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Der Kaffeehaendler - Roman

Der Kaffeehaendler - Roman

Titel: Der Kaffeehaendler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Liss Almuth Carstens
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Umständen gar nicht genug Wein trinken konnte, und Hannah war eine Woche lang von dem vielen Wein ganz benebelt, ehe sie den Mut aufbrachte, Nein zu sagen. Jetzt schüttelte sie nur den Kopf. Wenn sie so viel trank, war das Baby in ihrem Bauch ganz ruhig, dabei gefiel es ihr, wenn es trat und strampelte. Wenn es still dalag, und seien es bloß wenige Minuten, befürchtete Hannah das Schlimmste. Was würde Daniel tun, wenn das Kind starb? Was würde er ihr antun?
    Sie hatte Catryn auf den Markt am Dam geschickt, um Kaffee zu holen, und das Mädchen musste jeden Nachmittag welchen für sie zubereiten. Eines Tages war Daniel früher als
sonst nach Hause gekommen und so wütend geworden, als er sah, was sie trank, dass er sie schlug, bis sie für das Wohlergehen ihres Kindes um Gnade bat. Nun trank sie ihn nur während der Börsenstunden, wenn sie sicher sein konnte, dass Daniel nicht daheim war.
    Manchmal sah sie Miguel auf der Straße, die er auf die ihr vertraute Weise mit den großen Händlern der Vlooyenburg entlangspazierte, in schöne neue Anzüge gekleidet. Er wirkte zufrieden, jugendlich in seinem Triumph. Hannah wagte nicht, zu lange hinzuschauen. Wenn sie zu ihm ginge, wenn sie ihm erzählte, dass sie ihren Mann verlassen wolle, um mit ihm zusammen zu sein, was würde er wohl sagen? Er würde ihr sagen, sie solle verschwinden. Wenn er mit seinem grandiosen Plan gescheitert wäre und nichts mehr zu verlieren gehabt hätte, hätte er sie vielleicht aufgenommen, aber nicht so.
    Nachdem Catryn das Frühstücksgeschirr abgeräumt hatte, gingen sie und Hannah auf den Markt. Das Mädchen konnte nicht halb so gut kochen wie Annetje und sie kannte sich weniger mit Fleisch und anderen Esswaren aus. Hannah hatte ein besseres Auge als sie, aber sie sagte nichts. Sollte das Mädchen doch schlechtes Gemüse und graues Rindfleisch aussuchen. Was spielte es für eine Rolle, ob ihre Mahlzeiten fad oder versalzen waren?
    Das war jetzt ihr Leben, blasse Karotten und fauliger Fisch. Diese Dinge waren ihre einzigen Freuden. Sie hatte ihren Ehemann, und sie würde eine Tochter haben, die, darum flehte sie Gott an, gesund und kräftig zur Welt kommen würde. Das würde ihr reichen müssen. Es würde ihr reichen müssen, weil es darüber hinaus nichts geben konnte.
     
    Bei seinem Bruder auszuziehen, war ein wunderbares Gefühl gewesen. Miguel hatte ein Haus auf der anderen Seite der Gracht gemietet, und obgleich es kleiner war als das von
Daniel, fand er es weitaus eleganter und geeigneter für seine Zwecke. Eigentlich wusste er kaum, was er mit all dem Platz anfangen sollte, aber er hoffte, ihn bald mit einer Frau und Kindern ausfüllen zu können. Die Ehevermittler hatten schon angefangen, an seine Tür zu klopfen.
    Am Tag nach seinem Sieg an der Börse, seinem letzten im Haus seines Bruders, war er vom Keller hinauf in die Küche gestiegen und dann weiter ins Hauptgeschoss, wo er im Vorderzimmer Daniel sitzen sah, der vorgab, Briefe durchzusehen. Daniel sagte nichts zu ihm. Kein freundliches Wort. Miguel hatte ihm morgens mitgeteilt, dass er ausziehen würde, und Daniel für seine Gastfreundschaft gedankt. Daniel hatte lediglich genickt und Miguel geraten, darauf zu achten, dass er nichts mitnahm, was ihm nicht gehörte.
    Eine Sache war noch offen, und Miguel wollte sie regeln, bevor er ging. Er räusperte sich und wartete, während Daniel langsam den Kopf hob.
    »Ist etwas?«, fragte er.
    »Ich wollte mit dir über eine Geldangelegenheit reden«, sagte er. »Es ist eine peinliche Geschichte, und ich möchte nicht, dass du mich für übereifrig hältst. Zurzeit geht es mir dank dem Heiligen, gesegnet sei Er, recht gut, aber man behauptet, dass du mir Geld schuldest.«
    Daniel erhob sich. » Ich schulde dir etwas? Was ist das für ein Unsinn? Nachdem ich dir im letzten halben Jahr Obdach gegeben habe, meinst du, ich schulde dir Geld?«
    »Dass ich hier Obdach gefunden habe, war sehr großzügig, Daniel, aber diese Großzügigkeit ist keine zweitausend Gulden wert. Ricardo hat mir alles erzählt.«
    »Ich kann nicht glauben, dass du mir damit kommst!«, schrie Daniel. »Ich habe dir Geld geliehen, als es sonst niemand tun wollte, als dein Name gleichbedeutend war mit Versagen. Ich habe dich aufgenommen und bei mir wohnen lassen,
als du kein Obdach hattest. Und jetzt wagst du mir vorzuhalten, ich schulde dir Geld.«
    »Du musst mir das Geld nicht sofort zurückzahlen. Ich weiß, dass es schlecht um deine Finanzen steht.«
    »Wer

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