Der Kaffeehaendler - Roman
Schmutzigen Hund ; sie war so betrunken, dass niemand bei ihr sitzen wollte. Einer der anderen Gäste warnte ihn, vorsichtig zu sein. Sie hatte einen Mann, der versucht hatte, ihren Busen zu streicheln, bereits so heftig in die Wange gebissen, dass Blut geflossen war. Aber inzwischen hatte sie sich offenkundig in einen Zustand getrunken, in dem sie nicht mehr wütend war, denn als sie Miguel sah, machte sie einen unbeholfenen Versuch aufzustehen und streckte dann die Arme aus, als wäre sie bereit, ihren ehemaligen Partner zu umarmen.
»Da ist ja Miguel Lienzo«, nuschelte sie. »Der Mann, der mich ruiniert hat. Ich hatte gehofft, Sie hier zu treffen, und nun sind Sie da. Setzen Sie sich zu mir?«
Miguel nahm sehr behutsam Platz, als hätte er Angst, die Bank könnte zerbrechen. Über den Tisch hinweg schaute er Geertruid an. »Für wen haben Sie gearbeitet? Ich muss es wissen. Ich verspreche, dass ich diese Auskunft nicht nutzen werde. Ich muss es für mich selbst wissen. War es Parido?«
»Parido?«, wiederholte Geertruid. »Ich habe nie für Parido gearbeitet. Wenn Sie nicht gewesen wären, hätte ich ihn nicht einmal gekannt.« Sie lachte und zeigte auf ihn. »Ich wusste , dass Sie das dachten. In dem Moment, als Sie mir sagten, dass Sie mich zugrunde gerichtet hätten, wusste ich, Sie dachten, ich sei Paridos Gehilfin. Wenn ich Paridos Gehilfin gewesen wäre«, erklärte sie, »hätte ich es verdient, vernichtet zu werden.«
Miguel schluckte angestrengt. Er hatte gehofft, etwas ganz anderes zu hören. »Sie haben mich mit einer List dazu gebracht, dass ich Ihnen vertraue. Warum?«
»Weil ich reich werden wollte«, sagte Geertruid und knallte mit der Hand auf den Tisch. »Und eine anständige Frau. Das ist alles. Ich habe für niemanden gearbeitet. Ich hatte keinerlei Pläne, Sie zu ruinieren. Ich wollte nur mit einem einflussreichen Mann ins Geschäft kommen, der mir helfen würde, ein Vermögen zu machen. Und als Sie Ihr Geld verloren haben, habe ich zu Ihnen gehalten, weil ich Sie mochte. Ich wollte Sie nie betrügen. Ich bin bloß eine Diebin, Miguel, keine Schurkin.«
»Eine Diebin?«, wiederholte er. »Dann haben Sie das Geld gestohlen, die dreitausend Gulden?«
Sie schüttelte den Kopf, der dabei so weit nach unten sank, dass Miguel befürchtete, er könnte auf den Tisch krachen. »Ich habe das Geld geliehen. Bei einem Geldverleiher. Einem sehr bösen Geldverleiher. So böse, dass nicht einmal die Juden etwas mit ihm zu tun haben wollen.«
Miguel schloss die Augen. »Alferonda«, sagte er.
»Ja. Er war der Einzige, den ich finden konnte, der willens war, mir zu borgen, was ich benötigte. Er wusste, wofür ich es brauchte, und er wusste, wer ich war.«
»Wieso hat er mir das nicht erzählt?«, fragte Miguel laut. »Er hat uns beide gegeneinander ausgespielt. Warum sollte er das tun?«
»Er ist kein netter Mensch«, sagte sie traurig.
»Oh Geertruid.« Er griff nach ihrer Hand. »Warum haben Sie mir nicht die Wahrheit gesagt? Wie konnten Sie zulassen, dass ich Sie ruiniere?«
Sie gab ein kleines Lachen von sich. »Wissen Sie, Miguel, lieber Miguel, ich mache Ihnen überhaupt keine Vorwürfe. Was hätten Sie denn tun sollen? Mich zur Rede stellen? Sich nach meinen Plänen erkundigen? Sie wussten bereits, dass ich eine Schwindlerin bin, und Sie wollten unbedingt an Ihr Geld kommen. Sie trifft keine Schuld. Aber ich hätte Ihnen auch nicht die Wahrheit sagen können, denn dann hätten Sie mir nie mehr vertraut. Sie hatten ja schon Angst vor Ihrem Ältestenrat, weil Sie mit einer Holländerin Geschäfte machten. Wie hätte ich Sie dann davon überzeugen können, dass etwas Gutes dabei herauskommt, wenn Sie mit einer geächteten Holländerin Geschäfte machen? Besonders einer wie mir.«
»Einer wie Ihnen?«
»Ich muss die Stadt verlassen, Miguel. Ich muss heute Abend abreisen. Alferonda sucht nach mir, und er wird nicht nachgiebig gegen mich sein. Man erzählt sich Geschichten über seinen Zorn, wissen Sie.«
»Warum sollte Alferonda zornig sein? Können Sie ihm nicht einfach das Geld geben, das ich auf Ihr Konto überwiesen habe? Ich habe die dreitausend Gulden, die Sie mir geliehen haben, doch zurückgezahlt.«
»Ich schulde ihm weitere achthundert an Zinsen.«
»Achthundert«, stieß Miguel hervor. »Kennt er keine Scham?«
»Er ist ein Wucherer«, sagte sie betrübt.
»Ich spreche mit ihm. Er ist mein Freund, und ich bin sicher, wir können uns verständigen. Er braucht Ihnen nicht so
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