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Der Kaffeehaendler - Roman

Der Kaffeehaendler - Roman

Titel: Der Kaffeehaendler - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Liss Almuth Carstens
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Nicht mehr. Ich muss abreisen, und zwar heute Abend, und dass ich betrunken bin, wird es nur leichter machen, nicht schwerer.« Dennoch regte sie sich nicht. »Erinnern Sie sich an den Abend, Senhor, an dem Sie versuchten, mich zu küssen?«
    Er wollte schon lügen, so tun, als hätte ihm die Sache nichts ausgemacht, als sei sie zu unwichtig, um sich daran zu erinnern. Aber er log nicht. »Ja, ich erinnere mich.«
    »Ich hätte Ihren Kuss sehr gern erwidert«, sagte sie, »und mir noch mehr gewünscht. Ich habe es nicht getan, nicht, weil ich nicht wollte, sondern weil ich wusste, dass Sie gefügiger sein würden, wenn ich Ihnen nur so viel gab, um Ihren Appetit zu wecken. Eine Frau wie ich muss wissen, wann sie ihre Möse einsetzt, auch wenn das bedeutet, dass sie sie nicht benutzt.«
    »Ich bringe Sie nach Hause«, sagte Miguel erneut.
    »Nein«, sagte sie und löste sich mit unerwarteter Nüchternheit von ihm. »Wenn ich sage, ich muss abreisen, muss ich abreisen. Trennen wir uns rasch, sonst trennen wir uns nie.« Und damit ging sie zur Tür hinaus und in die Nacht. Ohne Laterne. Wenn es eine Frau gab, die die Diebe und die Nachtwache überlisten konnte, dann war es Geertruid Damhuis.

    Er blieb lange still sitzen und starrte einfach in die Ferne, bis ein hübsches Mädchen herüberkam und ihn fragte, ob er etwas wolle. »Wein«, flüsterte er. »Viel Wein.« Als er ihn getrunken hatte, als er so viel Wein in sich hineingeschüttet hatte, dass er nicht mehr unterscheiden konnte, was richtig und was falsch war – da machte er sich auf zu Alferonda.

    Aus
    Die auf Tatsachen beruhenden und aufschlussreichen Memoiren des Alonzo Alferonda
    Ich hatte kaum angenommen, dass mit Miguel Lienzos Sieg an der Börse alles erledigt sein würde. Ich hatte gewonnen, Parido hatte verloren, und der Sieg schmeckte süß, doch da war immer noch Miguel. Ich hatte ihn hintergangen, und das würde er mir übel nehmen. Ich hatte ihn zum Narren halten wollen, wenn er zu mir kam, seine Augen mit Tricks und Illusionen blenden, bis er bezweifelte, dass es überhaupt einen Mann namens Alonzo Alferonda gab, geschweige denn einen, der ihn missbraucht hatte. Doch ich hatte Miguel stets gern gehabt, und ich stand in seiner Schuld. Als ich mit der Sache anfing, hatte ich nicht die Absicht, ihm oder seinen Freunden zu schaden, ich gedachte lediglich, ihn als Werkzeug zu benutzen, um mir müheloser zu beschaffen, was ich wollte, und es war mir nur recht, dass er einige Gulden dazuverdiente.
    Gewiss sollte daraus kein Schaden entstehen. Wenn ein wenig gelogen wurde, wenn ein paar Münzen den Besitzer wechselten und wie durch Zauberhand auftauchten, was konnte verkehrt daran sein? Alle Menschen lieben Gaunerei und Gauner. Deshalb liefern ja auch halb verhungerte Bauern ihren hart erworbenen Lohn aus, wenn Quacksalber und Zigeuner durch ihre Dörfer kommen. Alle Welt liebt es, getäuscht zu werden – aber nur, wenn sie mit der Täuschung einverstanden ist.

    Eines Abends saß ich bei mir zu Hause und las die Heilige Thora – ich spreche die Wahrheit, denn der Cherem hat meine Liebe zum Lernen nicht um einen Deut gemindert -, als unten laut an die Tür gehämmert wurde. Wenige Augenblicke später klopfte mein Diener, der alte Roland (denn ich bevorzuge männliche Dienstboten, obwohl es bei den Holländern anders Mode ist, und werde mir von einem Volk von Käseessern nicht vorschreiben lassen, wen ich einstellen darf) an die Tür zu meinem Gemach und berichtete mir, ein »sehr betrunkener Hebräer von der portugiesischen Sorte« sei da und habe gedroht, er wolle den Mann umbringen, der hier wohne.
    Ich markierte die gelesene Stelle sorgfältig und klappte das Buch ehrfürchtig zu. »Lass den Burschen herein«, sagte ich.
    Kurz darauf stand ein berauschter Miguel Lienzo schwankend vor mir. Ich bat Roland, uns Wein zu bringen. Ich bezweifelte, dass Miguel noch mehr trinken wollte, als er bereits genossen hatte, konnte aber darauf hoffen, dass unsere Begegnung damit endete, dass er einschlief. Als der Diener wieder draußen war, bot ich meinem Gast einen Stuhl an und forderte ihn auf zu sprechen.
    Er ließ sich unbeholfen auf den harten Sitz nieder; in diesem Raum empfange ich nur Besucher, die ich schnell wieder los sein will.
    »Warum haben Sie mir nicht erzählt, dass Sie Geertruid Damhuis Geld geliehen haben?«, fragte er; seine Worte waren ein undeutliches Gemurmel.
    »Ich verleihe an so viele Leute«, sagte ich. »Sie können nicht erwarten, dass

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