Der Junge, der es regnen liess

Titel: Der Junge, der es regnen liess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Conaghan

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Problemen an mich zu wenden. In unserem modernen Zeitalter der Technik ist es nicht allzu schwierig, eine Spur zu verfolgen, nicht wahr? Innerhalb des gesetzlichen Rahmens, versteht sich. Es ist nicht Aufgabe der Schule, Eltern auf diese Weise zu überprüfen. Es wurde – zu Recht, wie sich zeigte – davon ausgegangen, dass Mr Curran entweder bei einer anderen Firma eine neue Stellung in Schottland angenommen hatte oder dass ihm die Firma, für die er tätig war, einen Wechsel angeboten hatte. Die Zeiten sind schwierig, vorüber sind die Jahre, in denen ein Angestellter die freie Wahl hatte. Unsere Politiker und Bankiers haben dafür gesorgt.
    Clem war einfach ein weiteres Opfer der Finanzkrise. Diese Sache fordert eine Menge Opfer, ist es nicht so? Nicht zuletzt den Jungen selbst. Das ist die Verschwendung. Die Zerstörung von jungen Leben. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf spielen Schuldzuweisungen im Augenblick für mich keine Rolle. In vieler Hinsicht haben wir alle Schuld.


    Cora Kellys Isolation
    Nebenbei, ich konnte Miss Croal auf den Tod nicht ausstehen. Jeder redete darüber, dass sie diese streberhafte Freakgruppe nur übernommen hatte, weil Clem dabei mitmachte. Einer von den Rotznasen aus der Achten meinte, sie würde ihm … na, Sie wissen schon … unter dem Tisch – aber das kann man wohl nicht ganz so ernst nehmen. Oder auch überhaupt nicht ernst, weil es ja von denen aus der Achten kam. Die sind halt ein Haufen kleiner Idioten, die die ganze Zeit dämlich quatschen. Ich weiß.
    Rosie tat mir ein bisschen leid, weil die Leute erzählten, dass die Croal auf ihren Freund abfuhr. Ja, ich habe am Anfang geglaubt, das wäre wirklich so, okay? Aber nach ein paar Monaten hatte ich kapiert, dass sie ihn bloß mochte, weil er der mit dem meisten Grips in der Klasse war und weil sie den Rest von uns ja sowieso für Vollidioten hielt. Sie stand immer da und sagte in ihrem Angeberton aus dem West End: »Ich kann es nicht fassen, was für einen beschränkten Wortschatz du hast, Cora Kelly.«
    »Klar doch, Miss, alles super«, sagte ich.
    So ganz richtig getickt hat die nicht. Ich denke, deshalb hat Rosie sie gehasst. Keine Ahnung. Was ist denn der Unterschied zwischen Hassen und Nicht-Abkönnen? Wie auch immer, Rosie konnte sie jedenfalls nicht ab und fertig. Jede Menge Schüler können irgendwelche Lehrer nicht ab. Das ist doch kein Verbrechen. Sie flippte immer total aus, wenn jemand sein Handy rausholte oder es in der Tasche losging oder sie einen erwischte, wie er eine SMS abschickte. Mich hat sie in zig Stunden erwischt – hab zig Strafis dafür kassiert.
    Echt ein Albtraum.
    Ach so – Strafarbeiten, meine ich. Abgekürzt Strafis.
    Ich konnte mich echt nicht mit ihr abgeben, die war zu großkotzig für mich, und ich fand’s ätzend, wie sie immer knallenge Sachen anzog, um die Typen anzumachen. Busen raus und dummes Grinsen. Ich konnte mir total vorstellen, wie sie als Schülerin gewesen war. Fräulein Etepetete. Ich wette, sie war wie eins von den Mädchen aus The Sound Of Music . Und dann kommt sie hier rein und denkt, sie hat auch nur den leisesten Schimmer von dem, was hier abgeht. »Ich bin eine von hier, genau wie ihr.« Pech gehabt, Alte. Mit so was kommt die hier nicht durch.
    Natürlich habe ich mich für Rosie gefreut. Ich wusste vom ersten Tag an, dass sie auf Clem abfuhr, also fand ich’s super, als sie anfing, mit ihm zu gehen. Er war schon in Ordnung. Ich fand ihn ganz nett, aber nachdem ich mit ihm gesprochen hatte, habe ich kapiert, dass ich nie im Leben auf ihn stehen könnte. Zu streberhaft für meinen Geschmack. Sowieso hatte ich meistens keine Ahnung, was er so vor sich hin quatschte. Wichtig war ja nur, dass sie ihn mochte und dass er sie mochte.
    Ja, das passiert nun mal, wenn die Freundin sich einen Freund anschafft. Was denken Sie denn – was hätte ich machen sollen? Allein dumm rumstehen wie bestellt und nicht abgeholt? Echt nicht, so war das nicht, ich bin nicht mutterseelenallein durch die Straßen gezogen. Wer glauben Sie, wer ich bin, Mrs Bean oder was? Ich war doch eh mit diesem Typen da zusammen. Er geht nicht auf unsere Schule, er geht zum College oder zur Uni oder was weiß ich.
    Conor Duffy klebte ja auch noch an mir wie eine Babywindel. Aber der war schnell weg vom Fenster. Er dachte, er bräuchte nur mit den Fingern zu schnippen und ich würde wie ein Hündchen angehechelt kommen. Der bildete sich ein, er wäre der Traum meiner schlaflosen