Der Kaffeehaendler - Roman
ich mich an alle erinnere.«
Mit dieser verwirrenden Behauptung wollte ich ihn nicht hinters Licht führen. Ich weiß eigentlich selbst nicht, was ich damit bezweckte. Ich weiß aber, was sie bewirkte: Sie machte ihn sehr wütend.
»Der Teufel soll Sie holen«, schrie er und erhob sich halb
von seinem Stuhl, »wenn Sie Spielchen mit mir treiben, bringe ich Sie um.«
Ich begann, ihm zu glauben, obgleich er keine Waffe in Sichtweite hatte und ich mich ohne große Schwierigkeit vor seinen trunkenen Angriffen retten konnte, sollte die Situation dahingehend ausarten. Trotzdem macht ich mit meiner Hand eine abwehrende Geste und wartete, bis er sich wieder auf seinem Stuhl niedergelassen hatte. »Sie haben Recht. Ich habe Ihnen nichts davon erzählt, weil es mir gelegen kam, dass Sie dachten, sie stecke mit Parido unter einer Decke. Mittlerweile wissen Sie sicher, dass ich sehr erfreut darüber bin, dass Ihre Intrige Parido geschadet hat, aber die Wahrheit ist, dass ich mehr dazu beigetragen habe, als Sie sich vorstellen können.«
Miguel nickte, als ob er sich an etwas erinnerte. »Parido hat sich schon für Kaffee interessiert, ehe ich beschloss, mich damit zu beschäftigen, oder? Er war nicht derjenige, der versuchte, meine Pläne zu vereiteln. Ich war es, der seine zu vereiteln suchte. Stimmt das?«
»Ja«, räumte ich ein. »Parido ist wenige Monate vor Ihnen in das Kaffeegeschäft eingestiegen. Es war nicht leicht, das vor Ihnen geheim zu halten, aber ich sorgte dafür, dass mein Kontaktmann in der Kaffeeschenke sich weigerte, Sie einzulassen, wenn Parido da war. Eine simple Vorsichtsmaßnahme. Parido, müssen Sie wissen, hatte nichts so Ausgeklügeltes wie Ihr Monopol-Komplott im Sinn. Er wollte nur mit Kauf- und Verkaufsoptionen Geschäfte machen, und als Sie anfingen, Kaffee zu kaufen, gefährdeten Sie seine Investitionen ebenso wie zuvor bei dem Walfischtran.«
»Also haben Sie Geertruid, mit dem einzigen Ziel, Parido zu schädigen, veranlasst, mir den Kaffeehandel schmackhaft zu machen, und sie dann hintergangen?«
»Ich bin geschmeichelt, dass Sie mich für so raffiniert halten, aber so weit ging meine Beteiligung nicht. Ihre Madame
Damhuis hat den Kaffee ganz allein entdeckt und Sie zu dem Geschäft verleitet, weil sie dachte, Sie würden einen guten Partner abgeben. Ich gestehe, dass ich Sie zu dem Handel ermutigte, als ich davon erfuhr, weil ich wusste, dass das schlecht für Parido wäre, und ich ließ hier und da eine Bemerkung fallen, dass Parido gegen Sie intrigierte. Aber mehr habe ich nicht getan.«
»Wie kam es, dass Geertruid Sie um ein Darlehen bat?«
»Ich weiß nicht, ob Sie mit der Geschichte dieser Frau vertraut sind, doch bestimmt wissen Sie, dass sie eine Diebin ist, und ich bin der Mann, an den sich Diebe wenden, wenn sie große Summen benötigen. Ich bezweifle, dass sie sich von jemand anderem dreitausend Gulden hätte leihen können.«
»Das Geld sehen Sie nicht wieder. Sie ist aus der Stadt geflohen.«
Ich zuckte die Achseln, da ich etwas Derartiges erwartet hatte. »Wir werden ja sehen. Ich habe Verbindungsleute in den Orten, wo sie vielleicht auftaucht. Die Hoffnung auf meine Gulden habe ich noch nicht aufgegeben, doch wenn sie weg sind, so ist das ein Preis, den ich bereit bin, für Paridos Vernichtung zu zahlen. Er hat nicht nur sehr viel Geld verloren, sondern steht auch vor der Gemeinde wie ein Narr da. Er wird nie wieder in den Ma’amad gewählt werden, und seine Tage der Macht sind vorüber. Ist es das nicht wert, einer Diebin wie Geertruid Damhuis Unannehmlichkeiten zu bescheren?«
»Sie ist meine Freundin«, sagte er traurig. »Sie hätten mir erzählen können, was Sie wussten. Sie hätten mir nur davon zu erzählen brauchen, und ich hätte das alles verhindert.«
»Und was hätten Sie sonst noch verhindert? Wenn Sie gewusst hätten, dass Paridos Friedensangebote echt waren, dass er als Erster auf den Kaffee gestoßen war und Sie seine Investitionen in Gefahr brachten, hätten Sie dann weitergemacht? Hätten Sie nach wie vor versucht, ihn in diesem Wettbewerb zu
schlagen, oder wären Sie abgesprungen? Ich glaube, wir kennen beide die Wahrheit, Miguel. Sie sind ein Ränkeschmied, aber nicht skrupellos genug, um zu tun, was nötig war.«
»Es war nicht nötig«, sagte er leise.
»Doch!« Ich schlug mit der Hand auf den Schreibtisch. »Dieser Schuft Parido ließ mich aus der Gemeinde verstoßen, weil er mich nicht mochte. Er benutzte fadenscheinige Vorwände, um sich
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