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Der Kaefig - Roman

Der Kaefig - Roman

Titel: Der Kaefig - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Tag.
    »Wollte er nicht sagen.«
    »Geheimnisvoll, oder?«
    »Wer auch immer er ist, er kommt vorbei.«
    »Jetzt?«
    »Er will mir etwas über Amara erzählen.«
    »Um Mitternacht?«
    »Er klang ernsthaft.«
    »Vielleicht will er auch nur ernsthaft mit dir allein sein.«
    »Das glaub ich nicht.«
    »So was passiert, wenn man im Fernsehen rumläuft. «
    »Warten wir’s ab.«
     
    Imad hörte draußen vor den Marina Towers den Türöffner summen. Er eilte zur Tür und stieß sie auf, ehe das Summen abbrach. Das Foyer war vornehm eingerichtet, mit dicken Teppichen, gedämpftem Licht und holzverkleideten Wänden. Es roch nach Pinienduft aus einem Lufterfrischer.

    Ein bisschen künstlich, dachte Imad. Aber nicht schlecht, wenn man schon in der Enge eines Apartments wohnen muss.
    Er klemmte sich Callahans Memoiren unter den Arm und drückte den Aufzugsknopf. Es überraschte ihn, dass sich die Türen nicht sofort öffneten. Um diese Uhrzeit war eigentlich nicht zu erwarten, dass jemand anders ihn benutzte. Nach kurzer Wartezeit erklang ein leiser Gong, und die Türen glitten zur Seite.
    Er hatte damit gerechnet, jemanden in der Kabine anzutreffen. Aber er war nicht auf so einen Menschen vorbereitet. Sie gehörte einfach nicht in ein sauberes, repräsentatives Gebäude wie die Marina Towers; sie gehörte in eine düstere schäbige Mietskaserne, die nach kaltem Zigarettenrauch und Urin roch.
    »Nach oben?«, fragte sie.
    Widerwillig trat Imad in den Aufzug. Die Türen schlossen sich lautlos. Aus Höflichkeit lächelte er die schmutzige Frau an. Sie lächelte zurück.
    Ihr Geruch füllte die Kabine aus. Ein schrecklicher Gestank nach saurer Milch, Schweiß und etwas, das deutlich erinnerte an … tja … Imad schluckte, um nicht würgen zu müssen. Er atmete nur noch durch den Mund, bis der Aufzug anhielt. Trotzdem schlich sich etwas von ihrem Geruch auf seine Zunge.
    Die Türen öffneten sich.
    Er trat hinaus.
    Die Frau blieb im Aufzug.
    Gott sei Dank.
    Erleichtert atmete Imad tief durch.
    Auf einem kleinen Schild an der Wand stand, dass der rechte Korridor zu den Apartments 301—335 führte. Er
wandte sich in die Richtung und warf einen Blick zum Aufzug zurück. Die Türen waren noch geöffnet.
    Die Frau musste mit einem ihrer stummeligen Daumen den »Tür offen«-Knopf gedrückt halten.
    Wartete sie wegen ihm?
    Hatte sie einen Komplizen, der sich in der Nähe versteckte?
    Er fühlte sich unbehaglich und ging schneller. Der Korridor war eng und nur schwach beleuchtet. Er führte um eine Ecke. Imad folgte dem Gang und las die Türnummern. Als er an der 319 vorbeiging, hörte er ein Schniefen hinter sich. Er blickte zurück.
    Die Frau kam um die Ecke. Sie winkte ihm zu und wackelte mit ihren dicken Fingern. Imad bemerkte, dass sie die andere Hand hinter dem Rücken verborgen hielt.
    Er eilte weiter. An 321 und 323 vorbei. Bei Nummer 325 klopfte er schnell an.
    Die Frau kam näher. Sie hatte eine seltsame Art zu gehen, den Kopf nach vorn und leicht zur Seite geneigt, die Beine weit gespreizt.
    Er klopfte noch einmal. Die Tür öffnete sich immer noch nicht. Er zupfte einen Zettel aus seiner Hemdtasche und hielt ihn mit ausgestrecktem Arm unter das trübe Licht. Las ihn ein weiteres Mal. Ja, 325 war richtig.
    Nervös lächelte er der Frau zu. Sie war jetzt so nah, dass er sie riechen konnte.
    Ihre Augen hefteten sich auf ihn. Sie waren stumpf und verschleiert, und doch entdeckte er starke Gefühle in ihnen.
    Aber welche?
    Wieder klopfte er.
    Mach die Tür auf.

    Bitte.
    Die Frau leckte sich über die Lippen. Ein schlürfendes Geräusch, bei dem sich sein Magen umdrehte.
    »Was wollen Sie?«, fragte sie.
    »Ich will zu der Bewohnerin dieses Apartments«, antwortete er.
    »Ich auch.« Die Frau ballte die Fäuste. Dann hämmerte sie gegen die Tür.

39
    Grace Bucklan blickte durch die Windschutzscheibe hinaus. Die hellen Lichter von Hollywood. Sie brannten gleich vor ihr, doch sie hätten genauso gut auf der anderen Seite des Mondes sein können. Wie man so schön sagt: So nah, und doch so fern.
    Okay, morgen fangen wir an, Klinken zu putzen, überlegte sie. Agenten, Produktionsbüros. Hey, zur Not würde sie eben ein paar Komparsenjobs übernehmen. Das sollte genug Geld bringen, bis sie …
    »Ich kann nicht schlafen«, beschwerte sich Pix auf dem Rücksitz.
    »Versuch es«, sagte Grace.
    »Es ist schon nach Mitternacht«, sagte Cody mit einem Blick auf die Uhr am Armaturenbrett. »Wir sollten alle probieren, uns ein bisschen

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