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Der Junge, der es regnen liess

Der Junge, der es regnen liess

Titel: Der Junge, der es regnen liess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Conaghan
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Rosie hatte nicht den geringsten Grund, eifersüchtig zu sein. Wenn ich für sie eine Bedrohung darstellte, dann fand das alles nur in ihrer jugendlichen Fantasie statt.
     

 
    Rosie Farrells Leidenschaft
    für Spiele
    Meine Mutter war total überbesorgt. Ständig war sie verrückt vor Angst, ich könnte mir ein Kind anhängen lassen oder so was. Dauernd redete sie über Cora – die würde sich keinen Gefallen tun und so weiter. Die meiste Zeit über hatte ich keine Ahnung, wovon sie eigentlich quatschte. Sie konnte sich manchmal wirklich in eine dieser total nervigen Mütter verwandeln.
    Es trieb einen echt zur Weißglut. Aber bei Clem war sie in Ordnung. Es störte sie nicht, dass er so oft zu uns nach Hause kam, wir sind eben einfach in mein Zimmer gegangen und haben Musik gehört … Ich weiß nicht, was alles. The Shins, Gorky’s Zygotic Mynci , die mochte er, Clap Your Hands Say Yeah, Belle and Sebastian, die mochte ich. Jede Menge Sachen. Er sagte, er würde mir Gitarrespielen beibringen. Darauf habe ich lange gewartet.
    Wir redeten über Sachen und machten Sachen … Sie wissen schon, eben andere Sachen. Aber den Verstand habe ich nicht verloren. Ich wusste, was ich tat. Ich denke gern, dass wir uns gegenseitig beeinflussten. Ich bin nicht einfach bloß ein dämliches Küken, das nur dasaß und ihn anhimmelte. Das ist nicht mein Ding. All das Rumgeschmachte überlasse ich gern den kleinen Mädchen mit dem Stroh im Kopf.
    Ich hab lieber Grütze. Grütze im Kopf.
    Also, ich bin nicht blöd. Und nur weil er all diese abgehobenen Schickimicki-Worte kannte und diesen Angeber-Akzent hatte, war er noch lange nicht das Superhirn von Großbritannien. Er konnte genauso gut der Idiot der Woche sein, verstehen Sie?
    Angefangen haben wir damit, uns über Musik und Konzerte, auf denen wir waren, und solche Sachen zu unterhalten. Das ging gut. Er war in Ordnung. Und nachdem er dann mit dem Emo-Küken-Blödsinn und dem allen aufhörte, verstanden wir uns wie Ken und Barbie.
    Dass er so anders war als all die anderen Typen, lag ja vor allem daran, dass er clever war. Im Unterricht guckten wir uns alle bloß an, wenn er redete, als wollten wir sagen: Wovon zum Henker quatscht der überhaupt? Die meiste Zeit über hatten wir wirklich keine Ahnung, was er da laberte. Und so war es in allen Fächern. Er war uns haushoch überlegen. Wenn es um Schule ging, meine ich. Er hat mir erzählt, dass seine letzte Schule total anders war – alle machten ihre Aufgaben, lernten fleißig und machten im Unterricht keinen Müll. Das hört sich vielleicht bekloppt an. Aber ich hörte ihm gern zu, wenn er ohne Ende über irgendwelches Zeug sabbelte, von dem ich sowieso nichts zu wissen brauchte.
    Wenn er im Unterricht damit herausplatzte, war ich hin und weg davon, dass er mein Typ war. Mein Freund. Vielleicht könnte man das Stolz nennen, aber ich glaube nicht, dass es das war. Manche von den Lehrern hatten oft überhaupt keine Ahnung, was er da von sich gab. Er führte die Lehrer vor, ja, das hat er gemacht. Er tat mir auch ein kleines bisschen leid, weil er hier bei uns überhaupt keine Kumpels hatte. Ein paar von den Typen fingen an, mit ihm zu reden, aber ich konnte erkennen, dass sie ihn für einen ziemlichen Spinner hielten. Einen von denen habe ich mal im MSN gesehen, wie er über ihn lästerte. Lustig war daran, dass der Typ, der das gemacht hat, selber der totale Hirni ist. Die Typen hier verstehen normalerweise keine Ironie.
    Aber es war nicht aus Mitleid, dass wir anfingen, unsere Zeit miteinander zu verbringen. Irgendwie stand ich auf Clem. Zwischen uns klickte es eben, und der Rest ergab sich dann von selbst.
    Wir redeten über alles mögliche Zeug. Verrückte Sachen. Zum Beispiel: Wenn jemand dich in einem Film spielen würde, wer könnte das sein? Derjenige musste ein bisschen so aussehen wie man selber und sich ähnlich verhalten, also kamen keine Jude Laws oder Angelina Jolies infrage. Ich suchte den Typen aus Brick für Clem aus.
    An dem bewussten Tag haben wir auf dem Schulweg über Namen für Bands gesprochen. Es war eiskalt. Wir bliesen beide unsere Atemwolken in Kreisen in die kalte Luft. Meine waren größer und besser. Seine waren mini-kleine Babykreise. Ich glaube, er war zu nervös, um einen richtig guten Atemwolkenkreis hinzukriegen. Ich fing an, über die dämlichsten Sachen zu quatschen, die man sich vorstellen kann. Den reinsten Blödsinn. Aber ich denke, so war ich eben.
    »Wie würdest du deine Band

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