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Der Junge, der Träume schenkte

Der Junge, der Träume schenkte

Titel: Der Junge, der Träume schenkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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schmutzig sein wie mit Bill. Sie hatte Angst, die Augen aufzuschlagen und Bill zu sehen.
    Christmas betrachtete sie schweigend. Er hielt ihre Hand fest, ohne Ruth jedoch an sich zu ziehen. Und er erkannte den Schrecken in den grünen Augen des Mädchens, das er seit jeher liebte. »Ich habe Angst, Ruth ...«, sagte er da. Er ließ ihre Hand los, ging auf die andere Seite des Bettes und setzte sich mit dem Rücken zu ihr hin. Ohne ein Wort saß er eine Weile reglos da. Dann ließ er sich seitlich auf die orangerote Tagesdecke sinken, zog die Knie an und machte sich ganz klein. »Ich habe Angst ...«, sagte er wieder.
    Überrascht war Ruth stehen geblieben. Im ersten Augenblick keimte Wut in ihr auf, als dürfte nur sie Angst haben. Doch gleich darauf veränderte sich etwas in ihr.
    Langsam setzte Ruth sich aufs Bett und streckte die Hand aus. Sie streichelte Christmas über die Schulter. Mit den Fingern fuhr sie ihm durchs Haar. Christmas rührte sich nicht. Da streckte Ruth sich neben ihm aus, legte von hinten den Arm um ihn und vergrub ihr Gesicht in seinem Nacken. Zögernd bewegten Christmas’ Finger sich auf Ruths Hand zu und ergriffen sie. Er legte sie auf seine Brust. Dann nahm er sie hoch zu den Lippen und küsste sie. Und Ruth zog sie nicht zurück. Es war die Hand, die Bill verstümmelt hatte, die Hand, die schon immer Christmas gehört hatte. Es gab nichts, dessen sie sich schämen musste. Noch enger schmiegte sie sich an ihn und nahm seine Wärme in sich auf. Wie vollkommen sich unsere Körper ineinanderfügen, dachte sie, als wären sie für diese Stellung geboren, als müsste alles genau so sein. Da entzog sie Christmas ihre Hand, ließ sie zum obersten Hemdenknopf gleiten und öffnete ihn. Dann knöpfte sie den zweiten und dritten auf. Sie schob die Hand unter Christmas’ Hemd, um seine glatte Haut zu streicheln und die H-förmige Narbe auf seiner Brust.
    Christmas löste sich aus der Umarmung, setzte sich auf und sah Ruth an. Sie drehte sich auf den Rücken und spreizte zaghaft lockend ein wenig die Arme. Christmas knöpfte den obersten Knopf an Ruths Kleid auf. Dann hielt er inne. Ruth wandte den Blick nicht von Christmas ab, während sie auch die übrigen Knöpfe ihres Kleides öffnete. Da stand Christmas auf, entblößte seinen Oberkörper und schlüpfte schließlich aus seiner Hose. Ruth streifte ihr Kleid ab. Nicht eine Sekunde ließen sie einander aus den Augen, auch nicht, als sie schließlich beide völlig nackt waren.
    Christmas streckte sich wieder neben ihr aus, ohne sie zu berühren.
    Noch immer versunken in seinem Blick, hob Ruth die Hand und berührte seine blonde Locke.
    Christmas schloss die Augen ein wenig, nahm eine Strähne ihres schwarzen Haares zwischen zwei Finger und strich sie Ruth behutsam hinter das Ohr. Sanft zog er dann die Konturen ihres Ohrläppchens nach.
    Ruths Finger folgten dem Bogen seiner Augenbrauen, bevor sie in einer geraden Linie die Nase hinab bis zu den Lippen glitten. Und Christmas erkundete zärtlich Ruths Gesicht, bis seine Finger schließlich ihre Lippen fanden, sie streichelten und dann in die warme Höhle ihres Mundes glitten. Da forschte auch sie mit geschlossenen Augen in seinem Mund.
    Christmas’ Finger glitten an Ruths Gesicht hinab. Sie streiften den Hals, wanderten über das Schlüsselbein bis zur Schulter und zurück zur Mitte, das Brustbein entlang und zwischen die Brüste, ohne sie zu berühren.
    Und Ruths Hand vollzog die gleichen Bewegungen auf Christmas’ Körper. Dann wagte sie sich vor zur Brust und kreiste um die Brustwarzen, zwickte eine von ihnen sanft, umschloss wie ein Kelch die ganze Brust, knetete sie und gab so die Liebkosungen vor, die Christmas gleich darauf nachahmte. Es war, als streichelte sie sich selbst mit seinen Händen, als wären sie beide eins.
    Da wanderte Ruth von Christmas’ Brust weiter seinen Bauch hinab und lud seine Hand still ein, es ihr gleichzutun, lenkte sie – mit ihren eigenen Liebkosungen auf seinem Körper – dorthin, wo sie eine immer stärkere, warme Sehnsucht verspürte. Dorthin, wo sich ein so brennendes Verlangen, eine so übermächtige Lust verbarg, wie sie es nie für möglich gehalten hätte. Und während Christmas’ Hand das so gefürchtete, viele Jahre zum Verstummen gebrachte Versteck erreichte, spürte Ruth, wie sich all ihre Angst in einer klebrig-zähen, milchigen und einladenden Flüssigkeit auflöste, die sich um sie legte, einhüllte und alle anderen Empfindungen

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