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Der Kaefig - Roman

Der Kaefig - Roman

Titel: Der Kaefig - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Ahh!«
    Cardinali fiel.
    Der Hocker schoss unter seinen Füßen hervor und knallte gegen das Käfiggitter. Beim Aufprall brach er in Stücke.
    Cardinali fiel nicht tief. Schnappend spannte sich das Seil. Die Zunge hing aus dem Mund. Die Augen quollen aus den Höhlen, während er vor und zurück schwang. Seine Beine liefen durch die Luft wie bei einer Comicfigur, die von einer Klippe rannte.
    Dann begann er zu zucken. Es dauerte nicht lange. Nach zwanzig Sekunden hing er schlaff am Seil. Sein Hals war dünn und langgezogen, vielleicht doppelt so lang wie zuvor.
    Sieht so aus, als wären wir wieder zu zweit, sagte sich Ed, als das Licht ausging.
    Was jetzt?
     
    Nach ein paar Stunden ging das Licht wieder an, und Cardinali war verschwunden. Und auch das Seil, das ihn gehängt hatte. Ebenso die Überreste des Hockers, den er in seinen Todesqualen gegen das Gitter getreten hatte.
    Ed schüttelte den Kopf. »Er hat nicht lange durchgehalten. «
    Virginia zuckte die Achseln. »Wie ich gesagt hab, man muss ihnen gehorchen.«
    »Aber wie lange können wir durchhalten?«
    »Bis jetzt machen wir es gut, oder?«

    »Klar.« Ed sah hinunter auf seinen verschorften Fuß. »Mein kleiner Zeh hat es schon in die Freiheit geschafft. Jetzt muss ich nur noch die anderen neunundneunzig Prozent hier rauskriegen.«
    »Beruhig dich, Ed, spar deine …«
    »Ja, ja, ich weiß. Ich soll meine Kräfte sparen.« Er lachte bitter.
    »Dann spar sie auch.«
    Er durchquerte den Käfig, um durch die Gitter in die leere Zelle nebenan zu sehen.
    Au.
    An der Stelle, wo einmal sein kleiner Zeh gesprossen hatte, brannte das Fleisch heftig. Er hatte sich damit irgendwo gestoßen.
    Er blickte nach unten.
    Hey.
    Das könnte interessant sein.
    Schnell bückte er sich, hob den Gegenstand auf und ging zurück zu seiner Matratze. Er setzte sich und legte das Ding auf seine Knie.
    »Was hast du da, Ed?«
    »Pst«, zischte er.
    »Was ist das?«, flüsterte sie.
    »Eines der Beine von dem Hocker.« Er warf ihr einen kurzen Blick zu. Man kann nicht vorsichtig genug sein. Das Licht könnte ausgehen, und dann wäre seine Beute schnell verschwunden. »Sie müssen es übersehen haben, als sie aufgeräumt haben.«
    »Was überlegst du, Ed?«
    »Das Ding ist über dreißig Zentimeter lang. Sieh mal, wie es am Ende abgebrochen ist. Es ist spitz wie ein Speer.«

    »O mein Gott.«
    »Das kann man wohl sagen. Es ist ein kleines Wunder.«
    »Lass es sie bloß nicht sehen.«
    »Keine Sorge. Ich bewahre mein Baby sicher in der Decke eingewickelt auf.«
    »Aber was willst du damit machen?«
    »Denk mal daran, worüber wir vor einer Weile gesprochen haben.«
    »Erzähl weiter.«
    »Erinnerst du dich, wie wir über das Loch in der Käfigdecke geredet haben?«
    »Ja.«
    »Und wie du gefragt hast, ob ich irgendwie da durchkommen könnte?«
    »Großer Gott. Meinst du, das geht?«
    »Ich werd’s versuchen.« Er warf einen Blick auf den Holzpflock in seinen Händen. »Man muss erst noch daran arbeiten.«

38
    Das Telefon klingelte. Susan ließ ihr Buch sinken und sah auf die Uhr. Fast Mitternacht. Sie erhob sich vom Sofa. »Erwartest du einen Anruf?«, fragte sie Tag. Er schüttelte den Kopf und widmete sich wieder dem National Review . Susan ging ans Telefon.
    »Hallo?«
    »Spreche ich mit Miss Connors vom Museum?«
    Der Mann sprach klar akzentuiert, als hätte er eine teure Ausbildung genossen.
    »Ja, hier ist Susan Connors.«
    »Ich muss augenblicklich mit Ihnen über Amara reden.«
    »Wer ist da, bitte?«
    »Mein Name spielt keine Rolle.«
    »Ich möchte wissen, mit wem ich spreche. Das ist kein …«
    »Ich habe Sie in den Nachrichten gesehen.«
    »Aber Sie können nicht …«
    »Hören Sie mir zu, bitte. Es ist lebenswichtig.«
    »Wissen Sie, wo Amara ist?«, fragte Susan.
    »Wir müssen uns treffen. Dann werde ich es Ihnen erklären. «
    »Vielleicht sollten Sie die Polizei anrufen.«
    »Die Polizei? Die würden mich entweder auslachen oder beschuldigen. Die würden es nicht glauben. Vielleicht
werden Sie mir glauben. Ich habe an Ihrem Gesicht gesehen, dass Sie ein verständiger Mensch sind.«
    »Was soll ich denn verstehen?«
    »Es geht um Amara. Können wir uns treffen?«
    »Tja …«
    »Bitte, Miss Connors. Es ist äußerst wichtig.«
    Sie seufzte. »Okay, wann?«
    »Sofort. Sind Sie in der Coral Reef Road 2102?«
    »Ja. In den Marina Towers. Apartment 325. Aber woher wissen Sie …«
    »Ich bin gleich da«, sagte er schnell und legte auf.
    »Wer war das?«, fragte

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