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Der Junker von Ballantrae

Titel: Der Junker von Ballantrae Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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Schiff gestern gekapert worden sei, als er auf die Füße sprang, uns ein Glas Schnaps reichte zum Dank für die guten Nachrichten und seinen Negern befahl, die Segel zu hissen. Wir selbst gewannen durch den Schluck aus der Flasche mehr Zutrauen und boten uns schließlich als Passagiere an. Er blickte mißtrauisch auf unsere teerigen Kleider und die Pistolen und erwiderte höflich, er könne uns schlecht unterbringen. Auch unsere Bitten und Geldangebote, die wir hoch hinaufschraubten, konnten ihn nicht rühren.
    »Ich sehe«, sagte Ballantrae, »daß Ihr schlecht von uns denkt, aber ich will Euch beweisen, wie gut wir von Euch denken, indem ich Euch die Wahrheit sage. Wir sind flüchtige Jakobiten, und auf unsere Köpfe ist ein Preis ausgesetzt.«
    Der Mann aus Albany war durch diese Bemerkung offenbar etwas bewegt. Er stellte uns viele Fragen über den schottischen Krieg, die Ballantrae ausführlich beantwortete. Und dann sagte er mit einer Handbewegung ziemlich grob: »Ich denke, ihr und euer Prinz Charlie habt mehr abbekommen, als euch lieb ist.«
    »Zum Teufel, ja, das haben wir!« sagte ich. »Und Ihr, verehrter Herr, solltet ein besseres Beispiel geben und uns entsprechend gut behandeln.«
    Ich sagte das in der irischen Art, die, wie allgemein zugestanden wird, etwas sehr Verlockendes an sich hat. Es ist bemerkenswert und ein Beweis für die Liebe, dieman für unsere Nation hegt, daß ein irisches Wort bei einem anständigen Menschen fast nie seine Wirkung verfehlt. Ich weiß nicht, wie oft ich es erlebt habe, daß ein gemeiner Soldat den Spießruten entging oder ein Bettler reiche Gaben erhielt, weil sie sich der irischen Sprache bedienten. Und als der Mann mir zulachte, war ich sehr beruhigt. Allerdings stellte er auch dann noch viele Bedingungen und nahm uns vor allen Dingen unsere Waffen ab, bevor er uns an Bord gehen ließ. Das war das Zeichen zur Abfahrt, und wenige Augenblicke später fuhren wir bei guter Brise die Bucht hinunter und dankten Gott für unsere Rettung. Ungefähr auf der Höhe der Flußmündung kamen wir an dem Kreuzer vorbei und etwas später an der armen »Sarah« mit der gefesselten Mannschaft, beides Anblicke, die uns zittern machten. Das bermudische Schiff schien ein sehr sicherer Aufenthaltsort zu sein und unsere Kühnheit sich zu lohnen, als wir auf diese Weise an das Schicksal unserer früheren Kameraden erinnert wurden. Alles in allem waren wir allerdings noch keineswegs sicher, wir waren aus der Bratpfanne ins Feuer gehüpft, rannten vom Gefängnis zum Galgen und waren der offenen Feindschaft des Kriegsschiffes entronnen, um der zweifelhaften Ehrbarkeit des Händlers aus Albany ausgeliefert zu sein.
    Verschiedene Umstände brachten es jedoch mit sich, daß wir sicherer waren, als wir zu hoffen gewagt hatten. Die Stadt Albany befaßte sich damals viel mit dem Schmuggel zwischen Indianern und Franzosen in den Wüstengebieten. Da dieser Handel im höchsten Gradeungesetzlich war und die Leute andererseits in Berührung brachte mit dem höflichsten Volk der Erde, waren ihre Sympathien geteilt. Sie glichen allen Schmugglern, Spionen und Zwischenhändlern der ganzen Welt und waren beiden Parteien gleich geneigt. Unser Kapitän war außerdem ein sehr ehrenhafter Mensch und sehr habgierig, und nebenbei gefiel ihm unsere Gesellschaft vorzüglich, was unser Glück krönte. Bevor wir die Stadt New York erreicht hatten, hatten wir uns in jeder Beziehung verständigt. Er sollte uns ganz bis Albany führen und uns dort helfen, die Grenze zu überschreiten, um zu den Franzosen zu stoßen. Wir mußten dafür hoch bezahlen, aber Bettler haben keine Wahl, und Verbrecher dürfen sich nicht beklagen.
    Wir segelten also den Hudson hinauf, ein sehr stolzer Strom, wie ich ausdrücklich bemerken will, und schlugen unser Quartier in den »Kings Arms« zu Albany auf. Die Stadt war voll von Soldaten aus der Provinz, die Rache brüteten gegen die Franzosen. Der Gouverneur Clinton war selbst anwesend, ein sehr geschäftiger Mann und, soviel ich feststellen konnte, durch die Parteizwistigkeiten des Parlaments nahezu wahnsinnig. Die Indianer auf beiden Seiten waren auf dem Kriegspfad, wir sahen sie in Gruppen Gefangene einbringen, und was viel schlimmer ist, auch männliche und weibliche Skalpe, für die sie nach einem festen Satz bezahlt wurden. Ich brauche nicht zu versichern, daß uns der Anblick nicht sehr ermutigte. Wir konnten kaum zu einem ungeeigneteren Zeitpunkt kommen, um unsere Pläne durchzuführen.

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