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Der Junker von Ballantrae

Titel: Der Junker von Ballantrae Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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oder in St. Bride herum, alter Mann, alter Diener und was sonst noch, so werde ich einen Weg finden, der dich überraschen wird, um dich wegen deiner Treulosigkeit zu brandmarken. Mach dich davon! Die Tür, durch die du sie hereingelassen hast, soll dir zur Abreise dienen. Ich will nicht, daß mein Sohn noch einmal dein Gesicht sieht.«
    »Ich freue mich, daß Sie alles so ruhig nehmen«, sagte ich, als wir wieder allein waren.
    »Ruhig!« rief er und legte meine Hand plötzlich auf sein Herz, das wie ein Schmiedehammer gegen die Rippen schlug.
    Bei dieser Feststellung wurde ich mit Verwunderung und Furcht erfüllt. Keine Natur konnte eine so heftige Beanspruchung vertragen, am wenigsten die seine, die schon in Mitleidenschaft gezogen war, und ich beschloß in meinem Geist, daß der entsetzliche Zustand aufhören müsse.
    »Ich glaube, es wäre gut, wenn ich der Lady Nachricht gäbe«, sagte ich. Er hätte ja eigentlich selbst gehen sollen, aber ich rechnete nicht ohne Grund mit seiner Gleichgültigkeit.
    »Nun gut«, sagte er, »tun Sie das. Ich werde rasch Frühstück bestellen, wir müssen alle bei Tisch erscheinen, selbst Alexander. Alle sollen den Eindruck der Unbefangenheit erwecken.«
    Ich lief zum Zimmer der Lady und eröffnete ihr die Tatsachen ohne grausame Vorbereitungen.
    »Ich war lange darauf gefaßt«, erwiderte sie. »Wir müssen heute noch unser Gepäck vorbereiten und heimlich in der Nacht abreisen. Dem Himmel sei Dank, daß wir eine zweite Heimat besitzen! Das erste Schiff, das abfährt, soll uns nach New York tragen.«
    »Und was soll aus ihm werden?« fragte ich.
    »Wir überlassen ihm Durrisdeer«, rief sie aus, »wenn es ihm Spaß macht, kann er hier hausen.«
    »Das nicht, wenn Sie gestatten«, entgegnete ich. »Wir wollen einen Hund auf seine Fersen setzen, der zufassen kann. Bett und Verpflegung und ein Reitpferd soll er bekommen, wenn er sich gut benimmt, aber die Schlüssel werden in den Händen eines gewissen Mackellar bleiben, wenn Sie das für richtig halten, gnädige Frau. Er wird alles gut betreuen, darauf können Sie sich verlassen.«
    »Mr. Mackellar«, rief sie aus, »ich danke Ihnen für diesen Gedanken. Alles soll in Ihren Händen bleiben. Wenn wir in ein wildes Land gehen müssen, beauftrage ich Sie, Rache für uns zu nehmen. Senden Sie Macconochie nach St. Bride, damit er heimlich Pferde bestellt und einen Rechtsanwalt herbittet. Der Lord muß Ihnen das Verfügungsrecht übertragen.«
    In diesem Augenblick erschien der Lord in der Tür, und wir eröffneten ihm unseren Plan.
    »Ich will nichts davon hören!« rief er aus. »Er würde glauben, daß wir uns fürchten. Ich werde in meinem eigenen Hause bleiben, so wahr es Gott gefällt, bis ich sterbe. Kein Mensch in der ganzen Welt kann mich vertreiben. Ein für allemal, hier bin ich, und hierbleibe ich, trotz aller Teufel der Hölle!« Ich kann keine Vorstellung geben von der Heftigkeit seiner Worte, aber wir standen beide entgeistert da, besonders ich, der früher Zeuge seiner Selbstbeherrschung gewesen war.
    Die Lady sah mich so flehend an, daß es mir zu Herzen ging und mir meine fünf Sinne wiedergab. Ich machte ihr heimlich ein Zeichen, daß sie gehen möge, und als der Lord und ich allein waren und er in der einen Ecke des Zimmers halb wahnsinnig hin und her rannte, ging ich auf ihn zu und legte ihm meine Hand fest auf die Schulter.
    »Mein Lord«, sagte ich, »ich muß wieder einmal derjenige sein, der Ihnen offen die Meinung sagt, und wenn es das letztemal ist, um so besser, denn ich bin dieser Rolle überdrüssig.«
    »Nichts kann meinen Entschluß ändern«, antwortete er, »Gott verhüte, daß ich mich weigern sollte, Sie anzuhören, aber nichts wird meinen Entschluß ändern.« Er sagte das mit fester Stimme, aber ohne Anzeichen seiner früheren Heftigkeit, so daß ich bereits wieder Hoffnung hatte.
    »Nun gut«, erwiderte ich, »mich hindert nichts, meine Worte zu verschwenden.« Ich deutete auf einen Stuhl, und er setzte sich und sah mich an. »Ich erinnere mich an eine Zeit, da die gnädige Frau Sie stark vernachlässigte«, begann ich.
    »Ich habe nie darüber geredet, während das geschah«, erwiderte der Lord und wurde hochrot, »und jetzt hat sich alles geändert.«
    »Wissen Sie inwieweit?« fuhr ich fort. »Wissen Sie, inwieweit sich alles geändert hat? Die Dinge haben sich gewandt, mein Lord! Heute fleht die Lady Sie an um ein gutes Wort, um einen Blick, und, ach, leider vergeblich. Wissen Sie, mit wem sie

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