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Der Junge, der Träume schenkte

Der Junge, der Träume schenkte

Titel: Der Junge, der Träume schenkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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Junge, schien sein Blick zu sagen.
    Christmas lächelte ihm zu. Dann wandte er sich an Lepke, Greenie, Gurrah und Monkey und begann, über die Iren im Allgemeinen zu sprechen, wie sehr er sie hasste, wie korrupt sie als Polizisten waren und wie ungehobelt als Verbrecher. Im gleichen Atemzug kam er dann plötzlich auf sein blondes Haar zu sprechen, das ihm der Hurensohn vererbt hatte, der seine Mutter als junges Mädchen vergewaltigt hatte.
    Während die vier Gangster ihm zuhörten, warfen sie Rothstein weiter verständnislose Blicke zu.
    »Und es heißt, dass dieser Bastard ... aber der ist mir eigentlich scheißegal ... dass der Bastard immer einen Schlüsselanhänger mit einer Hasenpfote in der Westentasche hatte.« Christmas nahm die Beine vom Stuhl, stand auf, ging zu den vier Männern hinüber und raunte: »Von einem toten ... Hasen, wenn ihr wisst, was ich meine.« Er drehte sich einmal um sich selbst und setzte sich wieder hin. »Ein blonder Mistkerl mit einem toten Hasen in der Westentasche«, sagte er leise, wie zu sich selbst.
    »War er einer von den Dead Rabbits?«, fragte Gurrah.
    »Das hab ich nicht gesagt«, gab Christmas zurück, streckte ihm warnend den Zeigefinger entgegen und wandte sich Rothstein zu. »Das habe ich nicht gesagt, Arnold.« Dann sah er Gurrah direkt in die Augen. »Hab ich das gesagt?«, fragte er ihn.
    »Nein«, antwortete der Gangster.
    »Hab ich das gesagt?«, wollte er von Monkey wissen.
    »Nein, aber ...«
    »Aber, aber, aber«, unterbrach Christmas ihn. »Ihr legt mir Worte in den Mund, die ich nicht gesagt habe. Damit das klar ist, mit gewissen Leuten habe ich nichts zu tun. Was ich sicher weiß, ist nur, dass mein Vater, dieser Bastard ... tja, der Blitz soll mich treffen, wenn er nicht der beste Freund des Chefs war.«
    »Dein Vater war die rechte Hand von ...?«, hob Greenie an.
    Doch auch ihn unterbrach Christmas mit einer schroffen Geste. »Das weiß ich nicht, und ich will die Namen dieser Scheißtypen auch nicht wissen, Greenie. Alles, was ich weiß, ist, dass er mir diese blonden Haare vererbt hat, durch die ich aussehe wie ein verdammter Ire, und dass sein Blut in meinen Adern fließt, ob ich will oder nicht!« Er spuckte angewidert auf den Boden.
    Es folgte ein betretenes Schweigen. Lepke blickte von Rothstein zu Christmas und sagte: »Dein Vater war ein Scheißtyp von einem Iren, du hast recht. Und die Dead Rabbits waren Scheißtypen, so wie alle Iren. Aber sie waren zähe Burschen. In den Straßen Manhattans spricht man noch immer von ihnen.« Daraufhin kam er auf Christmas zu und klopfte ihm auf die Schulter.
    »Man hatte mir gesagt, Junge, du wärst nur ein kleiner Versager«, bemerkte Gurrah mit einem Seitenblick auf Greenie. »Aber schon als du hier reinkamst, war mir klar, dass du auf Zack bist.«
    Greenie lachte. »Ach, leck mich doch, Gurrah.«
    »Das hab ich wirklich gedacht«, protestierte der.
    »Na klar doch«, scherzte Greenie weiter. Dann sah er Christmas an. »Ich freu mich, Junge.«
    »Tut mir leid, dass ich dich vermöbelt habe«, entschuldigte sich Gurrah nun. »Ging nicht gegen dich persönlich.«
    »Kein Problem«, gab Christmas zurück. Während er mit den hundert Dollar in der Hand spielte, ließ er daraufhin den Blick zu Rothstein wandern. »Wollen wir unsere Unterhaltung unter vier Augen zu Ende führen, Arnold?«
    Rothstein gab den Männern mit dem Kopf ein Zeichen, woraufhin sie augenblicklich den Raum verließen.
    »Ich habe nicht eine einzige Lüge erzählt, Sir«, sagte Christmas, kaum dass sie allein waren. »Abgesehen von der Sache mit den Iren, gegen die habe ich eigentlich gar nichts. Ansonsten war das alles wahr. Meine Mutter war dreizehn Jahre alt, als sie in Italien von einem blonden Kerl vergewaltigt wurde, der mit dem Besitzer des Gutshofs, auf dem sie lebte, befreundet war. Ire war er nicht, nur blond, und genau das habe ich gesagt. Und dem Bastard baumelte eine Hasenpfote aus der Westentasche, während er meine Mutter vergewaltigte. In Italien gilt eine Hasenpfote als Glücksbringer. Und natürlich muss der Hase zwingend tot sein. Aber Ihre Männer glauben jetzt, ich wäre der Sohn eines Mitglieds der Dead Rabbits. Obwohl das zeitlich keinen Sinn ergibt, denn ich müsste vor fast hundert Jahren gezeugt worden sein. Doch ihnen gefällt der Gedanke, weil sie Gangster sind ...«
    Rothstein lachte und setzte sich ihm gegenüber.
    »Habe ich die Wette gewonnen, Sir?«, fragte Christmas.
    »Gib mir die hundert Dollar zurück«,

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