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Der Junge, der Träume schenkte

Der Junge, der Träume schenkte

Titel: Der Junge, der Träume schenkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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traf. Als die Polizisten sahen, dass der Mann eine Brieftasche in der Hand hielt, nahmen sie sie ihm ab. Wie durch Zauberei hatte die Leiche später, beim Eintreffen der Fotografen, eine Pistole in der Hand. Eine Woche lang hetzten die Zeitungen gegen den Bürgermeister und warfen ihm vor, Mitarbeiter einzustellen, die in kriminelle Machenschaften verwickelt waren. Danach legte sich die Aufregung wieder.
    Als Cetta, kaum dass man sie in den Polizeiwagen befördert hatte, Sal in Handschellen sah, fiel sie ihm um den Hals und weinte bitterlich. Ihre Tränen galten Christmas.
    Im Polizeirevier wurden Cetta und Sal voneinander getrennt. Cetta landete zusammen mit Ma’am und den anderen Huren in einer Gemeinschaftszelle. Sal wurde brutal zusammengeschlagen und dann alleine in einen Käfig in der Mitte eines Raumes gesperrt, in dem ein ständiges Kommen und Gehen von Polizisten herrschte, die ihn beschimpften, bedrohten und bespuckten.
    »Ich möchte eine Kaution hinterlegen«, sagte Sal, als der Captain des Reviers, der keine Ahnung von dem Pakt zwischen den Iren und seinen Männern hatte, zu ihm kam.
    »Du kommst hier nicht auf Kaution raus«, gab ihm der Captain zur Antwort.
    »Die Kaution ist nicht für mich«, sagte Sal, während ihm das Blut aus der Nase rann, »sondern für Cetta Luminita, eine der Huren.«
    Der Captain musterte ihn erstaunt.
    »Sie hat ein Recht darauf«, betonte Sal und steckte seine großen, sauberen Hände durch die Maschen des Metallkäfigs.
    »Morgen früh werden wir sehen«, erwiderte der Captain.
    »Sie hat einen kleinen Sohn«, sagte Sal und rüttelte wütend am Gitter.
    Schweigend sah der Captain ihn an. Sein Blick war streng, aber nicht grausam. »Wie, sagtest du, war ihr Name?«, fragte er schließlich.
    »Cetta Luminita.«
    Der Captain nickte kaum merklich und verließ den Raum.
    Am darauffolgenden Morgen erschien der Anwalt Di Stefano bei Sal. Als er sich dem Käfig näherte, rümpfte er die Nase. »Scheiße, hast du dir in die Hosen gemacht?«
    »Die lassen mich nicht aufs Klo gehen.«
    Der Anwalt schüttelte voller Abscheu den Kopf.
    »Haben sie den Boss in Livonia geschnappt?«, fragte Sal.
    »Was weißt du von seinem Aufenthaltsort?«, gab Di Stefano zurück. Er sprach leise durch das Gitter hindurch, damit die Polizisten ihn nicht hören konnten.
    »Haben sie ihn geschnappt?«
    »Nein. Er hat es sich im letzten Moment anders überlegt«, antwortete der Anwalt.
    Sal sah ihn an und begann zu begreifen. »Wer?«
    »Silver.«
    Sal spuckte auf den Boden.
    »Das Stück Scheiße wird nichts von dem Geld für seinen Verrat haben, sei unbesorgt«, sagte der Anwalt noch leiser.
    »Hoffentlich.«
    »Jetzt ist es an dir zu beweisen, ob du ein Mann oder ein Stück Scheiße bist«, fuhr der Anwalt fort und musterte ihn kalt.
    Sal wusste, dass der Satz eine Drohung war. Er bedeutete: Willst du am Leben bleiben? Ohne die Augen niederzuschlagen und ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, erwiderte er den Blick des Anwalts. »Ich bin kein Stück Scheiße«, erklärte er mit fester Stimme.
    »Du wirst im Knast landen.«
    »Ich weiß.«
    »Sie werden dich in die Mangel nehmen.«
    Sal grinste. »Sind Sie etwa blind?«, sagte er. »Sehen Sie sich mein Gesicht an. Sehen Sie sich meine bepinkelten Hosen an. Sie haben schon längst damit angefangen.«
    »Sie werden dir ein Angebot unterbreiten.«
    »Ich verhandle nicht mit Polizisten. Schon gar nicht, wenn sie von einem Iren geschmiert sind.«
    Schweigend musterte der Anwalt ihn weiter. Es oblag ihm zu beurteilen, ob man Sal Tropea trauen konnte oder nicht. Doch durfte er sich nicht nur auf Sals Worte verlassen. Er musste es auch in seinen Augen lesen.
    Und Sal war bewusst, dass seine Zukunft von diesem letzten Blick abhing. Da plötzlich verflog die Angst, die ihn lähmte, seit er an der Schulter getroffen worden war, und Sal fand zu sich selbst zurück. Und fühlte sich frei und leicht. Und er lachte sein tiefes, dröhnendes Lachen.
    Die spitzen Gesichtszüge des Anwalts verrieten im ersten Moment Erstaunen, bevor sie sich entspannten. Sal Tropea würde nicht reden. Dessen war er sich nun sicher. Aber eine letzte Karte hatte er noch auszuspielen. Eine letzte Warnung. »Diese Nutte, die dir so sehr am Herzen liegt ...«, sagte er leise, und seine Stimme klang nicht mehr dringlich, da er sich nun sicher war und sich erlauben konnte, einfach nur grausam zu sein. »Sie ist zu Hause bei ihrem Sohn. Wie heißt er noch ... Christmas, richtig?«
    Sal

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