Der Kaffeehaendler - Roman
ihr die Scheidung gewähren, und dann gehörte sie ihm. Einstweilen hatte er in einem hübschen kleinen Haus in der Vlooyenburg einige Zimmer für sie gemietet. Sie hatte nach eigenem Gutdünken ein Mädchen eingestellt, sie trank Kaffee, sie bewirtete angebliche Freundinnen, Frauen, die jetzt, da sie im Mittelpunkt eines so spektakulären, jedoch ehrbar beendeten Skandals stand, in Scharen in ihren Salon strömten. Und sie hatte Miguel auch schon in seinem neuen Heim besucht. Natürlich hatte sie das. Es gab keinen Grund, die gesetzlich sanktionierte Eheschließung abzuwarten.
Miguel trank zügig mit seinen neuen Freunden und erzählte erneut die Geschichte seines Triumphes. Von Paridos überraschter Miene, als Joachim zu verkaufen begann. Von seinem Entzücken, als die Tudesco-Händler den Preissturz einleiteten. Von dem erstaunlichen Interesse jener Fremden von der Levante. War das wirklich ein Ostinder gewesen, der dem Franzosen fünfzig Tonnen Kaffee abgekauft hatte?
Sie hätten diese Feier noch stundenlang fortsetzen können oder zumindest so lange, wie Miguel Wein spendierte, doch da trat Solomon Parido ein und ließ ihr Gespräch verstummen. Miguel verspürte eine seltsame Mischung aus Angst und Freude. Er hatte damit gerechnet, dass Parido auftauchen würde. Ein Mann wie er, mit solcher Macht ausgestattet, konnte sich nicht hinter einer Niederlage verstecken. Er würde sich in der Öffentlichkeit zeigen, der Nation demonstrieren, dass seine Verluste geringfügig waren und ihm nichts bedeuteten.
Parido beugte sich vor und sprach einige Freunde mit besonderer Herzlichkeit an. Miguel erwartete, dass der Parnass bei diesen Männern verweilen, seinem Feind den Rücken zukehren und dessen Anwesenheit ignorieren würde, aber das war keineswegs Paridos Plan. Nachdem er sich mit seinen Kollegen unterhalten hatte, kam er an Miguels Tisch. All diejenigen, die eben noch über die Geschichten von Paridos Versagen gelacht hatten, überstürzten sich jetzt darin, ihm ihren Respekt zu erweisen, aber der Parnass hatte kein Interesse an ihren Heucheleien.
»Auf ein Wort«, sagte er zu Miguel.
Dieser lächelte seine Begleiter an und folgte Parido in eine ruhige Ecke. Alle Blicke waren auf sie gerichtet, und Miguel hatte das unangenehme Gefühl, dass er jetzt Gegenstand ihrer Belustigung war.
Parido blieb stehen und neigte sich zu ihm. »Weil ich ein freundlicher Mensch bin«, sagte er leise, »habe ich Ihnen ein paar Wochen gegeben, um in Ihrem Ruhm zu schwelgen. Ich hielt es für grausam, Sie allzu bald zu vernichten.«
»Wer unter den Kindern Israels ist so weise und gütig wie Sie?«
»Sie mögen mich verhöhnen, doch Sie und ich, wir beide wissen, dass ich nur im Dienste der Nation gehandelt habe
und dass ich nicht verdient habe, was Sie mir angetan haben. Und dann Ihr armer Bruder! Er hat Sie beschützt und Ihnen Geld geliehen, als Sie ohne Freunde waren, und Sie vergelten es ihm damit, dass Sie ihn finanziell zugrunde richten, dass Sie ihm Hörner aufsetzen und die Ehefrau wegnehmen.«
Miguel konnte die allgemeine Überzeugung, dass er Daniel zum Hahnrei gemacht hatte, nicht aus der Welt schaffen, ohne Hannah zu verraten, deshalb ließ er die Leute denken, was sie wollten. »Sie und mein Bruder sind vom selben Schlag. Sie intrigieren gegen mich und sind auf meinen Ruin aus, und wenn Ihre Methoden versagen, werfen Sie mir vor, ich hätte Ihnen zuwidergehandelt. Das ist gewiss eine Verrücktheit, die der Inquisition selbst würdig wäre.«
»Wie können Sie mir ins Gesicht sehen und behaupten, ich hätte gegen Sie intrigiert? Haben Sie nicht versucht, mein Vorhaben mit dem Walfischtran zugunsten Ihres eigenen Profits zu vereiteln?«
»Ich wollte niemanden ruinieren, nur aus Ihren eigenen Manipulationen Gewinn schlagen. Nichts mehr als das, was jeder tagtäglich an der Börse tut.«
»Sie wussten genau, dass mich Ihre Einmischung teuer zu stehen kommen würde, während ich mich für Sie und Ihre Weinbrandterminkontrakte eingesetzt habe.«
»Ein Einsatz«, zeigte Miguel auf, »der mich Geld gekostet hat.«
»Anscheinend verstehen Sie nicht, dass ich nicht gegen Sie vorgegangen bin. Ich hatte darauf gewettet, dass der Weinbrandpreis fällt, und meine Machenschaften in diesem Zusammenhang drohten, Ihre Terminkontrakte in Schulden zu verwandeln, deshalb tat ich, was ich konnte, um Sie zu retten. Ich war ebenso überrascht wie alle anderen, als der Weinbrandpreis in letzter Minute stieg. Im Unterschied zu Ihnen
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