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Der Kaffeehaendler - Roman

Der Kaffeehaendler - Roman

Titel: Der Kaffeehaendler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Liss Almuth Carstens
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hohe Zinsen aufzubürden. Wir werden einen niedrigeren Betrag vereinbaren, und ich werde Ihnen helfen, ihn zu bezahlen.«
    Sie drückte seine Hand. »Armer, lieber Miguel. Sie sind zu gut zu mir. Ich kann das nicht zulassen, denn Sie würden Ihr Geld bloß zum Fenster hinauswerfen, und durch Ihren Ruin wäre nichts gewonnen. Alferonda mag Ihr Freund sein, aber meiner ist er nicht, und er wird nicht erlauben, dass sein Ruf durch eine Gefälligkeit Schaden nimmt. Und was ist das für ein Freund, der Sie so getäuscht hat? Und selbst wenn Sie ihm Einhalt gebieten könnten, ist da immer noch das Geld, das ich den Mittelsmännern in Iberien schulde. Sie haben meinen Namen, nicht Ihren, und sie werden nach Amsterdam kommen und nach Geertruid Damhuis suchen. Wenn ich bleibe, ist es nur eine Frage der Zeit, bis ich zugrunde gerichtet bin. Ich muss heute Abend abreisen, deshalb will ich Ihnen endlich, wie Sie es verdienen, die ganze Wahrheit sagen.«
    »Das war noch nicht alles?«
    »Oh nein. Das war noch nicht alles.« Durch den Nebel ihrer Trunkenheit hindurch gelang ihr ein Lächeln, das ihn wie immer überwältigte. »Sie fragten, was ich meinte, als ich sagte, eine Diebin wie ich. Das will ich Ihnen jetzt beantworten.« Sie beugte sich näher zu ihm. »Sie müssen wissen, dass ich keine gewöhnliche Diebin bin. Ich stecke meine Hand nicht in fremder Leute Taschen oder schnappe mir ihre Geldbeutel oder breche in Geschäfte ein. Sie haben sich oft über meine Ausflüge aufs Land gewundert, dabei haben Sie, armer, törichter Mann, alle Geschichten darüber gelesen, und Sie haben sie gelesen, weil ich Sie, dreist, wie ich bin, damit bekannt gemacht habe.«
    Miguel vergaß fast weiterzuatmen. »Was meinen Sie damit? Dass Sie und Hendrick …« Er konnte den Satz nicht beenden.
    »Ja«, sagte Geertruid leise. »Wir sind der verwegene Pieter und seine Frau Mary. Wer von uns wer ist, kann ich nicht sagen.« Sie lachte. »Der arme Hendrick ist noch törichter als Sie, fürchte ich, aber er handelte stets auf Befehl und ließ alle
Welt glauben, dass er hinter Pieters heldenhaften Überfällen steckte. Es spielte kaum eine Rolle. Ich war zu der Überzeugung gelangt, dass, wenn wir es im Zeitalter der Märchen und Abenteuer schaffen würden, aus Pieter einen Helden zu machen, ihn niemand anschwärzen und die Legende über ihn es erschweren würde, ihn zu fassen. Wir hatten keine Ahnung, wie sehr unsere Pläne aufgehen würden. Ich hatte damit gerechnet, Geschichten über unsere Abenteuer zu hören, doch nie erwartet, sie gedruckt zu sehen. Die eine Hälfte der Geschichten, die Sie gelesen haben, ist erfunden, die andere wilde Übertreibung, aber sie kamen uns zustatten.«
    »Wo ist Hendrick jetzt?«
    »Geflohen.« Sie seufzte. »Er ist dumm, aber nicht so dumm, dass er nicht weiß, was es heißt, einem grausamen Wucherer Geld zu schulden. Ich habe ihn seit der Niederlage an der Börse nicht gesehen. Er war immer gegen meinen Umgang mit Alferonda und meine Pläne, ein Vermögen mit dem Börsenhandel zu machen. Er begriff nicht, wie das funktionieren sollte, und meinte, es sei zum Scheitern verurteilt. Ich fürchte, dass, egal, wie es ausgeht, den Abenteuern des verwegenen Pieter auf jeden Fall ein Ende bestimmt ist.«
    »Wie konnte ich Ihnen das nur antun?«, sagte er. Er barg sein Gesicht in den Händen.
    »Es ist meine Schuld. Ich habe Sie in Gefahr gebracht. Und das arme Mädchen, Ihre Schwägerin – bitte richten Sie ihr aus, dass es mir Leid tut, ihr einen Schrecken eingejagt zu haben.«
    »Sie wird bald meine Ehefrau sein«, sagte Miguel, der plötzlich das Bedürfnis verspürte, ehrlich zu sein.
    »Ach, wirklich? Da verstehe einer die Gewohnheiten der Juden, aber ist es an mir, sie zu verstehen?«
    »Was hat Hannah gesehen? Sie wusste es nicht einmal.«
    Geertruid lachte. »Sie wusste es nicht einmal. Wie überaus
amüsant. Sie hat mich mit Alferonda reden sehen, und ich hatte Angst, dass Sie Verdacht schöpfen, wenn Sie davon erfahren. Aber«, sagte sie, sich hochstemmend, »genug geplaudert, Senhor. Ich muss mich auf den Weg machen.«
    »Sie sind zu betrunken, Madame, um heute Abend noch die Stadt zu verlassen. Ich werde Sie nach Hause bringen.«
    Sie lachte und griff nach seinem Arm, um sich abzustützen. »Oh Miguel, Sie versuchen immer noch, einen Weg in mein Bett zu finden!«
    »Ich will nur, dass Sie sicher -«
    »Psst.« Sie legte ihm einen Finger auf die Lippen. »Es ist nicht mehr nötig, Märchen zu erzählen.

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