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Der Kaefig - Roman

Der Kaefig - Roman

Titel: Der Kaefig - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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brachte Ed dazu, sich aufzusetzen. Alles drehte sich. Er hätte sich beinahe übergeben. Der Schmerz schoss durch seinen Schädel … aber er musste sich umsehen.
    Sicherstellen, dass keine hungrigen Raubkatzen mit ihm im Käfig waren.

    Er konnte schon spüren, wie sie ihre Zähne in ihn schlugen. Zubissen. Stücke herausrissen. Der Schmerz …
    »He! Mach mal langsam.«
    »Was?«
    »Du hast ganz schön eins auf den Schädel gekriegt, Kumpel. Du solltest lieber eine Weile liegen bleiben.«
    »W-warum … hast du das gemacht?«, stotterte Ed, während sich immer noch alles vor seinen Augen drehte.
    »Ich hab gar nichts gemacht, Kumpel. Ich bin nur dein Mitbewohner.«
    » Wo …«
    »Hier. In dem Käfig gleich neben deinem.«
    Ed atmete tief durch. Der Raum drehte sich langsamer. Es gelang ihm, seine Augen scharfzustellen, und er blickte durch die Gitterstäbe auf einen Käfig, der seinem eigenen glich. Zweieinhalb mal eineinhalb Meter, knapp zwei Meter hoch. Gitterstäbe aus Stahl. Gegenstände, die an Schnüren von der Decke herabhingen. Ed entdeckte ihren Besitzer.
    Ein ungefähr zwanzig Jahre alter Mann mit blauen Augen und blonden Dreadlocks grinste ihn an. Er lag auf der Seite und stützte sich auf einen Ellbogen. Zwischen seinen Zähnen klemmte ein Streichholz.
    Er sah Ed eine Weile an, ehe er sagte: »Tja, Kumpel … willkommen im Zoo.«
    »Im Zoo?«
    »Wir sind die Tiere.«
    »Ich verstehe nicht.« Sein Kopf tat so weh, dass er am liebsten gekotzt hätte. »Wieso im Zoo?«
    Der blonde Mann trommelte entspannt gegen die Gitterstäbe. »Wie sind im Käfig, Kumpel, also müssen wir die Tiere sein.«

    »Scheiße.«
    »Kopfweh?«
    »Und wie.« Stöhnend setzte Ed sich aufrecht hin.
    »Das vergeht.«
    »Ja?«
    »So war es jedenfalls bei mir.« Der andere Gefangene deutete mit der Faust einen Schlag gegen seinen Kopf an. »Ich hab zwei abgekriegt. Hier und da.« Er zeigte auf die Stellen. »Sie mussten es nähen. Du bist glimpflich davongekommen, Kumpel.«
    »Ja, ich merk’s schon.« Ed übergab sich.
    »Wisch es mit Klopapier auf und wirf es in die Schüssel. «
    »Hä?«
    »Die Plastikschüssel in der Ecke Ihrer Luxuswohnung, Sir. Das sind die sanitären Einrichtungen.«
    »Du hast gesagt: ›Sie mussten es nähen.‹ Wen meinst du mit ›sie‹?«
    Der blonde Mann wich seiner Frage aus. »Sprich ein bisschen leiser. Die schlafende Schönheit bekommt schlechte Laune, wenn du sie weckst.«
    Immer noch benommen blickte Ed sich um. Ein weiterer Käfig stand ungefähr einen Meter neben seinem und war durch eine Art Gehweg von diesem getrennt. Als er den Kopf weiter drehte, sah er einen Hügel unter einer roten Decke. Eine Hand an einem schlanken Unterarm ragte daraus hervor. An einer Seite ergossen sich dichte rote Locken über die Schaumstoffmatratze und auf den Boden. Ed betrachtete die Konturen und erahnte die Wölbung einer Hüfte unter der Decke.
    Eine Frau, sagte er sich. Eine Frau mit exotischen roten Haaren.

    Wie sie wohl aussieht …
    Er unterdrückte seine Neugierde.
    Das ist fehl am Platz, Eddie. Du bist in einem Käfig. Es ist nicht der Zeitpunkt, an Frauen zu denken, denk lieber darüber nach, wie du hier rauskommst!
    »Nenn mich nicht Eddie«, murmelte er vor sich hin.
    »Was hast du gesagt, Kumpel?«
    Er sah die blonden Dreadlocks an. Sie reichten dem Mann bis zum Hintern. Ed schüttelte den Kopf.
    »Nichts.«
    Der Mann winkte ihm lässig zu. »Ich heiße Marco. Und du?«
    »Ed Lake.«
    »Hi, Eddie. Willkommen an Bord.«
    Ächzend ließ Ed sich auf seine Matratze sinken.
    »Am besten ruhst du dich ein bisschen aus, Eddie, solange du die Gelegenheit hast«, schlug Marco vor.
    »Warum? Gehen wir irgendwo hin?«
    »Nein.« Marco grinste. »Aber du bekommst garantiert bald Besuch.«
    »Was für einen Besuch?«, fragte Ed beunruhigt.
    »Das wirst du schon sehen.«
    »Ja.«
    »Also, ruh dich aus. Komm wieder zu Kräften.« Das Grinsen wurde breiter. »Glaub mir, du wirst es brauchen. Du brauchst jeden Tropfen.« Den letzten Satz schien Marco lustig zu finden, denn er begann zu kichern.
    Er kicherte auch dann noch, als das Licht ausging und der Raum in Dunkelheit versank.

12
    Der Hund heulte den Mond an. Jede Nacht war der alte Mann zum Parkplatz gekommen und hatte leise gerufen: »George … wo bist du, mein Junge? Komm her, George. Guck mal, was ich für dich habe.« Der Hund war dann immer aus der Dunkelheit quer über den Parkplatz gewetzt, vorbei an dem einzigen Wagen dort, der noch immer nach dem

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