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Der Junker von Ballantrae

Titel: Der Junker von Ballantrae Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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beschäftigt. Ballantrae wandte mir sein Gesicht zu, das ganz in Falten gezogen war, seine Zähne traten aus den Lippen hervor wie bei Leuten, die verhungern – nach Berichten, die ich gelesen habe. Er sprach kein Wort, aber seine ganze Erscheinung war eine Art furchtbarer Frage.
    »Vielleicht gehören sie zur Partei der Engländer«, flüsterte ich, »und bedenkt, das beste, was wir dann erhoffen könnten, wäre neue Flucht unter denselben Umständen.«
    »Ich weiß – ich weiß«, sagte er, »aber schließlich muß die Entscheidung fallen.« Und er riß plötzlich seine Münze heraus, schüttelte sie mit geschlossenen Händen, sah sie an und legte sich nieder, das Gesicht in den Staub gedrückt.
    *
    Bemerkung Mr. Mackellars: Hier unterbreche ich die Erzählung des Chevaliers, weil die beiden sich am selben Tage erzürnten und trennten, und der Bericht des Chevaliers über den Streit scheint mir, wie ich bemerken muß, ganz unvereinbar mit der Natur dieser Gegner. Von jetzt ab wanderten sie allein und erlitten außerordentliche Qualen, bis zuerst der eine und dann auch der andere von Truppen des Fort St. Frederick aufgegriffen wurde. Nur zweierlei ist bemerkenswert. Erstens, und das ist das wichtigste für meine Erzählung, vergrub der Junker im Laufe seiner Irrfahrten seinen Schatz an einer Stelle, die bisher noch nicht wieder entdeckt worden ist, von der er aber eine Zeichnung mitseinem eigenen Blut auf dem Futter seines Hutes entwarf. Und zweitens wurde er, als er völlig mittellos im Fort ankam, von dem Chevalier wie ein Bruder willkommen geheißen, der dann auch seine Überfahrt nach Frankreich bezahlte. Die Einfalt seines Charakters veranlaßt Burke bei dieser Gelegenheit, den Junker außerordentlich zu loben. Einem klügeren Menschen muß es scheinen, als ob allein der Chevalier zu preisen wäre. Es bereitet mir um so größeres Vergnügen, diesen außerordentlich edlen Zug meines hochgeschätzten Mitarbeiters zu erwähnen, als ich, wie ich fürchten muß, ihm soeben noch unrecht getan habe. Ich habe es vermieden, seine ungewöhnlichen und in meinen Augen unmoralischen Ansichten zu kritisieren, denn ich weiß, daß er Achtung verdient. Aber seine Darstellung des Zwistes ist wirklich mehr, als ich wiedergeben kann, denn ich kannte den Junker selbst, und man kann sich keinen Mann vorstellen, der der Furcht weniger zugängig war als er. Ich bedaure, daß der Chevalier das nicht klar erkannt hat, um so mehr, als der Wortlaut seiner Erzählung mir als höchst geistreich erscheint, abgesehen von einigen schnörkelhaften Redensarten.

Viertes Kapitel: Die Verfolgungen, die Mr. Henry erdulden mußte
    Man kann sich vorstellen, bei welchen seiner Abenteuer der Oberst besonders lange verweilte. In der Tat, wenn wir damals alles erfahren hätten, wäre der Lauf des Geschickes wahrscheinlich ein ganz anderer geworden. Das Piratenschiff wurde nur nebenbei erwähnt, und ich hörte den Oberst nicht einmal das zu Ende berichten, was er bereit war mitzuteilen, denn schließlich erhob sich Mr. Henry, der eine Zeitlang in tiefem Nachdenken dagesessen hatte, von seinem Stuhl, entschuldigte sich bei dem Oberst, daß er Geschäfte habe, und bat mich, ihm zur Amtsstube zu folgen.
    Als wir dort anlangten, versuchte er nicht länger, seine Bestürzung zu verbergen, ging mit verzerrtem Gesicht in dem Zimmer auf und ab und legte seine Hand wiederholt auf die Stirn.
    »Wir müssen handeln«, begann er schließlich, und dann unterbrach er sich und erklärte, wir müßten Wein haben und ließ einen Liter vom besten heraufholen. Das widersprach völlig seiner sonstigen Gewohnheit, um so mehr, als er, sobald der Wein gebracht wurde, ein Glasnach dem anderen hinunterstürzte wie jemand, der keine Erziehung genossen hat. Aber durch das Trinken gewann er seine Haltung zurück.
    »Sie werden kaum überrascht sein, Mackellar«, sagte er, »wenn ich Ihnen mitteile, daß mein Bruder, über dessen Wohlbefinden wir uns alle freuen, einiges Geld braucht.«
    Ich antwortete, daß ich das bereits geargwöhnt habe, aber die Zeit sei wenig günstig, da Börsenwerte niedrig notierten.
    »Die meinen nicht«, sagte er. »Und da ist doch das Geld zur Ablösung der Hypothek.«
    Ich erinnerte ihn daran, daß es Mrs. Henry gehöre.
    »Ich werde meiner Frau dafür bürgen«, rief er heftig aus.
    »Aber dann«, sagte ich, »bleibt die Hypothek bestehen.«
    »Ich weiß es«, antwortete er, »darüber wollte ich mit Ihnen zu Rate gehen.«
    Ich wies ihm nach, wie

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