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Der Junge, der es regnen liess

Der Junge, der es regnen liess

Titel: Der Junge, der es regnen liess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Conaghan
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Ewigkeit lang wie festgeklebt vor einem verdammten Fernsehschirm saßen, kein Wort miteinander redeten und dann ins Bett gingen. Und am nächsten Abend haben wir dann wieder dasselbe gemacht. Es hat mich damals kaputt gemacht.
    Aber diese beiden waren ständig am Quatschen oder ›diskutierten‹ über irgendwas. Normalerweise über Musik, Filme oder solche Sachen.
    Ich hatte wirklich Mitleid mit der kleinen Cora, weil sie urplötzlich abgemeldet war. Ich glaube, zu der Zeit fing es an, dass ich mir Sorgen wegen Clem machte, nicht auf üble Weise, eher auf mütterliche Weise. Überlegen Sie mal, er war den ganzen Weg von da unten im Süden hier raufgekommen und hatte keine Freunde. Soweit ich weiß, kannte er keinen Menschen in Glasgow, und nun war er da und verbrachte all seine Zeit mit meiner Rosie. Trennte sie von ihren Freundinnen. Manche Leute haben es wirklich so betrachtet.
    Es gab einfach eine Zeit, wo ich das Gefühl hatte, dass er sie ausnutzte. Dass er alles bestimmte: Worüber sie sprachen, wo sie hingingen, was für Musik sie sich anhörten. Ich machte mir Sorgen, er könnte zu viel Macht über sie haben. Es ist nicht so, dass ich Clem nicht mochte, aber ich musste mich um die kümmern, die mir am wichtigsten war, und das war Rosie. Ich habe ihn nicht anders behandelt und wurde auch keine Oberglucke, denn das hätte Rosie sofort durchschaut.
    Er hatte einfach etwas an sich, das mir irgendwie nicht gefiel. Nichts Unheimliches. Bis heute kann ich es nicht erklären, aber da war etwas, Sie wissen doch, was ich meine? Es ist wirklich schwer zu erklären, vielleicht war es seine Art, einen anzugucken … nein … nein, nicht so was. Dieser spezielle Blick, den manche Leute draufhaben und bei dem andere sich unwohlfühlen. Das nennt man doch irgendwie, oder? Ja, jetzt hab ich’s, einen leeren Blick. Den hatte Clem.
    Und dann gab es wieder Tage, da dachte ich bei mir: Der ist nie und nimmer so jung, wie er behauptet. Manche Sachen, die der so von sich gab, ließen mich denken, er wäre eine Art alter Großvater. Manches von dem Müll, den er losließ, habe ich gar nicht verstanden. Also Müll war das ja nicht, aber dieses intellektuelle Gerede über Bücher und all das. Für so was hatte ich einfach keinen Nerv. Er muss geglaubt haben, dass mich das interessierte, oder er hat versucht, mich zu beeindrucken. Junge Leute machen ja so was. Ich habe es auch gemacht, als ich jung war. Versucht, die Eltern oder Brüder und Schwestern von Freunden zu beeindrucken. Am Anfang war ich ja auch noch beeindruckt, aber mit der Zeit ist es mir auf die Nerven gegangen.
    Nein, auf keinen Fall hätte ich etwas davon zu Rosie gesagt. Zu der Zeit war ich echt die Supermom für sie, und das wollte ich mir nicht kaputtmachen. Ich denke mal, man könnte sagen, ich habe mich ein bisschen egoistisch verhalten, aber ich habe verdammt hart darum gekämpft, Rosie auf meine Seite zu kriegen, und als ich sie hatte, war ich um keinen Preis bereit, irgendwas oder irgendwen zwischen uns kommen zu lassen.
    Ja, ich habe geschwiegen. Um meine Ruhe zu haben und aus anderen Gründen. Sehen Sie, ich konnte ja schlecht zu ihr hingehen und sagen: Du, ich traue deinem Freund nicht so ganz über den Weg. Zeigen Sie mir mal eine Mutter, die so was macht. Sie hätte mir doch nur gesagt, ich soll mich verzischen und mich um meinen eigenen Kram kümmern. Ich hätte es bei meiner Mutter genauso gemacht. Ich konnte sie verstehen.
    Wie ich reagiert habe? Himmel, was denken Sie denn, wie ich reagiert habe? Als ich es hörte, habe ich als Erstes an meine Rosie gedacht und wie sie sich fühlen muss, das war mein erster Gedanke, ich wollte meine Tochter schützen. Als ich wusste, dass ihr nichts passiert war, wanderten meine Gedanken zu Clem. Sofort als ich es erfahren habe, wusste ich einfach, dass er in der Sache mittendrin stecken würde, ich wusste es und ich hatte recht … Ich hatte recht.
    Im Rückblick ist leicht zu erkennen, dass er einsam war. Ein kleiner, einsamer Junge. Seine Eltern tun mir leid, die sind hierhergekommen, um sich ein neues Leben aufzubauen und müssen jetzt mit solchen Sachen fertig werden. Die armen Leute.
    Wir müssen alle damit fertig werden, nehme ich mal an. Ein Moment des Wahnsinns, und plötzlich gibt es einen Haufen Opfer, die ihr Leben lang damit fertig werden müssen.
    Eine Mutter kennt ihre Tochter, und ich weiß, meine Rosie hätte sich nie in so was mit reinziehen lassen. Auf keinen Fall. Also bin ich ziemlich

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