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Der Junker von Ballantrae

Titel: Der Junker von Ballantrae Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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nicht mehr menschlich genannt werden konnte, so daß man die Laute, die sie von sich gaben, anständigerweise nicht beschreiben kann. Ich habe im Laufe meines Lebens manchen Trunkenbold gehört und manche tolle Szene an Bord der »Sarah« mitgemacht, aber alles das war nichts im Vergleich zu dieser Orgie, so daß ich damals schon vermutete, man habe etwas unter den Schnaps gemischt. Es dauerte lange, bevor das Schreien und Heulen zu einer Art jämmerlichen Grunzens abstarb. Schließlich war alles ruhig, und es kam mir sehr lange vor, bis Ballantrae wieder herunterkam, diesmal gefolgt von Teach, der anfing zu fluchen, als er uns drei auf den Kästen schlafen sah.
    »Pah!« sagte Ballantrae. »Ihr könnt eine Pistole vor ihren Ohren abfeuern. Ihr wißt, was sie verschluckt haben.«
    Im Kajütenboden war eine Luke, unter der der größte Teil der Beute bis zum Tage der Teilung versteckt lag. Sie war mit einem Riemen und drei Schlössern gesichert, deren Schlüssel der größeren Sicherheit wegenverteilt waren; einen besaß Teach, den zweiten Ballantrae und den dritten der Steuermann, ein Mann namens Hammond. Aber ich staunte, als ich alle drei in einer Hand sah, und noch mehr wunderte ich mich – ich sah immer noch durch meine Finger –, als Ballantrae und Teach mehrere Pakete heraufbrachten, alles in allem vier Stück, die sorgfältig verpackt waren und eine Schleife zum Tragen hatten.
    »Und nun«, sagte Teach, »wollen wir gehen.«
    »Ein Wort«, sagte Ballantrae, »ich habe festgestellt, daß noch ein Mann außer Ihnen einen Schleichweg durch den Sumpf weiß, und es scheint, als ob er kürzer ist als der Ihre.«
    Teach schrie, in diesem Falle seien sie verloren.
    »Das weiß ich nicht«, sagte Ballantrae. »Ich muß Sie im übrigen noch mit einigen anderen Dingen vertraut machen. Zunächst ist keine Kugel in Ihren Pistolen, die ich, wie Sie sich erinnern werden, heute morgen für uns beide freundlicherweise geladen habe. Zweitens können Sie sich vorstellen, daß ich mich wahrscheinlich nicht mit einem Idioten wie Sie belasten werde, da es einen anderen Menschen gibt, der einen Weg kennt. Drittens gehören diese Herren, die sich nicht länger schlafend zu stellen brauchen, zu meiner Partei. Sie werden Sie ergreifen und an den Mast binden, und wenn Ihre Leute aufwachen, falls das geschehen sollte trotz des Giftes, das wir unter den Schnaps gemischt haben, werden sie Sie ohne Zweifel von Herzen gern ausliefern. Die Sache mit den Schlüsseln werden Sie dann, wie ich annehme, leicht erklären können.«
    Teach sprach kein Wort, sondern blickte uns wie ein erschrockenes Kind an, als wir ihn knebelten und banden.
    »Nun wissen Sie, Sie Mondkalb«, sagte Ballantrae, »warum wir vier Pakete gemacht haben. Bisher hat man Sie Kapitän Teach genannt, aber ich glaube, jetzt sind Sie eher ein Kapitän Learn.«
    Das war unser letztes Wort an Bord der »Sarah«. Wir vier mit unseren vier Paketen ließen uns vorsichtig in ein Boot hinunter, und hinter uns blieb das Schiff schweigend wie ein Grab zurück, abgesehen von dem Stöhnen einiger Betrunkener. Auf dem Wasser lag Nebel bis ungefähr zur Brusthöhe, so daß Dutton, der den Weg kannte, aufstehen mußte, um unsere Ruder zu lenken. Das war der Grund, weshalb die Flucht gelang, denn wir waren gezwungen, langsam zu rudern. Erst eine kurze Strecke waren wir vom Schiff entfernt, als der Morgen zu grauen begann und die Vögel über das Wasser strichen. Plötzlich sackte Dutton auf den Sitz nieder und flüsterte uns zu, um des Himmels willen ruhig zu sein und zu lauschen. Wir hörten deutlich das leise Quietschen von Riemen auf der einen Seite, und dann wieder etwas weiter weg ein ähnliches Geräusch auf der andern Seite. Es wurde uns klar, daß wir gestern früh gesichtet worden waren, die Boote des Kreuzers sollten uns vom Meere abschneiden, und wir lagen hilflos zwischen ihnen. Niemals drohte uns armen Teufeln größere Gefahr, und während wir auf unsere Ruder gebückt lagen, flehten wir zu Gott, der Nebel möge dicht bleiben, und Schweiß tropfte vonunseren Stirnen. Bald darauf hörten wir eins der Boote so nahe, daß wir einen Schiffszwieback hätten hinüberwerfen können. »Vorsichtig, Leute«, hörten wir einen Offizier flüstern, und ich fragte mich, ob sie nicht das Hämmern meines Herzens vernehmen könnten.
    »Es kommt jetzt nicht auf den Richtweg an«, sagte Ballantrae, »wir müssen irgendwo Deckung finden, laßt uns direkt auf die Ufer der Bucht zuhalten.«
    Mit

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