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Der Junge, der Träume schenkte

Der Junge, der Träume schenkte

Titel: Der Junge, der Träume schenkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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fähig.
    Die Brünette hatte sich einen künstlichen Phallus um die Leiste geschnallt und drang von hinten in die andere ein, die währenddessen Artys Penis lutschte.
    »Lass dir mal einen Spiegel aufhängen«, sagte Arty zu Bill.
    »Ja.« Bill schenkte sich noch einmal nach. Die Flasche war fast leer. Einzig am Set versagte er nie. Was ihn erregte, war nun nicht einmal mehr die Gewalt, sondern das leise Surren der Kamera. Der Ruhm.
    »Hol ihn her«, sagte unterdessen Arty zu der Brünetten.
    Das Mädchen stand vom Bett auf und stolzierte langsam und aufreizend auf Bill zu, wobei der steife künstliche Phallus vor ihrem Körper auf und ab wippte. Sie stellte sich vor Bill auf, den Phallus vorgestreckt und genau auf Bills Gesicht gerichtet. »Hast du es schon einmal mit einem Mann getrieben?«, fragte sie ihn und streichelte dabei ihre winzigen Brüste.
    Da sprang Bill auf und schlug ihr mit der Faust ins Gesicht. »Verpiss dich, Schlampe!«, schrie er und trat auf sie ein.
    »Cochrann! Verflucht noch mal, Cochrann!«, brüllte Arty. »Ruinier sie mir nicht, verdammt!«
    Keuchend hielt Bill inne. Ihm war schwindlig. Er hatte zu viel getrunken. Das Mädchen hatte sich am Boden zusammengekauert, um sich vor den Tritten zu schützen.
    »Verschwindet«, sagte Bill mit vom Alkohol belegter Stimme.
    »Cochrann, was zum Teufel ist in dich gefahren?«, fragte Arty, schob Lola von sich weg und setzte sich im Bett auf.
    »Raus!«, schrie Bill. Seine Augen waren gerötet und blickten trüb. Er schwankte.
    Die Brünette rappelte sich vom Boden auf und betastete ihre Lippe. Sie blutete leicht. Nachdem sie den künstlichen Phallus abgeschnallt hatte, zog sie ihre Kleider wieder an. Ihre blonde Freundin tat es ihr nach. Arty saß auf der Bettkante und schüttelte den Kopf. Mit einem Seufzer stand er schließlich auf und kleidete sich an.
    »Morgen bin ich im Schneideraum«, sagte Arty, als er die Zimmertür öffnete. »Willst du kommen und zuschauen?«
    Bill nickte, ohne ihn anzusehen.
    Die Tür fiel hinter Arty und den Mädchen ins Schloss.
    Kaum war Bill allein, ließ er sich aufs Bett fallen, das Gesicht im Kissen, die Augen geschlossen. Die Finsternis, in die er sank, drehte sich um ihn. Und plötzlich formte sich in dem schwarzen Strudel das Bild einer Frau, eines jungen Mädchens in einem weißen Kleid mit blauen Streifen, dem Kleid eines Schulmädchens. Das Mädchen hatte lange schwarze Locken, die ihm bis auf die Schultern herabfielen, und war ungefähr dreizehn Jahre alt. Ruth.
    Anfangs fürchtete Bill, einer seiner üblichen Albträume suchte ihn wieder heim und Ruth würde ihn ein weiteres Mal töten. Doch stattdessen lächelte ihn das jüdische Mädchen an und begann, sich auszuziehen. Dabei löste sich das Kleid in Fetzen von ihr ab, als zerrisse sie es.
    Noch immer auf dem Bauch liegend, griff Bill sich in den Schritt, knöpfte seine Hose auf und fing an, sich zu streicheln.
    Ruth zog sich immer weiter aus, und Bill sah, dass sie blutete. Doch nichts geschah. Er spürte keine Erregung. Mit einem Mal jedoch, als Bill schon von seinem trägen Penis ablassen wollte, bildete sich in seinem Kopf ein langsames, leises Surren heraus wie von einem Kameraverschluss, der sich gleichmäßig öffnete und wieder schloss, wie von einem Filmband, das, während es belichtet wurde, über die gezackten Spulen lief. Da plötzlich spürte Bill ein angenehmes Kribbeln zwischen den Beinen, und sein Glied wurde steif.
    Während er sich immer hitziger berührte, stellte er sich vor, jemand filmte seinen ersten Gewaltakt. Jene herrliche Nacht, in der er sein wahres Wesen entdeckt hatte. Bis er zum Orgasmus kam.
    Reglos blieb er danach eine Weile liegen, während die warme Flüssigkeit, die er aus sich herausgelockt hatte, auf seiner Hand und auf seinem Bauch und auf dem Bett antrocknete. Schließlich drehte er sich um. Er tastete nach dem Telefonhörer, hob ab und wartete.
    »Ja bitte, Mr. Fennore?«, erklang die Stimme des Portiers.
    »Sag der Schwarzen, sie soll raufkommen und die Laken wechseln, Lester.«
    »Sie wissen, dass heute nicht Montag ist, nicht wahr, Mr. Fennore?«
    »Ein halber Dollar, ja, ich weiß, Lester«, erwiderte Bill und legte auf.

53
    Manhattan, 1927–1928
    Der Hüne drängte sich zwischen andere Gäste, die sich abends um halb acht in Scharen im Lindy’s einfanden, um bei einem Stück Käsekuchen Diamond Dogs zu hören, und erkämpfte sich so einen Sitzplatz vor dem großen Radio.
    »Das ist mein Platz«,

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