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Der Junker von Ballantrae

Titel: Der Junker von Ballantrae Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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daß unsere Sache erledigt sei, würde er sofort in See stechen.
    »Wennschon!« sagte er. »Waffen nützen jetzt nichts mehr.«
    »Lieber Mann«, sagte ich, »wer denkt an Waffen? Aber wir müssen doch auf unsere Freunde Rücksicht nehmen! Sie sind uns dicht auf den Fersen, und mit ihnen vielleicht der Prinz selbst, und wenn das Schiff abfährt, werden sehr viele wertvolle Leben in Gefahr kommen.«
    »Der Kapitän und seine Mannschaft wollen auch leben, wenn es sich darum handelt«, sagte Ballantrae.
    Ich erklärte, das sei fauler Zauber, und ich wünsche nicht, daß der Kapitän die Wahrheit erfahre. Aber dann gab Ballantrae mir eine so witzige Antwort, daß ich um ihretwillen und auch, weil man mir selbst Vorwürfe gemacht hat wegen dieser Sache mit der »Sainte-Marie-des-Anges«, die ganze Unterhaltung wiedergebe, wie sie sich zugetragen hat.
    »Frank«, sagte er, »erinnere dich an unseren Pakt. Ich darf nicht widersprechen, wenn du deinen Mund hältst, wozu ich dich sogar hierdurch auffordere, aber nach denselben Bedingungen darfst du nicht widersprechen, wenn ich alles erzähle.«
    Ich konnte nicht umhin, über diese Rede zu lachen, obgleich ich ihn nochmals warnte vor den Folgen.
    »Der Teufel soll die Folgen holen!« sagte der kühne Bursche, »ich habe immer getan, was ich wollte.«
    Es ist bekannt, daß meine Voraussage eintraf. Kaum hatte der Kapitän die Wahrheit erfahren, als er die Taue durchhieb und in See stach. Noch vor Anbruch des Morgens waren wir im großen Kanal.
    Das Schiff war sehr alt, und der Kapitän war einer der unfähigsten Leute, obgleich er sehr ehrenhaft und außerdem Ire war. Der Wind blies stürmisch, und die See stand hoch. Den ganzen Tag spürten wir keine Lust zu essen oder zu trinken und gingen etwas besorgt zu Bett, und in der Nacht schlug der Wind plötzlich nach Nordosten um, als ob er uns eine Lektion erteilen wollte, und wurde zum Orkan. Wir wachten auf durch das furchtbare Getöse des Sturmes und das Getrampel der Mannschaft an Deck, so daß ich vermutete, unsere letzte Stunde sei gekommen. Das Grauen in meiner Seele wurde grenzenlos verstärkt durch Ballantrae, der sich über meine Gebete lustig machte. In solchen Stunden erscheint der Mensch, der noch einige Frömmigkeit besitzt, in seinem wahren Licht, und man findet bestätigt, was uns als Kinder gelehrt wurde, daß man sich auf weltlich gesinnte Freunde nicht verlassen kann. Ich wäre meiner Religion unwürdig, wenn ich das nicht besonders bemerkte. Drei Tage lang lagen wir im Dunkel der Kajüte und hatten nur einen Schiffszwieback zu knabbern.
    Am vierten Tage flaute der Wind ab, aber dasSchiff hatte die Masten verloren und trieb auf hohen Wellenbergen. Der Kapitän hatte keine Ahnung, wohin wir verschlagen waren, er kannte sein Gewerbe sehr schlecht und rief immer nur die Heilige Jungfrau an: sicher sehr lobenswert, aber mit der Seemannskunst hat es wenig zu tun. Allem Anscheine nach war unsere einzige Hoffnung, von einem anderen Schiff gerettet zu werden, und wenn es zufällig ein englisches war, dann gnade Gott dem Junker und mir.
    Den fünften und sechsten Tag wurden wir hilflos hin und her geworfen. Am siebenten setzten wir einige Segel, aber das Schiff war sehr schwerfällig, und wir konnten nur ein wenig vor dem Winde segeln. Die ganze Zeit waren wir tatsächlich nach Südwesten getrieben, und während des Sturmes sogar mit unerhörter Gewalt. Der neunte Tag war kalt und dunkel, die See ging turmhoch, und alles deutete auf schlimmstes Wetter.
    In dieser Lage waren wir heilfroh, als wir am Horizont ein kleines Schiff sichteten und wahrnahmen, daß es die »Sainte-Marie« ansteuerte. Aber unsere Freude dauerte nicht lange. Denn als es beigedreht und ein Boot ausgesetzt hatte, stellte sich heraus, daß es mit wilden Gesellen bemannt war, die sangen und schrien, während sie zu uns herüberruderten, und laut fluchend mit nackten Dolchen unser Verdeck überschwärmten. Der Anführer war ein furchtbarer Strolch, der sein Gesicht geschwärzt und seinen Schnurrbart gekräuselt hatte. Sein Name war Teach, ein weithin bekannter Pirat. Er trottete über unser Deck, brüllte und schrie, sein Namesei Satan und sein Schiff heiße die Hölle. Er sah ungefähr aus wie ein bösartiges Kind oder wie ein Halbidiot, so daß er mich über alle Maßen anwiderte. Ich flüsterte Ballantrae ins Ohr, daß es das klügste sei, wenn wir uns ihm zur Verfügung stellten, und flehte zu Gott, daß man uns gebrauchen könnte. Ballantrae

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