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Der Junge, der es regnen liess

Der Junge, der es regnen liess

Titel: Der Junge, der es regnen liess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Conaghan
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    Suche ausgleichende Gerechtigkeit. Versuche, in überschaubaren Umständen mit dem Peiniger ins Gespräch zu kommen und frage ihn/sie, was sie zu ihren Handlungen veranlasst hat. Versuche, ihre Sicht der Dinge zu verstehen, verhalte dich aufmerksam und zeige Mitgefühl. Im Ergebnis könnte sich diese Erfahrung als eine Katharsis für alle Beteiligten erweisen. Nach einer Runde schwachem Tee, billigen Keksen und einer Partie therapeutischem Tennis werden alle übereinstimmen, dass es in der ganzen Sache im Grunde zwei Opfer gab. Wie zufrieden wird die Versammlung mit der Erkenntnis sein, dass wir doch alle Leidtragende sind. Eine bahnbrechende Erkenntnis. Man kann nun den Schluss ziehen, dass jeder die Verantwortung für seine eigenen Handlungsweisen übernehmen muss und dass die Beteiligten alle Schuld tragen – auch die misshandelten Unschuldigen, denen regelmäßig die Seele aus dem Leib getreten wurde, sind schuldig. Liberale Scheiße, die nur dazu dient, Tyrannen zu entlasten. Ausgleichende Gerechtigkeit? Nein danke.
    Stell den Abschaum zur Rede. Eine bemerkenswerte Möglichkeit, die auf zweierlei Weise ausgehen kann. Menschen mit schlechten Nerven sollten zu einer potenziellen Konversation/Konfrontation nicht zugelassen werden. Ein Spiel mit hohem Einsatz. Zwar könnte es sein, dass der Abschaum anerkennt, dass sein Opfer Eier (oder einen Schwanz) in der Hose hat und ihm respektvoll die Hand reicht, aber das wäre ein bisschen wie ein Eingeständnis von Seiten des Abschaums. Eine Abschaum-Kapitulation. Freude! Sieg! Die Hinrichtung wird aufgeschoben. Nichtsdestotrotz könnte es jedoch auch zu einem schnellen Tritt in die Eier (oder den Schwanz) führen, da der Abschaum den Eindruck gewinnt, man habe sich einer Unverschämtheit schuldig gemacht. Einer direkten Bedrohung seiner Position als Alphamann. Es ließ sich nicht leugnen, die Situation war ein bisschen heikel.

    Nachdem ich zwei Tage mit emotionaler Unterernährung zugebracht hatte, wurde es Zeit, mir den Teller wieder zu füllen. Die Schule verlangte nach mir. Und ebenso die Konfrontation mit Fran McEvoy.
    Dem Abschaum.
     

 
    Pläne
    Es war, als hätte eine Truppe von Trampolinspringern sich entschlossen, abwechselnd auf meinem Magen Saltos zu vollführen. Nachdem ich den ganzen Tag in den Straßen von Glasgow herumgezogen war, fand ich mich auf meinem Bett wieder, in der Embryonallage. Ich hörte mir ein paar von Mums Country-Alben an und lauschte dem Prasseln des Regens. Ich weiß nicht, was mich am meisten fertigmachte: die Magenschmerzen, das Wetter oder die gequälten Stimmen in der Musik. All diese Trennungen, Affären, häusliche Gewalt und Geldprobleme. Ich lag da und dachte: Verdammt noch mal, weshalb mussten wir überhaupt in diesen Witz von einer Stadt mit Dorfmentalität ziehen? (Ich weiß, das klingt von einem Jungen, der aus Eastbourne stammt, reichlich dreist.)
    Ich hatte nicht einmal die Energie, aufzustehen und die Musik auszuschalten. Ich lag da und tat mir leid. In einer Stunde sollte ich bei Rosie sein. Ich war gern pünktlich. Eine meiner großen Tugenden.
    »Komm rein, ich hol dir ein Handtuch«, sagte sie. Für gewöhnlich küssten wir uns oder taten sonst was Liebevolles, aber es war klar, dass Rosie nichts dergleichen unternehmen würde. Ich näherte mich ihr auch nicht, was mich daran erinnerte, dass sonst immer ich es war, der mit den Küssen, den Umarmungen, dem Händchenhalten, Haarestreicheln und dem ganzen anderen Berührungskram anfing. Ich denke, diesmal hing ich einfach nur herum wie eine nasse Decke. Es ist komisch, wenn die Dinge sich entschieden haben – auf einmal sieht man Leute in anderem Licht. Das Etikett geheimnisvoller Typ , das mir aufgeklebt worden war, war völlig verschwunden. Statt geheimnisvoll galt jetzt jämmerlicher Tropf.
    »Steh da nicht rum, komm rein.« Sie reichte mir das Handtuch.
    »Danke.«
    »Warst du den ganzen Tag draußen?«
    »Ja.«
    »In Glasgow?«
    »Ja?«
    »Wo bist du hingegangen?«
    »Ins Stadtzentrum und dann ins West End. Anschließend bin ich in der Gegend um die Universität und auf dem Gelände der Kunstgalerie herumgelaufen.«
    »Hört sich toll an.«
    »Ich denke, es war okay.«
    »Das hast du also den ganzen Tag gemacht?«
    »Mehr oder weniger ja.«
    »Bis jetzt?«
    »Ja.«
    »Einfach herumgelaufen?«, fragte sie.
    »Und nachgedacht.«
    »Du kannst froh sein, dass du nicht verhaftet worden bist.«
    »Ich brauchte Zeit zum

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