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Der Junge, der es regnen liess

Der Junge, der es regnen liess

Titel: Der Junge, der es regnen liess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Conaghan
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nennen, wenn du in einer spielen würdest?«, fragte ich ihn.
    »Ich weiß nicht.«
    An diesem Punkt habe ich gedacht: Mensch, Typ, wo bleibt deine Spontaneität?
    »Red kein Blech. Klar weißt du’s. Das Spiel hat doch jeder schon mal gespielt, also los, sag was.«
    Ich konnte zusehen, wie seine grauen Zellen sich in Gang setzten. Ich mochte es gern, wenn ich ihm beim Denken zusehen konnte. So ganz tief, wissen Sie? Aber dieses Mal dachte er an etwas anderes. Inzwischen wissen wir ja, was das war. Aber ich hätte es damals schon sagen können. Ich sollte verdammt noch mal Psychologe oder Psychiater oder so was werden. Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, was der Unterschied ist. Ich wette, Clem hätte es gewusst.
    » Approaches to Learning «, sagte er schließlich.
    Ich blies meine Backen auf und gab so eine Art Trompetenstoß von mir. »Das ist totaler Mist.«
    »Findest du?«
    »Hundertprozentig.«
    »Von mir aus, du Alleswisserin. Und wie würde deine Band heißen?«
    »Keine Ahnung, hab noch nie drüber nachgedacht.« Damit habe ich ihn verscheißert, oder etwa nicht? Coras Band hätte Aloud Pussycat geheißen. Sie versuchte, Girls Aloud und Pussycat Dolls zu mischen, die beide total grottig sind, und ihre fiesen Namen gehen Hand in Hand mit ihren fiesen Songs. Obwohl ich sagen muss, dass beide Namen noch zigmal besser waren als Aloud Pussycat. Conors Band hätte The Last of the Happymen geheißen. Das sagt schon alles.
    Ich mochte das Spiel mit den Bandnamen gern. Es war gut, um sich die Zeit zu vertreiben. Und sogar noch besser, um ein ewig langes Schweigen zu beenden. So etwas hatte ich mit Clem nämlich auch.
    »Jetzt erzähl doch nicht solchen Schrott. Na, komm schon, ich habe dir meinen auch gesagt.«
    »Na, okay, aber du darfst nicht lachen.«
    »Ich schwöre.«
    »Okay«, sagte ich. »Meine würde Bedroom Busker heißen.« Ist das nun originell, oder nicht? Irgendwann wollte ich mir mal eine Bassgitarre kaufen, eine Band gründen und sie Bedroom Busker nennen. Ich habe es sogar so weit gebracht, in den Laden zu gehen und eine auszuprobieren, aber ich hatte keine Ahnung, was ich damit machen sollte und mit diesen Saiten – ich meine, haben Sie mal gesehen, wie dick die sind? Wie Arme von Babys sehen die aus, um die zu spielen, bräuchte man Finger wie Zucchini. Aber ein Bass, das war’s, was ich wollte. Alle weiblichen Bassisten sind total cool. So wie Kim Deal von The Pixes und David Bowies Bassistin mit den irren Afrolocken. Die ist megacool. Und Mo Ticker von The Velvet Underground , obwohl die Schlagzeugerin ist, aber im Grunde macht das echt keinen Unterschied. Ich sah es richtig vor mir, wie ich mit Bedroom Busker da meinen Bass zupfte. Oder war The Bedroom Busker besser? Immer diese Entscheidungen.
    »Totaler, totaler Schrott«, sagte Clem.
    »Was?«
    »Ich würde mir nie etwas von einer Band mit einem solchen Namen kaufen.«
    »Du hast ja keine Ahnung.«
    Und dann war da diese reine, tödliche Stille. Clem hatte, wie sich herausstellte, den Kopf voller Horror. Er rieb sich die Hände, als ob er sie waschen wollte, und rieb den Schweiß von einer Hand in die andere. Auf keinen Fall hätte ich seine Hand genommen, nicht mal, wenn er sie mir angeboten hätte, seine total klamme, klebrige Hand. Keine Chance.
    Ich glaube, er bereitete sich innerlich auf den großen Knall vor. Das Komische war, dass ich auf diesem Schulweg total ruhig war. Ich muss komplett ahnungslos gewesen sein.
    Er suchte Ellen Page aus als die Frau, die mich spielen sollte.
    »Wer zum Teufel ist Ellen Page?«, platzte ich heraus. Zu der Zeit hatte ich Juno noch nicht gesehen. Insgeheim hoffte ich, er würde jemanden wie Winona Ryder oder Zooey Deschanel aussuchen, aber im Grunde war ich dann nur froh, dass er keine potthässliche Tussi genommen hatte.
     

 
    Mr Goldsmiths Meinung
    Es ist schwierig, sich eine akkurate Meinung zu bilden, wenn man als einzige Grundlage einen Elternabend hat, der nur zweimal im Jahr stattfindet und nicht länger als fünfzehn Minuten dauert. Trotzdem kann man schon durch die Nachkommen gewisse Schlüsse ziehen und Vermutungen anstellen.
    Mr und Mrs Curran waren ein beeindruckendes Paar. Clem war ihr einziges Kind, und sie übertrugen den Eindruck offensichtlich auf Clem selbst. Mit manchen Eltern führt man, was die Schulbildung ihrer Sprösslinge betrifft, einen ermüdenden Machtkampf. Wissen Sie, viele Eltern sind davon überzeugt, dass sie meine Arbeit wesentlich besser oder zumindest

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