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Der Junge, der Träume schenkte

Der Junge, der Träume schenkte

Titel: Der Junge, der Träume schenkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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Herd.
    Sal lachte erneut. »Entschuldige ...«, bat er schließlich.
    »Ich will mein eigenes Haus , so wie Ma’am«, murrte Cetta. »Und ich will viele hübsche Mädchen, die sich ...« Sie unterbrach sich und blickte zu Christmas hinüber. »Nun ja, ich will, dass die anderen die Arbeit tun und nicht immer ich.«
    »Es ist noch Zeit, Cetta«, sagte Sal finster, und seine Stimme hatte alle Fröhlichkeit verloren. »Wir haben schon darüber gesprochen.«
    »Bedeute ich dir denn nichts, Sal?«
    »Du gehst mir auf den Sack«, brach es aus ihm hervor. Er trat zum Bett, zog sich an, und kurz darauf fiel die Tür krachend hinter ihm ins Schloss.
    »Sal!«, rief Cetta ihm nach, doch er kam nicht zurück.
    Da setzte Cetta sich aufs Bett und begann, still zu weinen. Christmas stand auf, ging zu seiner Mutter und lehnte sich an ihre Hüfte. »Willst du spielen, Mama?«, fragte er mit seinem Kinderstimmchen und legte ihr sein Spielzeug auf den Schoß.
    Cetta strich ihm über das weizenblonde Haar und drückte ihn stumm an sich.
    »Ich habe auch geweint, als Leos Schwanz abgegangen ist«, sagte Christmas. »Weißt du noch, Mama?«
    »Ja, mein Schatz«, antwortete Cetta lächelnd und zog ihn noch enger an sich. »Das weiß ich noch.«
    In dem Moment sah sie die Pistole in ihrem Holster auf dem Stuhl liegen.
    Sal beschloss, zum Diner zu fahren, da er sicher war, dort jemanden zu finden, mit dem er den Sonntag verbringen konnte. Cetta trieb ihn mehr und mehr in die Enge. Doch nicht das war es, was Sal auf der Seele brannte. Vielmehr war es die Tatsache, dass er sich in Gegenwart dieses Mädchens immer wohler fühlte. Sogar an dem kleinen Hosenscheißer hatte er Gefallen gefunden.
    Tonia und Vito Frainas Tod hatte eine Lücke in seinem Leben hinterlassen. Die beiden Alten waren alles gewesen, was er hatte. Ihnen war es gelungen, ihn von den beharrlichen Schuldgefühlen zu befreien, die ihn seit dem Mord an ihrem Sohn gequält hatten. Sal hatte endlich aufgehört, sich deswegen Vorwürfe zu machen. Und ohne dass es ihm bewusst geworden war, hatte Cetta nun nach und nach die Lücke gefüllt. Aber sie ist nur eine der Nutten aus dem Bordell, sagte er sich immer wieder und versuchte so, den Gedanken zurückzudrängen, der so sehr einem Gefühl ähnelte.
    Dabei war gerade kein guter Moment, um schwach zu sein. Nicht mehr nur die irischen Killerbanden mussten in Schach gehalten werden. Was von den Eastmans übrig war – obgleich sie von niemandem mehr so genannt wurden, seitdem Monk Eastman sich vor sieben Jahren hatte erwischen lassen und nun in Sing-Sing einsaß –, waren radikale Splittergruppen. Immer wieder tauchten neue Namen auf, neue Anführer, die glaubten, zu den guten alten Zeiten zurückkehren zu können, als man unvorstellbare Kriege gegen die Polizei oder gegen Paul Kellys Italiener geführt hatte. Als es, um die Männer zusammenzurufen, ausgereicht hatte, eine Andeutung auf der Straße zu machen oder in Gluckows Odessa Tea House in der Broome Street, in Sam Boeskes Hop Joint in der Stanton Street oder in Dora Golds Drogerie in der First Street. Als es ausgereicht hatte, ein paar Flaschen Blue Ruin zu spendieren, des billigsten Rachenputzers, der im Umlauf war. Schießereien, die von morgens bis abends anhielten, Feldschlachten, in denen Passanten fielen wie Laub, Barrikaden und Steine und Kämpfe mit Stöcken, Knüppeln, Rohren und Schleudern. Und so hatten es sich seit einigen Jahren Kerle wie Zweibach, Dopey, Bid Yid oder Little Augie und Kid Dropper angewöhnt, keinerlei Regeln zu beachten.
    Nein, es war kein guter Moment, um schwach zu sein. Und eine Frau macht schwach, dachte Sal auf der Fahrt zum Diner. Gefühle machen schwach.
    Wie immer parkte er einen halben Häuserblock entfernt, stieg aus und kaufte bei Nora’s eine Zigarre. Als er wieder auf die Straße trat, fiel ihm auf, dass er seine Pistole bei Cetta vergessen hatte.
    Frauen und Gefühle machen schwach.
    Und während er sich, die Zigarette im Mund, kopfschüttelnd einen Idioten schimpfte, übersah er den schwarzen Wagen, der mit hoher Geschwindigkeit um die Ecke gebogen kam. Er bemerkte ihn erst, als der erste Schuss fiel. Sal hörte den Knall und spürte ein Brennen in der Schulter. Mit Wucht wurde er gegen eine Straßenlaterne geschleudert. Er stieß mit der Schläfe dagegen und stürzte hinter ein geparktes Auto. Ohne Pistole saß er in der Falle. Ihm brach der Schweiß aus allen Poren, während er sich, vor Schmerzen fast betäubt, aufrappelte und

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