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Der Junge, der es regnen liess

Der Junge, der es regnen liess

Titel: Der Junge, der es regnen liess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Conaghan
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Urteilsvermögen ihrerseits und dafür, dass sie die Mentalität der Schüler – und auch der Schülerinnen – falsch einschätzte. Sie setzte sich damit einer enormen Menge Kritik innerhalb und außerhalb des Klassenraumes aus.
    Ich will nicht sagen, dass ich nur widerstrebend zustimmte, ihr die Leitung der Abendgruppen zu übergeben, aber dennoch nahm ich ihre Bereitschaft mit einem gewissen Maß an Vorsicht zur Kenntnis.
    Sehr schnell wurde klar, dass etwas im Gange war, was sich nicht gehörte. In diesem Beruf lernt man, das Seemannsgarn von der Wahrheit zu unterscheiden. Schlechte Nachrichten oder in diesem Fall gefährliche Nachrichten können sich wie ein Lauffeuer in einer Schule verbreiten. Man zerriss sich die Mäuler. Aber ich habe auch schon erlebt, wie sich so was von selbst totlief.
    Das könnte der Auslöser für die Probleme gewesen sein, die der Junge mit seinen Schulkameraden hatte. Und, um ehrlich zu sein, auch für das Ereignis, das daraus folgte. Als Fachbereichsleiter musste ich die Sache mit Umsicht behandeln. Es war nicht der richtige Zeitpunkt, um eine Gang wütender NEDs auf dem Schulhof zur Rede zu stellen. Es lagen keine Fakten auf dem Tisch und Hörensagen ohne Fakten hilft uns nicht weiter.
    Ich hatte eine Ahnung, aber so wie alle anderen hatte ich nur durch die Schüler davon gehört. Von ein paar Jungen aus der Elften, die ich unterrichte. Prima Jungs. An Fußball und Musik interessiert, sodass für die Schule nicht viel Energie übrigblieb, das muss ich zugeben. Aber ansonsten vertrauenswürdige Burschen. Sie gehörten nicht der NED-Kultur an der Schule an, was eine Erleichterung war, denn dadurch würde ihr Eingreifen Gewicht und Wert haben. Wer sollte besser als Jungen aus der Elften wissen, was an einer Schule vor sich ging … Mädchen aus der Elften, in der Tat. Das ist schon richtig.
    Schon richtig.
    Nein, untersucht habe ich die Sache eigentlich nicht. Was schlagen Sie vor, wie geht man eine solche Angelegenheit an? Stattdessen habe ich meine Augen und Ohren offengehalten und mich bemüht, Pauline Croal genau im Auge zu behalten. Den Jungen, um den es ging, habe ich nicht unterrichtet, aber mir war bewusst, dass er ein begabter Schüler war. An eine neue Schule zu wechseln ist ja immer schwierig, aber er hatte sich nach allem, was ich weiß, recht gut eingefügt.
    Ja, ich wusste, dass er und Rosie Farrell ein Paar waren. Ich hatte sie in der achten und neunten Klasse unterrichtet, ein nettes Mädchen. Ungewöhnlich, aber nett. Ihre Eigenarten waren zweifellos himmelweit von denen ihrer Altersgenossen entfernt. Ich hätte nie gedacht, dass sie in so etwas verwickelt werden könnte. Direkt oder indirekt. Meine Erfahrung lehrt mich, dass man nie hundertprozentig sicher sein kann, meinen Sie nicht?
    Natürlich müssen wir als Schule jetzt die Hände heben und zu unserem Teil der Verantwortung stehen. Vielleicht hätten einige Kollegiumsmitglieder fundiertere Urteile fällen und handeln müssen, bevor die Situation außer Kontrolle geriet, was sie ohne Zweifel tat. Natürlich spreche ich hier über Kolleginnen wie Pauline Croal, die dem Jungen nahe stand, wenn man der Gerüchteküche der Schule Glauben schenken darf.
    An diesem Punkt stehe ich dazu, dass ich ihr anfangs durchaus Glauben schenkte. Ich sage nicht, dass ihre unglückselige Verbindung eine direkte Wirkung auf das fragliche Ereignis hatte, aber ich muss schon sagen, dass es auf perverse Art und Weise durchaus damit hätte verbunden werden können.
    Schließlich hat alles seine Ursache und seine Wirkung.
     

 
    Conor Duffys Geistesblitz
    Es war Cora, die mich zuerst darauf aufmerksam gemacht hat. Und der große Liam hat auch was gesagt, denn der war ja bei ihr im Englischkurs. Die Sache ist die, der große Liam ist nicht gerade ein Blitzmerker, also hat sie ihn wohl überhaupt nicht beachtet. Aber der große Liam hat erzählt, dass sie ihn im Unterricht immer anschmachtete. Das war alles nur seine Eifersucht, die da sprach, denke ich.
    Dann hat er mir erzählt, dass sie in diesen Strebergruppen nach der Schule total über ihn herfällt. Seine kleine Schwester ging manchmal in diese Gruppen, und sie hat gesagt, sie hat sich gefühlt, als würde sie zwei Leute bei einem Date stören. Ich dachte mir: Nichts wie rein mit dir, mein Junge. Ich meine, welcher Typ hätte nicht gern Miss Croal … ähhh … geküsst? Ich sage euch, er war eine Zeit lang das Gesprächsthema des Aufenthaltsraums. So gesehen ist er das immer

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