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Der Junker von Ballantrae

Titel: Der Junker von Ballantrae Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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ungünstig der Zeitpunkt sei, dies Geld seiner Bestimmung zu entziehen, und daß wir alle Vorteile unserer Sparsamkeit auf diese Weise einbüßen und die Besitzungen ihrem früheren schlechten Zustande wieder ausliefern müßten. Ich nahm mir sogar die Freiheit, mit ihm zu streiten, und als er mir immer noch kopfschüttelnd und mit bitterer, verbissener Miene widersprach, ließ mich der Eifer meine Stellung ganz vergessen. »Das ist eine Hundstagsverrücktheit!« rief ich aus, »ich will jedenfalls nichts damit zu tun haben.«
    »Sie reden, als ob es für mich ein Vergnügen sei«, sagte er, »aber ich besitze jetzt ein Kind, und außerdem liebe ich die Ordnung. Um die Wahrheit ehrlich zu gestehen, Mackellar, war ich sehr stolz auf die Güter.« Er sann einen Augenblick nach. »Aber was wollen Sie?« fuhr er fort, »nichts gehört mir, nichts. Die Nachrichten, die uns heute zugingen, haben meiner Existenz den Boden entzogen. Ich besitze wohl den Namen und schattenhafte Dinge – nur Schatten –, aber meine Rechtsansprüche haben keine Geltung.«
    »Vor Gericht werden sie genug Geltung haben«, sagte ich.
    Er sah mich mit brennenden Augen an und schien die Worte im Munde zurückzuhalten. Ich bereute, was ich gesagt hatte, denn ich sah, daß er, als er von dem Besitz sprach, im Innern auch an seine Ehe dachte; und dann riß er plötzlich den Brief aus seiner Tasche, der ganz zerknittert war, glättete ihn mit heftiger Bewegung auf dem Tisch und las mir mit zitternder Stimme folgende Worte vor:
    »Mein teurer Jakob«, so begann er, »mein teurer Jakob, einst nannte ich dich so, wie du dich erinnern wirst, und jetzt hast du das Geschäft gemacht und meine Fersen hoch in den Himmel geschleudert.«
    »Was denken Sie davon, Mackellar«, sagte er, »das von dem einzigen Bruder? Ich schwöre bei Gott, daß ich ihn sehr gern hatte, ich war immer ehrlich gegen ihn, und nun schreibt er mir so! Aber ich will mich unter dieser Verleumdung nicht beugen« – er ging auf und ab –, »ich bin so gut wie er, ich bin besser als er, ichbitte zu Gott, es offenbar zu machen! Ich kann ihm die ganze ungeheure Summe nicht geben, die er verlangt, er weiß, daß die Güter das nicht tragen, aber ich werde ihm das geben, was ich habe, und es ist mehr, als er erwartet. Ich habe alles dies zu lange ertragen. Sehen Sie, was er weiter schreibt, lesen Sie es selbst: ›Ich weiß, Du bist ein geiziger Hund.‹ Ein geiziger Hund! Ich geizig? Ist das wahr, Mackellar? Glauben Sie das auch?«
    Ich vermutete wirklich, er wollte mich in diesem Augenblick schlagen. »Oh, ihr denkt alle so! Nun, ihr werdet sehen, und er wird sehen, und Gott wird sehen. Wenn ich den Besitz ruiniere und barfuß gehen soll, ich werde diesem Blutsauger den Mund stopfen. Soll er alles verlangen, alles, er soll es bekommen! Er ist in seinem Recht. Ah!« schrie er, »ich sah das alles voraus und schlimmeres, als er mich damals nicht ziehen lassen wollte.«
    Er schenkte sich wieder ein Glas Wein ein und wollte es an die Lippen führen, als ich kühn genug war, ihm die Finger auf den Arm zu legen. Er hielt einen Augenblick inne. »Sie haben recht«, sagte er und schleuderte das Glas mit dem Wein in den Kamin. »Kommen Sie, wir wollen das Geld abzählen.«
    Ich wagte nicht länger zu widersprechen und war aufs höchste erschüttert angesichts der Fassungslosigkeit eines Mannes, der sich gewöhnlich so in der Gewalt hatte. Wir setzten uns zusammen nieder, zählten das Geld und machten Päckchen, damit Oberst Burke, der es überbringen sollte, bequemer zu tragen hätte. Daraufkehrte Mr. Henry zur Halle zurück, wo er und der alte Lord die ganze Nacht mit ihrem Gast verweilten.
    Kurz vor der Morgendämmerung rief man mich, und ich machte mich mit dem Oberst auf den Weg. Er würde sich schwerlich mit einem weniger verantwortungsvollen Begleiter begnügt haben, denn er war ein Mann, der Achtung verlangte. Andererseits konnten wir ihm auch keinen würdigeren Begleiter mitgeben, weil Mr. Henry nicht mit den Schmugglern zusammen gesehen werden durfte. Es war bitter kalt und windig an diesem Morgen, und als wir durch das langgestreckte Gehölz gingen, wickelte sich der Oberst in seinen Mantel.
    »Mein Herr«, sagte ich, »Ihr Freund verlangt eine sehr große Summe Geldes. Ich muß annehmen, daß seine Bedürfnisse sehr groß sind.«
    »Wir müssen es annehmen«, sagte er trocken, wie mir schien, aber vielleicht hörte es sich nur so an, weil er den Mantel über den Mund geschlagen

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