Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Jukebox-Mann

Der Jukebox-Mann

Titel: Der Jukebox-Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
Vom Netzwerk:
goldglänzende Papier zu entfernen.
    »Sechs Schuljahre sind bestimmt genug«, sagte Lennart.
    »Was redest du da für ein dummes Zeug?!« Elisabeths Stimme klang aufgebracht.
    »Aber Johnny hat ja ni…«
    »Haben wir nicht schon über die Realschule gesprochen, Lennart? Du hast jedenfalls davon gesprochen.«
    »Klar gehst du auf die Realschule, Lennart«, sagte Johnny. »Deine Mama hat mir erzählt, dass dir das Lernen leicht fällt.«
    »Aber dann muss man ja noch so viele Jahre zur Schule gehen.«
    »Macht dir die Schule denn keinen Spaß?«
    Johnny sah, wie sich der Gesichtsausdruck des Jungen änderte, eben noch offen, jetzt halb verschlossen. Lennart betrachtete die Schachtel, die Johnny in der Hand hielt. Dann guckte Lennart auf seinen Teller und rollte das letzte Fleischklößchen hin und her.
    »Magst du die Schule nicht?«, fragte Johnny.
    » Du bist ja nicht auf die Realschule gegangen«, sagte Lennart und schaute auf. Er gab die Frage zurück. Johnny begriff, dass es Flucht vor etwas war. Ich bin es gewohnt zuzuhören. Ich weiß, wovon die Leute reden, wenn sie von was anderem reden.
    »Ich bedauere sehr, dass ich nicht auf die Realschule gehen konnte«, antwortete er auf die Frage des Jungen.
    »Hättest du es denn gewollt ?«
    »Klar wollte ich.«
    »Nun weißt du es«, sagte Elisabeth. »Und jetzt reden wir nicht mehr davon. Lass Johnny endlich sein Geschenk öffnen.«
    Er hob den Deckel von der Schachtel ab und nahm eine blaue Jukebox an einer schmalen glänzenden Kette heraus. Er hielt die Miniatur hoch, studierte die maßstabsgetreu verkleinerten Einzelheiten und sah dann Lennart an.
    »Das ist jetzt meine kleinste Box«, sagte er und wog sie in der Hand. »Vielen Dank, du. Die ist leicht zu transportieren.«
    »Die hatten sie gerade im Spielzeugladen in der Stadt gekriegt«, sagte der Junge. Er sah froh aus, vielleicht stolz.
    »So was hab ich noch nie gesehen.« Johnny hielt das kleine Modell wieder hoch. Er musste das linke Auge zusammenkneifen, um den Namen zu erkennen, der tatsächlich im oberen Teil des Verzierungsgitters stand, die roten Buchstaben: SEEBURG. »Weißt du was über Jukeboxen?«
    »Ein bisschen«, antwortete Lennart. »Ich hör manchmal zu im Café.«
    »Diese sieht aus wie eine DS-160«, sagte Johnny. »Ich hab nur eine davon aufgestellt. Sie ist von zweiundsechzig.«
    Er schaute auf. »Das ist die modernste, die ich habe.«
    »Du kannst sie dir an den Rückspiegel hängen«, sagte Lennart.
    »Das mach ich«, antwortete er. »Ich häng sie sofort auf.«
    »Die kann da hängen, bis du dir eine noch modernere anschaffst.«
    »Wir werden sehen«, sagte Johnny und hielt Lennart das Modell hin. Er zeigte darauf. »Siehst du hier vorn die kleine Öffnung? An der richtigen Box ist sie besser zu erkennen, durch den Spalt kann man den Spielmechanismus sehen. Die Platten und die Arme, du weißt. Und diese Seeburg, die 160er, war das letzte Modell, das gebaut wurde, bei dem man den Mechanismus noch sehen kann.«
    »Ist das nicht schade?«
    »Schon.«
    »Warum haben sie das verändert?«
    »Tja, das hängt wohl mit dem Lauf der Zeit zusammen. Alte Zeiten, neue Zeiten. Vermutlich wollte man kleinere und kompaktere Boxen haben. Das halten die Leute wohl für … hübscher, ich weiß es nicht. Hübscher ist es ja gar nicht. Bei den Jukeboxen, die in den fünfziger Jahren gebaut wurden, konnte man alles sehen, die Mechanik und alles, was sich bewegt. Für mich ist das der Witz an der Jukebox. In den sechziger Jahren haben sie alles versteckt.«
    »Ich bin in den fünfziger Jahren geboren«, sagte Lennart.
    »Weißt du, in welchem Jahr?«
    »Wenn du jetzt in die Fünfte kommst, dann muss es wohl … dreiundfünfzig gewesen sein.«
    »Ja. Hast du eine Box von dreiundfünfzig?«
    »Ich hab sogar mehrere.«
    Johnny sah ein Licht in einem Auge des Jungen aufblitzen. Plötzlich sah er seiner Mutter ähnlich. Vielleicht kam das Aufleuchten von dem kleinen blauen Modell. Johnny ließ es kreiseln, es reflektierte das Licht der Küchenlampe.
    »Ich nehm dich mal mit zu einem Lokal, wo eine Dreiundfünfziger steht, Lennart«, sagte Johnny und warf Elisabeth einen Blick zu. Er sah dasselbe Funkeln in ihrem Auge. Dann schaute er wieder die Seeburg in seiner Hand an. Auch sie blitzte.
    »Darf ich mit, Mama?!« Lennart sah Elisabeth an.
    »Darüber reden wir noch«, sagte sie und wandte sich an Johnny. »Es sollte natürlich nicht gerade ein Café auf der anderen Seite des Atlantiks sein.«
    »Ach was«,

Weitere Kostenlose Bücher