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Der Kaefig - Roman

Der Kaefig - Roman

Titel: Der Kaefig - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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alten Mann roch, und zum Fuß der Feuertreppe.
    Dort hatte der Mann dann seine Tasche geöffnet. Darin waren Kotelettknochen, Wurstreste oder sogar rohes Hackfleisch gewesen. Das war schon länger so, als der Hund sich zurückerinnern konnte.
    Nacht für Nacht. Der alte Mann hatte den seltsamen Geruch von uralten Knochen an sich gehabt. Er hatte ihn dort hinter dem Museum gefüttert und viel Aufhebens um ihn gemacht. Aber heute Nacht war er nicht dort. Im Museum war mehr Licht zu sehen als sonst. Die scharfen Ohren des Hunds nahmen Stimmen war, wo sonst keine gewesen waren. Obwohl der große braune Hund die Fremden deutlich hörte, konnte er ihre Worte nicht verstehen.
    Mit Sicherheit sprachen sie nicht die alles entscheidenden Worte aus seinem Wortschatz.
    George. Essen. Spazieren. Spielen. Komm her, Junge. Braver Hund. Dreh dich auf den Rücken.

    Stattdessen:
    »Wofür bezahlen die uns eigentlich?«
    »Dafür, dass sich niemand mit der alten Dame aus dem Sarg aus dem Staub macht.«
    »Mein Gott … Amara? Heißt die so?«
    »Was weiß ich.«
    »Hier ist es wie in einer Gruft.«
    »Das kann man wohl sagen. Diese Steinstatuen jagen mir Angst ein.«
    »Kanntest du ihn?«
    »Wen?«
    »Den Typ, der den Kopfsprung die Stufen runter gemacht hat.«
    »Ja, Barney Quinn.«
    »Ist er bei der Polizei gewesen?«
    »Klar, aber sie haben das arme Schwein rausgeworfen. «
    »Was hat er gemacht?«
    »Ist leichtsinnig geworden.«
    »Was? Hat er die Frau vom Polizeichef gebumst?«
    »Nein, so was macht nicht mal der Polizeichef.«
    »Ist sie so hässlich?«
    »Zum Teufel, ja.«
    »Was hat dieser Quinn dann angestellt?«
    »Er hat hier und da die Hand aufgehalten und dafür bei einigen Puffs ein Auge zugedrückt.«
    »Krasse Sache.«
    »Könnte jedem passieren.«
    »He, Beckerman, das klingt, als würde es dich persönlich betreffen.«
    »Nicht dein Bier. Geh und überprüf nochmal den griechischen Raum.«

    »Ich hab doch nur …«
    »Ja, du hast bloß deinen großen Zinken in Sachen gesteckt, die dich nichts angehen.«
    Der Hund auf dem Parkplatz legte den Kopf schief und hörte, wie sich die Stimmen gemeinsam mit den Schritten entfernten. Zwei Männer liefen durch das Gebäude. Einer klein und dünn. Der andere war gedrungen und humpelte.
    Der Hund trottete zum Hintereingang, drückte seine Schnauze an den Türschlitz und schnüffelte lautstark, saugte die kalte Luft aus dem Inneren des Steinhaufens in seine empfindsame Nase. Wieder nahm George den modrigen Geruch wahr. Alte Knochen. Steinerne und hölzerne Gegenstände von fernen Orten. Aus lange vergangener Zeit. Berührt von vielen verschiedenen Händen.
    George roch die beiden Fremden, die durch das Museum patrouillierten anstelle seines alten Freundes, der jede Nacht mit Futter aufgetaucht war. Er konnte den Geruch der Tortillas, die sie vor ihrer Schicht verschlungen hatten, wahrnehmen. Der Hund konnte auch den Duft einer Frau an den Fingern einer der Männer erschnüffeln, der sich am Nachmittag ein wenig mit seiner Schwägerin vergnügt hatte.
    Georges Nase war so fein, dass sie den Geruch von dreitausend Jahre alter Ziegenhaut erschnupperte, in die Verse aus dem ägyptischen Totenbuch eingraviert waren. Sein Gehör war phänomenal. Er hörte das Ticken der Uhr in Blumgards Büro. Hörte die Schritte der Wachmänner im Obergeschoss. Sein Sehvermögen war ebenfalls gut, besser als das der Menschen. Er konnte winzige Motten vor den beleuchteten Fenstern drei Stockwerke über seinem zotteligen braunen Kopf flattern sehen.

    Aber es gab noch mehr.
    Viel mehr.
    Einen Sinn, an den die Menschen nur glauben konnten.
    Sie konnten ihn nicht identifizieren, seine Existenz nicht beweisen.
    George hatte einen sechsten Sinn. Er spürte, dass sich in dem Gebäude etwas rührte. Etwas Dunkles. Etwas Schreckliches. Etwas Rachsüchtiges. Etwas, das Schrecken verbreiten konnte. Verstümmeln. Töten.
    Wieder nahm er eine Regung war. Fühlte eine dunkle Absicht. Spürte, dass er bereit war, sich bald wieder zu bewegen.
    Der Hund legte den Kopf in den Nacken und heulte den kalten Mond an.

13
    »Gib dir keine Mühe. Sie sind in Beton eingelassen.«
    Ed Lake warf Marco einen Blick zu und sah, dass der blonde Mann mit den Schultern zuckte.
    »Sie sind fest verankert. Die Türen sind mit zwei Vorhängeschlössern gesichert. Die Stäbe sind miteinander verschweißt …«
    Ed zerrte an einem der Gitterstäbe.
    »… deshalb schaffst du es nicht mal, sie zu verbiegen.«
    Verdammt. Der Mann hatte

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