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Der Kaefig - Roman

Der Kaefig - Roman

Titel: Der Kaefig - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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ich auch gerade gedacht. Der arme Kerl.«
    »Er war selbst sein schlimmster Feind, Ed. Er hätte tun sollen, was sie ihm gesagt haben.«
    »Vielleicht hatte er mehr Selbstachtung.«
    »Was soll das heißen?« Virginia klang verletzt.
    »Nichts«, antwortete er.
    »Wir haben überlebt, Ed. Das müssen wir uns immer vor Augen halten.«

    »Klar. Mach ich.«
    »Wass … wass is los?«
    »Achtung«, zischte Virginia. »Die schlafende Schönheit wacht auf.«
    »Hey, wass is passiert? Wass is los?«
    Ed hörte den verwirrten Ausrufen des Mannes zu. Immerhin konnte er sprechen. Vielleicht hatten ihn ihre Entführerinnen doch nicht so hart bestraft. Nur eine Spritze mit irgendeinem Betäubungsmittel, um ihm zu zeigen, wer das Sagen hat.
    Einen Moment später ging das Licht an. Ed blinzelte in der Helligkeit. Er blickte in Cardinalis Richtung. Er sah ihn durch die Gitterstäbe.
    Heilige Scheiße. Was haben sie mit ihm gemacht?
    Diese Schweine … diese Sadisten … haben ihn zusammengebunden wie ein totes Stück Wild.
    Fast.
    Es gab Unterschiede. Ed betrachtete den Mann in dem Käfig. Er stand auf einem dreibeinigen Hocker, einem dieser altmodischen Melkschemel. Um seinen Hals lag eine Schlinge. Das andere Ende des Seils war an die Deckenbalken des Käfigs gebunden. Ein Galgen.
    »Hey, was haben die mit mir gemacht?«, kreischte Cardinali. »Was ist das für ein Scheiß-Spiel?«
    Kein Spiel.
    Es war ernst … todernst.
    »Mr. Cardinali«, rief Virginia erschrocken, als der Hocker wackelte. »Bleiben Sie still stehen. Ganz ruhig.«
    »Was haben die gemacht?« In seinem fleischigen Gesicht spiegelte sich Fassungslosigkeit. Er konnte nicht begreifen, was geschehen war.
    Aber Ed sah es.

    Sah es glasklar vor Augen.
    Ihre Entführerinnen hatten Cardinali narkotisiert. Dann, als er bewusstlos dagelegen hatte, hatten sie ihn irgendwie hochgehievt und mit der Schlinge um den Hals und hinter dem Rücken gefesselten Händen auf den Hocker gestellt. Ed konnte nicht erkennen, ob seine Hände mit Handschellen oder Seilen zusammengebunden waren, da der Mann mit dem Gesicht zu ihm auf dem klapprigen Hocker stand.
    Aber warum hatte er sich nicht erdrosselt, während er bewusstlos dort gehangen hatte? Dann sah Ed es. Sein Gewicht wurde von einem Geschirr gehalten, das sie an einer Querstange der Käfigdecke festgeschnallt hatten. Cardinali konnte nicht umfallen und ersticken. Selbst wenn man ihm den Hocker unter den Füßen weggetreten hätte.
    Was soll das Ganze also?
    Das war bestimmt nicht bequem für ihn.
    Aber es war auch nicht so, dass er in Lebensgefahr wäre, oder?
    Dann ging das Licht wieder aus. Weitere Flüche wurden ausgestoßen. Eine flüsternde Stimme. Dann ein Stöhnen in der Dunkelheit. Cardinali? »Bitte … hör zu, ich entschuldige mich. Von jetzt an bin ich brav. Bitte … « Der trotzige Ton gehörte eindeutig der Vergangenheit an. Stattdessen: Flehen. »Bitte. Ich mach alles. Aber tu das nicht. Bitte, tu das nicht! Nicht! «
    Ed hörte ein Rasseln. Ein Klirren wie von Kettengliedern. Ein ängstliches Keuchen.
    Dann ein Murmeln. Schnell, zu schnell, um es richtig zu verstehen.
    Virginia sagte: »Hör dir das an. Der Typ betet.«

    »O heilige-Maria-Mutter-Gottes …« Cardinalis Stimme war tief und hektisch. »… bitte-für-uns-Sünder-jetzt-undin-der-Stunde-unseres-Todes. Heilige-Maria-Mutter-Gottes-ich-bitte-um-Vergebung-für-meine-Sünden …«
    Das Licht flackerte auf. Der Raum wurde wieder in Helligkeit getaucht.
    Ed sah zu Cardinali hinüber.
    Sein Herz blieb fast stehen.
    Er hörte einen Schreckensschrei aus seiner eigenen Kehle entweichen.
    Schrecklich.
    Es war wirklich schlimm.
    Das hatte der arme Mann nicht verdient.
    »O Gott«, keuchte Virginia hinter Ed.
    Ed sah durch die Gitterstäbe an Cardinali hinauf. Sie waren Sadisten. Man sollte ihnen wirklich das verfluchte Herz aus dem Leib reißen.
    Romero Cardinali stand immer noch auf seinem wackligen dreibeinigen Melkschemel. Seine Hände waren immer noch hinter dem Rücken gefesselt. Er hatte immer noch die Schlinge um den Hals. Aber etwas fehlte.
    Das Geschirr.
    Sobald er wieder bei Bewusstsein war, hatten sie sich in der Dunkelheit hereingeschlichen und das Geschirr losgeschnallt. Sie waren auf das Käfigdach gestiegen und hatten die Aufhängung von der Querstange gelöst, um nicht zu ihm in den Käfig zu müssen. Seine Füße waren frei – er hätte ihnen einen mörderischen Tritt verpassen können.
    Das Geschirr hing an der Seite seiner Hüfte herab wie

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