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Der Junge, der Träume schenkte

Der Junge, der Träume schenkte

Titel: Der Junge, der Träume schenkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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Handtücher wurden einmal in der Woche, immer montags, gewechselt, und falls ein Gast aus Versehen seinen Kaffee verschüttete und sie vorzeitig ausgetauscht haben wollte, war ein halber Dollar Aufpreis fällig. Das Zimmermädchen war eine hinkende Alte, die sich darauf beschränkte, das Bett zu machen und die fettigen Sandwichtüten zu entsorgen, und die häufig vergaß, den Aschenbecher zu leeren. Nein, eine echte Suite war das nicht, auch wenn sie im Club so genannt wurde, um sie von den einfachen Zimmern zu unterscheiden. Und der Swimmingpool hinter dem Haus war nichts als eine grünliche Lache. Wie Lester ihm im Vertrauen erzählt hatte, war der Hotelbesitzer ein fürchterlicher Geizhals. »Er will ihn erst in Betrieb nehmen, wenn wir komplett ausgebucht sind«, hatte er ihm anvertraut. Und natürlich war das Hotel nie ganz ausgebucht. Trotz alldem war der Umzug in den Residence Club für Bill ein großer Schritt nach vorn. Und er war sicher, dass er es eines Tages bis ins Whilshire Grand Hotel schaffen würde.
    Eine neue Ära hat begonnen, wiederholte er in Gedanken gut gelaunt Artys Lieblingssatz.
    Bill betrat das Hotel, nahm den Aufzug und fuhr in den fünften Stock hinauf. Im Zimmer öffnete er die beiden Fenster, räumte ein wenig auf, wusch sich das Gesicht und warf einen Blick in den Badschrank unter dem Waschbecken. Da war sie. Lester hatte Wort gehalten: Er hatte ihm eine Flasche Whisky besorgt. Nicht den üblichen mexikanischen Tequila, nicht den üblichen Rum. Bill nahm die Flasche und zwei Gläser und stellte sie auf dem Couchtisch bereit. Er erwartete Besuch. Lächelnd entkorkte er die Flasche und schenkte sich zwei Fingerbreit Whisky ins Glas. Arty ahnte nicht, dass sie an dem Abend über Geschäftliches reden würden. Bill hatte alles einmal überschlagen und wollte mehr Geld.
    Es klopfte. Auf der anderen Seite der Tür hörte er zwei Mädchen kichern. Arty hatte also Gesellschaft mitgebracht.
    »Scheiße!«, fluchte Bill leise. Mit einem strahlenden Lächeln öffnete er dann die Tür. »Arty, komm rein.«
    »Hallo, Punisher«, sagten die beiden Mädchen unisono, während sie ins Zimmer traten und Bill um den Hals fielen.
    Verärgert schob er sie von sich. »Ich dachte, du kommst allein, Arty.«
    »He, wolltest du etwa über mich herfallen?«, fragte der Regisseur und hielt sich wie schützend die Hand vor den Po.
    Die Mädchen lachten. Die eine war blond und üppig, fast schon dick, die andere spindeldürr und brünett. Bill kannte sie. Sie waren als »die Zwillinge« bekannt. Ihre Spezialität waren lesbische Rollen. Arty hatte eine Vorliebe für Lesben. Er beobachtete sie gern, um sie anschließend selbst zu vernaschen.
    »Ich wollte über geschäftliche Dinge reden«, erklärte Bill.
    Arty grinste. »Ich dagegen wollte das Ding benutzen.«
    Die Mädchen lachten und küssten sich dann auf den Mund.
    »Mir ist es ernst«, sagte Bill.
    »Mir auch, glaub mir. Frag Lola«, erwiderte Arty, nahm die Hand der Blonden und führte sie an sein Glied.
    Lola gab einen gespielt überraschten Laut von sich und fiel dann in das Lachen der anderen ein. Die Brünette trat hinter Bill und ließ ihre Hand zwischen seine Beine und an seinem Hosenschlitz hinaufgleiten.
    »Verschwinde«, sagte Bill und stieß sie von sich.
    »Was gibt es denn so Wichtiges?«, fragte Arty, mit einem Mal ernst.
    »Ich will über geschäftliche Dinge reden«, wiederholte Bill. Dann schaute er auf die Mädchen. »Nicht vor ihnen.«
    Arty seufzte und blickte sich um. »Geht ins Bad. Schließt die Tür und kommt erst wieder raus, wenn wir euch rufen.« Arty grinste und fasste der Blonden an den Po. »Seid schön brav, ihr Kleinen.«
    Die Mädchen lachten und verschwanden im Bad.
    »Setz dich«, sagte Bill. Er schenkte reichlich Whisky in die Gläser. Dann stieß er mit Arty an. »Wie viele Filme haben wir schon gedreht?«
    »Acht.«
    »Neun mit dem von heute, richtig?«
    »Richtig.«
    »Mit dir und mir hat eine neue Ära begonnen. Richtig?«, sagte Bill und blickte dem Regisseur geradewegs in die Augen.
    Arty lachte zufrieden, gab aber keine Antwort. »Ich habe mir einen Teil der Aufnahmen von heute angesehen«, meinte er stattdessen. »Sensationelles Material.« Er trank einen Schluck. »Weißt du noch, was ich damals zu dir sagte, als ich dich zum ersten Mal erwischt habe?«
    »Aus dir mache ich einen Star.«
    »Und, habe ich mein Versprechen gehalten?«
    Bill lächelte. »Ja«, gab er zu. In Hollywoods reichen und verkommenen Kreisen

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