Der Kaefig - Roman
keine Zeit gehabt, viel mitzunehmen.
Nur die Kleider, die sie am Leib trug. Und wenn es nach den drei Schlägertypen ginge, würde sie die auch nicht mehr lange anhaben. Und auch nach Pix auf dem Rücksitz verrenkten sich die drei schon die Hälse, um unter ihren winzigen Rock zu glotzen.
»Komm, mach die Tür auf.«
Bumm.
»Wir werden euch schon nicht auffressen.«
Grace schüttelte ängstlich den Kopf.
»He!« Sie genossen die Situation. Einer mit speckigem Halstuch rief: »Wir werden husten und prusten und euch das Haus zusammenpusten!«
Das führte dazu, dass alle drei im Chor sangen: »Drei kleine Schweinchen, drei kleine Schweinchen.« Dann begannen sie zu grunzen.
Diese Typen waren nicht einfach nur ausgelassen. Sie hatten sich mit irgendetwas bedröhnt. Vielleicht mit diesem Kaktussaft. Diesem Zeug, das einen berauscht … und gefährlich macht.
»Wir werden langsam ungeduldig«, sagte der Große so dicht am Fenster, dass die Scheibe beschlug. »Macht auf.«
»Nein.«
»Macht auf, oder wir kommen zu euch rein.«
»Dann lassen wir sie quieken wie Schweine«, rief der mit dem Halstuch. »Mann, es würde mir echt gefallen, sie quieken zu hören … ungefähr so … quiiiek-quiiiekquiiiek .«
Sie lachten wieder, dieses Mal lauter. Ihrer Blicke wurden immer gieriger. Ihr Blut kochte nun. Sie wollten in den Wagen, wollten sie betatschen und schmutzige Sachen mit ihnen machen, Dinge, von denen Grace bis jetzt nur gehört hatte.
»Mach die Tür auf, du Schlampe.«
»Haut ab«, kreischte sie.
»Mach die Tür auf oder ich schieße.« Der große Mann bauschte einen Lumpen um seine Hosentasche, den er
vorher an einer Gürtelschlaufe getragen hatte. Aus dem Stoff sah Grace einen schwarzen Lauf hervorragen.
»Grace, er hat eine Pistole«, schrie Pix. »Du musst die Tür aufmachen.«
»Nein.«
»Sie töten uns, wenn du sie nicht aufmachst.«
»Sie töten uns, wenn wir sie reinlassen. Nachdem sie mit uns fertig sind.«
»Oh, Scheiße«, stöhnte Pix. »Halt sie auf, Grace. Bitte …«
Grace schlug auf die Hupe. Sie gab keinen Ton von sich.
Verdammte alte Karre. Ist denn alles kaputt?
Draußen lachten sich die drei Männer krank.
»Was für ein Schrotthaufen«, grölte einer. »Jede Wette, dass nicht mal die Türschlösser halten.«
Der Große zog am Griff der Beifahrertür. Mit einem Geräusch, von dem Grace fast schlecht wurde, gab das Schloss den Geist auf. Verschlissen im Laufe der Jahre. Grace beobachtete voller Panik, wie sich die Tür öffnete.
»Hey Jungs«, sagte der Anführer lächelnd, »es kann losgehen.«
Grace sah ihm ins Gesicht, und das Lächeln verwandelte sich in ein Grinsen. »Ich bin zuerst dran, Jungs.«
Der Mann mit dem Halstuch blickte finster. »Hey, warum komm ich nie als Erster dran?«
»Willst du dich beschweren?«
»Nein, aber …«
»Dann halt das Maul.« Er wandte sich an Grace. »Du bist an der Reihe, Kleine. Du kannst es dir leicht- oder schwermachen. Mir ist das scheißegal.«
Der Dritte johle vor Aufregung. »Bring sie zum Quieken, Joe. Wie ein kleines Schweinchen. Quiek! Quiek … argh. «
Grace dachte im ersten Moment, ein großer schwarzer Vogel hätte sich auf den Mann gestürzt.
Ein Reifen?
Ein Lkw-Reifen kam aus dem Nichts. Er segelte aus dem Himmel herab und traf den Mann mit der Lauffläche an der Schulter. Der Quieker ging zu Boden, als wäre ein Brocken vom Mond auf ihn gefallen.
Die beiden anderen sahen sich verwirrt um. Grace beugte sich vor und sah zum Gipfel des Reifenbergs. Eine Silhouette tauchte dort auf. Einen Augenblick später kam Cody den Abhang aus schwarzem Gummi heruntergerannt. Reifen stürzten in Kaskaden von dem Hügel. Eine dunkle Lawine. Sie schlugen auf den Boden auf. Trafen die Seite des Pick-ups. Sprangen über ihn hinweg. Die beiden Männer wehrten sie ab, so gut sie konnten.
Cody erreichte den Wagen und blieb um Gleichgewicht ringend stehen. »Okay«, sagte er zu den beiden. »Der Spaß ist vorbei. Wir fahren weiter.«
»Was ist mit unserem Kumpel? Guck mal, was du mit ihm gemacht hast.«
Der Quieker hatte es geschafft, sich auf einem Ellbogen im Staub aufzurichten. Sein Kopf hing schlaff herunter. Er war nur halb bei Bewusstsein.
Joe, der Anführer der Bande, baute sich vor Cody auf. »Du sagst, es ist vorbei. Wir sind da aber anderer Meinung. «
»Ja«, unterstützte ihn der Mann mit dem Halstuch. »Wir sagen, wann es vorbei es.«
»Hört zu.« Cody hob die Hände. »Lassen wir die Sache nicht aus dem Ruder
Weitere Kostenlose Bücher