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Der Junge, der es regnen liess

Der Junge, der es regnen liess

Titel: Der Junge, der es regnen liess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Conaghan
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Ist das nicht deprimierend?
    Es ist ja nicht so, dass ich mich irre anstrenge, um anders zu sein. Ich bin einfach so. So für mich selbst halte ich mich gar nicht für anders, aber vermutlich sieht es danach aus, weil ich nicht so wie die anderen bin. Hin und weg von so Sachen wie … Bekloppten-Fernsehen. Wen interessiert das, wer ins Finale von Strictly Come Dancing kommt? Ich meine, wen kratzt das überhaupt?
    Clem war total anders als alle anderen, und ich rede hier nicht nur von seinem Akzent. Er war auch viel intelligenter, was nie gut ankommt. Es war also wirklich keine große Überraschung, dass ihn ständig Leute fertigmachten. Ja, es waren meistens Typen. Mit all denen aus der Elften fing es an, Conor Duffy und sein Haufen. Oder seine ›Crew‹, wie die sich gerne nennen. Meistens haben sie ihn verarscht und versucht, seinen Akzent nachzumachen. Cora erzählte mir oft, was so los war. Es waren keine richtig fiesen Sachen oder so was, sondern mehr dummes Zeug von unreifen, kleinen Jungen, die hinter dem Rücken von anderen Scheiße quatschen.
    Eines sage ich Ihnen aber: Sie hätten Clem nie ein Wort ins Gesicht gesagt, denn Clem hätte sie mit seiner scharfen Zunge auseinandernehmen können. Die war messerscharf.
    Nein, bedroht hat er sich von denen nicht gefühlt. Die waren ja nicht gefährlich oder so was, die hielten sich einfach nur für die Kings der Schule. Die dachten, sie würden in dieser grässlichen amerikanischen Fernsehsendung mitspielen … jetzt weiß ich, Beverly Hills 90 2 … oder wie das heißt.
    Die NEDs haben ihm am meisten Angst gemacht. Auf dem Flur ist er an denen nicht gern vorbeigegangen, und er wollte auch nicht mit einem von denen in der Klasse sein. Ich glaube nicht, dass er irgendwas in der Art in seiner alten Schule schon mal erlebt hat. Um genau zu sein, ich wusste, dass er das nicht hatte, da brauchte er mir gar nichts zu erzählen. Als er hierherkam, müssen ihm also ganz schön die Augen übergegangen sein. Ich weiß noch, wie ich ihm erklärt habe, was das Wort NED überhaupt bedeutet. Er fand das zum Totlachen. Er fand auch die Art, wie sie sich ihre kleinen NED-Käppis aufsetzten, alle mit der Blende nach oben, total fies, aber in einer lächerlichen Weise. Am Anfang war das alles ein Witz, aber man wusste einfach, dass die nur auf eine Ausrede warteten, um etwas zu tun. Um ihn sich vorzunehmen. Nicht dass die eine Ausrede brauchen, um zu tun, was sie wollen und was sie für richtig halten.
    Ich habe ihm immer gesagt, er soll von denen Abstand halten. Das Problem war, sie wussten, dass er neu hier war, neu in Glasgow, und dass er keine Freunde oder so was hatte, die ihm beistehen konnten. Für sie sah es so aus, dass sie machen konnten, was sie wollten, ohne dass es für sie ein Nachspiel haben würde. Das ist deren Mentalität. So hirnlos sind die. Traurig war nur, dass sie damit recht hatten. Wer tat denn etwas, um sich ihnen in den Weg zu stellen? Die Schule? Die Polizei? Keine Chance.
    Am Anfang schien es Clem nichts auszumachen. Ich denke, zur Hälfte lag das alles daran, dass er meistens überhaupt keine Ahnung hatte, was die quatschten. Normale Leute sind für Clem schon schwer genug zu verstehen, aber die NEDs haben ihre eigene, spezielle Redeweise. Es hört sich an, als wenn total hirnlose Leute mit Zitronen im Mund losquatschen. Alles, was sie sagen, wird durch die Nase gesprochen, als würde einer die da ständig drücken. Bei der Hälfte der Sachen, die die sagen, habe ich auch keine Ahnung, was es heißen soll. Und dann tragen sie alle diese Ringe mit den Sovvys – mit den Sovereign-Münzen, meine ich. Die kann man sich spottbillig in der Stadt kaufen. Total prollig ist das.
    Das Problem ist nur, dass die diese Sovvy-Ringe mehr als Schlagringe benutzen als irgendwas anderes. Die zogen in der Schule rum und haben Leuten auf die Arme geschlagen – und die blauen Flecken, die das macht, die sollten Sie mal sehen. Können sie sich sowas im Gesicht vorstellen? Aber Clem fand ja das ganze Outfit von den NEDs merkwürdig. Die NED-Uniform hat er das immer genannt. Die sollten Sie aber kennen, Glasgow ist ja voll von denen. Wie die Pest sind die. Wie Krebs. Stellen Sie sich mal vor, Sie wären ein Tourist und plötzlich stehen die vor Ihnen.
    Sie können ja mal NEDs bei You Tube eingeben, und dann sehen Sie die alle da rumtanzen, Joints rauchen und sich Bier reinschütten, entweder in einem von den Parks oder in der Bude von irgendeinem hirnlosen Penner. Sie

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