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Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition)

Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Junge, den niemand sah: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Read
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fragen?«
    »Sicher«, sagte er.
    »Warum haben die Jungs das getan? Ich meine, der Unfall, die Drohung am Telefon … und dann heute, als ichmeine Aussage längst hinter mir hatte? Abgesehen davon, dass ich vor Gericht nur erzählen musste, wie ich den kleinen Jungen auf dem Friedhof gefunden hatte. Es kommt mir alles so sinnlos vor.«
    Er sah mir in die Augen und zuckte die Schultern. »Manche Leute sind einfach Arschlöcher.«
    Eine halbe Stunde später fuhr mich Skwarecki nach Hause. Inzwischen dachte ich nur noch ans Schlafen.
    Es war dunkel draußen, und es schneite wieder. Die Scheibenwischer wedelten durch die schmelzenden Flocken, und die Schlusslichter vor uns verschwammen zu roten Sternen und Streifen.
    »Sind Sie noch wach?«, fragte Skwarecki, als wir an einer roten Ampel langsamer wurden.
    Der Wagen scherte im Schneematsch ein wenig aus.
    »Ich habe einen der Ermittler gefragt, warum das alles passiert ist«, sagte ich.
    »Brodsky?«
    »Den Älteren.«
    Sie nickte. »Was hat er gesagt?«
    Ich erzählte ihr von dem Arschloch-Kommentar, und sie lachte. »Ja, da hat er recht.«
    »Aber im Ernst«, entgegnete ich. »Was haben die beiden sich bloß dabei gedacht? War das wirklich eine Gang-Geschichte?«
    »Ja«, sagte Skwarecki. »Sie wollten Albert Williams schützen.«
    »Nicht Angela?«
    »Sie auch«, sagte sie, »aber in Alberts Auftrag.«
    »Ich verstehe immer noch nicht, was sie von mir wollten.«
    Es wurde Grün, und Skwarecki gab Gas und lenkte den Wagen durch den Schnee.
    »Donald zufolge«, sagte sie, »ging es weniger um Sie alsum Mrs Underhill. Albert wollte nicht, dass Elsie Underhill aussagte. Sie waren ihnen relativ egal.«
    »Das heißt, sie haben mich stellvertretend ins Visier genommen, um Mrs Underhill einzuschüchtern?«
    »Mrs Underhill hat die beiden Brüder praktisch großgezogen, und Angela wollte nicht, dass ihrer Großmutter etwas zuleide getan wurde.«
    »Wusste Angela denn von der Sache?«
    »Donald sagt, sie hatten sie nicht eingeweiht. So oder so: Die Jungs wussten, dass Sie das Vertrauen der alten Dame hatten.«
    »Also haben sie mich über den Haufen gefahren, um Elsie Underhill eine Botschaft zu schicken?«
    »So in etwa.«
    »Mann«, sagte ich, »seid ihr Leute in Queens immer so umständlich?«

54
    Louise Bost stand auf. »Die Anklage ruft Elsie Underhill in den Zeugenstand.«
    Die Seitentür des Gerichtssaals öffnete sich, und Teddys Urgroßmutter trat in den Gerichtssaal. Das dunkelrote Hütchen saß wie ein kleiner Heiligenschein auf ihrem Kopf, mit einer grünschwarzen Feder an der Seite.
    Elsie setzte sich, die Handtasche auf dem Schoß mit beiden Händen umklammert.
    Ich sah, wie sie zuerst die Geschworenen ansah und dann ihre Enkelin.
    Louise Bost trat auf den Zeugenstand zu. »Mrs Underhill, zuallererst möchte ich Sie bitten, uns ein wenig von ihrem Urenkel Teddy zu erzählen. War er ein lebhafter Junge oder eher schüchtern?«
    »Oh, Teddy war lebhaft«, sagte sie. »Er war der fröhlichste kleine Mensch, den man sich vorstellen kann.«
    »Können Sie uns von den Plänen erzählen, die Sie für Teddys dritten Geburtstag hatten?«
    »Ich wollte Teddy sein Lieblingsgericht zu Mittag kochen. Spaghetti mit Fleischbällchen. Und zum Nachtisch Schokoladentorte mit Vanilleguss. Das Wetter sollte schön werden. Nach dem Essen wollten wir in den Zoo. In der Bronx oben.«
    »Wann haben Sie Ihre Enkelin Angela vor diesem Tag zum letzten Mal gesehen?«
    »Einen Tag vorher.«
    »Was passierte bei der Begegnung?«
    »Ich gab ihr Geld. Und neue Kleider für Teddy – einHemd mit passender Latzhose und die Schuhe, die er so gerne wollte.«
    »Und wofür war das Geld gedacht? Um Geschenke zu kaufen?«, fragte Louise Bost.
    »Nein.« Mrs Underhill schüttelte den Kopf. »Das Geld war für Drogen.«
    »Warum gaben Sie Ihrer Enkelin Geld für Drogen?«
    »Weil sie sagte, sie würde mir Teddy geben, aber nur wenn ich dafür bezahlte. Und ich wusste, ich musste ihn von ihr wegholen, und von Albert Williams.«
    »Und wie viel Geld gaben Sie ihr?«, fragte Louise Bost.
    »Eintausend Dollar.«
    »Ich verstehe«, sagte Louise Bost. »Und an dem Tag, als Sie seiner Mutter das Geld gaben, war Teddy mit zu Ihnen gekommen?«
    Mrs Underhill hielt die Handtasche fester. »Ja. Teddy kam an dem Tag mit Angela zu mir.«
    »Wie lange hatten Sie ihn nicht gesehen?«
    »Etwas über sechs Wochen.«
    »Wie wirkte Teddy am Nachmittag vor seinem Geburtstag auf Sie? Freute er sich schon?«
    »Es ging ihm

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