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Der Kaffeehaendler - Roman

Der Kaffeehaendler - Roman

Titel: Der Kaffeehaendler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Liss Almuth Carstens
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hat dir das vorgelogen? Jetzt, wo ein paar Münzen in deiner Tasche klimpern, hältst du dich für den reichsten Mann in Amsterdam. Ich muss dir sagen, Bruder, so läuft es nicht. Dass du jetzt solvent bist, bedeutet noch lange nicht, dass ich ruiniert bin.«
    »Ich hatte auch nicht angenommen, dass es so läuft«, sagte Miguel leise.
    »Und ich sage dir noch etwas. Das kleine Komplott da von dir an der Börse hätte nie funktioniert, wenn du nicht meinen Namen verwendet hättest, um deine Unternehmungen zu finanzieren. Vermutlich hieltest du dich für zu gerissen, als dass man dir auf die Schliche kommt.«
    »Ich hielt es nur für gerecht«, meinte Miguel, »wenn man bedenkt, dass du die Unverschämtheit besessen hast, dein Darlehen zurückzufordern, aber dabei genau wusstest, dass du in meiner Schuld stehst.«
    »Nun, ich werde dir nie verzeihen«, sagte Daniel, »dass du das Geld, dass ich dir angeblich schulde, damit verdient hast, dass du Senhor Paridos Pläne durchkreuzt hast, Pläne, an denen ich ebenfalls beteiligt war. Was du an dem Walfischtran gewonnen hast, habe ich verloren – und doch habe ich dich für deine Gaunerei nie zur Rechenschaft gezogen. Dein Gewinn durch das kleine Kaffeekomplott hat Senhor Parido sehr viel Geld gekostet. Kannst du nur durch Täuschung und Ränke profitieren, die andere schädigen, Miguel?«
    »Wie kannst du von Täuschung und Ränken sprechen, wenn Paridos Interesse am Kaffee die ganze Zeit lediglich auf Rachedurst beruhte? So macht man keine Geschäfte, das versichere ich dir. Es wäre wesentlich besser gewesen, wenn er
versucht hätte, Geld zu verdienen, statt darauf aus zu sein, dass ich meines verliere.«
    Daniel schüttelte den Kopf. »Ich habe dich immer für nachlässig und undiszipliniert, für zu freizügig im Umgang mit Alkohol und Frauen gehalten, aber nie für einen Schurken.«
    »Lüg dir selbst vor, was du willst«, sagte Miguel verbittert. »Ich werde dich nicht vor den Ma’amad bringen. Ich überlasse es deinem eigenen Gefühl für Recht und Unrecht, so zu handeln, wie du es für angemessen hältst.«
     
    Die Briefe waren an alle Mittelsmänner verschickt worden, die Miguel angeheuert hatte, Mittelsmänner in London, Paris, Marseille, Antwerpen, Hamburg und an etlichen anderen Börsen. Mit denjenigen, für die Geertruid verantwortlich war, die sie mit Hilfe ihres Anwalts in Iberien aufgetrieben hatte, nahm er keinen Kontakt auf. Das erledigte Geertruid selbst, doch sie hatte keine Ahnung, dass ihre Briefe ganz anders lauteten als die von Miguel.
    An dem von Miguel vorgegebenen Tag sollten Geertruids Mittelsmänner in Lissabon, Madrid und Oporto so viel Kaffee kaufen, wie sie konnten. Das Gerücht vom Amsterdamer Ausverkauf wäre bis dahin schon an die ausländischen Börsen durchgesickert. Die Preise wären aufgrund von Miguels Manöver gefallen und Geertruids Mittelsmänner darauf vorbereitet, sich die niedrigen Werte zunutze zu machen.
    Geertruid traf mittags an der Amsterdamer Börse ein. Sie war nicht die einzige Frau dort, aber ihr Geschlecht war doch in der Minderzahl, und sie zog einige Aufmerksamkeit auf sich, als sie in ihren wallenden roten Röcken gebieterisch wie eine Königin durch den Innenhof stolzierte. Im Frühstadium ihrer Planung hatte Miguel vorgeschlagen, sie solle an die Börse kommen, um zuzuschauen, wie der Handel vonstatten ging, und so die Entstehung ihres Reichtums miterleben.

    Sie strahlte und legte dabei den Kopf genau auf die Weise schief, die Miguel wahnsinnig machte. Da war er, ihr Partner, ihr Freund, ihre Marionette. Sie hatte ihn ausgesandt, auf ihr Geheiß zu handeln, und er hatte es getan.
    Nur erkannte sie jetzt, dass er etwas ganz anderes tat. Ihr Partner verkaufte. Er stand inmitten einer Gruppe von Händlern, die ihm ihre Gebote zuriefen. Miguel schlug seine neunzig Tonnen stückweise los – zehn an diesen Händler, fünf an jenen. Seit dem jüngsten Tumult galt Kaffee als eine riskante Ware, und keiner kaufte ihn in großen Mengen.
    »Was machen Sie da?« Sie eilte zu Miguel hinüber, sobald er seine Transaktion abgeschlossen hatte. »Sind Sie verrückt geworden? Warum kaufen Sie nicht?«
    Miguel lächelte. »Mit ein wenig Manipulation und einem hier und da vorsichtig ausgestreuten Gerücht ist es mir gelungen, den Kaffeepreis auf siebenunddreißig Gulden pro Tonne zu steigern, also stoße ich die Tonnen ab, die ich von Nunes gekauft habe. Damit erziele ich einen ordentlichen Profit zusätzlich zu dem Gewinn, den

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