was fragen? Ohne dass du mir … böse bist?«
    »Ja, was?«
    »Was war es, das Bertil veranlasst hat wegzugehen?«
    Johnny spürte, wie seine Stimme im Hals stockte. »Was ist an dem Abend passiert?«

19
    Der Wasserhahn über der Spüle fing plötzlich an zu tropfen, wie auf Bestellung. Es war ein lautes Geräusch. Elisabeth stand auf, ging hin und drehte am Hahn. Als sie an den Tisch zurückgekehrt war, ertönte wieder das Geräusch von Wasser, das laut auf Metall traf. Es war kein angenehmes Geräusch, es war wie schwere Schläge. Sie erinnerten an die Geräusche aus Bosse Kulas Werkstatt.
    »Ich hab Dichtungen im Auto«, sagte er.
    »Du hast ja wohl beinah alles dabei.«
    »Tja …« Er versuchte zu lächeln, »mein Auto ist fast mein Zuhause.«
    »Deine Wohnung hab ich ja nie

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